Osterpredigten
Leitender Geistlicher in der EKD
22. März 2008
Nachfolgend eine nachrichtliche Zusammenfassungen der Osterpredigten Leitender Geistlicher in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), soweit sie bei der Pressestelle der EKD eingegangen sind.
Die Texte sind in etwaigen Langfassungen nach Ablauf der auf den landeskirchlichen Internetseiten zu finden.
Die Osterbotschaften der Leitenden Geistlichen – auch des Vorsitzenden des Rates der EKD – finden Sie unter: http://www.ekd.de/glauben/osterbotschaften2008.html
Bischof Wolfgang Huber
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Die Überwindung des letzten Feindes
Ostern bringe die Botschaft, dass der letzte Feind, der Tod überwunden sei. Dies hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, am Ostersonntag, 23. März, bei seiner Predigt im Berliner Dom betont. Das Leben zeige sich, wenn der Schritt aus der Einsamkeit gelingt, wenn Menschen sich aufrichten lassen und den Blick nach vorn richten. Dies könne in der Botschaft, dass Jesus Christus auferstanden sei, zu erleben, so der Ratsvorsitzende im Berliner Dom.
Es sei allerdings Streit angebrochen darüber, wer den Tod überwinde, führte Wolfgang Huber in seiner Predigt aus. „Manche denken, zur Überwindung des Todes seien wir nicht auf Gott angewiesen, der moderne Mensch könne das selber.“ Dabei würden zwei Zweige der Medizin faszinieren: „Die Reproduktionsmedizin soll menschliches Leben künstlich zu Stande bringen. Und die regenerative Medizin soll den Tod hinausschieben und eines Tages ganz überwinden.“ Unsterblichkeit werde so zum käufliches Produkt, „von Menschen hergestellt, einstweilen allerdings noch nicht ganz fertig und vermutlich für die meisten unerschwinglich.“ Es sei nach Ansicht des Ratsvorsitzende eine verbreitete Vision: „Der Tod ist ein letzter Feind, aber wir überwinden ihn selbst.“ Dieser Ansicht von „Phantasten, die meinen, der medizinische Fortschritt werde eines Tages den Tod überwinden,“ widersprach der Ratsvorsitzende in seiner Osterpredigt: „Der Tod gehört zu unserem Menschsein. Mitten im Leben tritt er uns entgegen. Wer ihn verdrängt, verabschiedet sich von der Wirklichkeit.“
Österliche Menschen hätten zu Fragen des Todes einen anderen Zugang, wies der Ratsvorsitzende auf die Auferstehung Christi hin. Österliche Menschen würden nicht leugnen, dass jeder Mensch sterblich ist. Sie glauben auch nicht an die Seelenwanderung, sondern sie glauben an die Überwindung des Todes. Der Ostertag habe dem Tod das Rückgrat gebrochen: Es gibt ihn noch; aber er ist nicht die bestimmende Autorität. Sie liegt bei Gott, der den Tod überwindet.
Die Gewissheit, dass Christus an Ostern auferstanden sei, widerspreche auch allen Versuchen, den Sonn- und Feiertagsschutz auszuhöhlen: „Wer erst einmal die Axt an die Wurzel unserer Feiertagskultur gelegt hat, muss sich fragen, ob es noch ein Halten gibt. Eine Stadt muss nicht – wie Berlin – an zehn Sonntagen im Jahr ihre Geschäfte öffnen, um für Touristen attraktiv zu sein. Es schmückt sie mehr, wenn man an ihrem Leben den Unterschied zwischen Werktag und Sonntag noch erkennen kann. Es tut ihr gut, wenn man ihr an Ostern das Besondere das Besondere dieses Festes abspürt. Die Seele jubelt und tanzt. Denn Ostern ist das Fest des Lebens.“
Landesbischof Johannes Friedrich
Evangelische Landeskirche in Bayern, Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche, Mitglied des Rates der EKD
Ostern: Lebendige Hoffnung trotz Todeserfahrung
Die Auferweckung Jesu vom Tod zeige die unermessliche Liebe Gottes zum Leben, so Landesbischof Johannes Friedrich in seiner Predigt am Ostersonntag in der Münchner St. Matthäuskirche. Diese große Liebe Gottes müsse bei den Christen Konsequenzen zeigen: „Wenn Gott uns so liebt, dass diese Liebe über unseren Tod hinaus Bestand hat, dann sollte auch unsere Liebe zum Leben unermesslich groß sein“. Friedrich forderte dazu auf, einzutreten „gegen Krieg und Gewalt, ob bei uns oder im Irak, einzutreten für ein menschenwürdiges Leben von ersten bis zum letzten Atemzug“.
In seiner Predigt nahm Friedrich noch einmal Bezug auf die Ermordung des irakischen Erzbischofs Rahho vor wenigen Tagen durch islamistische Kräfte. Auch wenn Rahho damit auf tragische Weise zum Märtyrer geworden sei, so Friedrich, „dürfen wir uns auch durch noch so schreckliche Taten verblendeter Islamisten nicht davon abbringen lassen, Muslimen gegenüber tolerant zu sein. Das heißt nicht, die Forderungen von Islamisten zu tolerieren“.
Dennoch sei Toleranz auch gegenüber Menschen anderer Religionen gefordert, da Christen hoffen dürften, dass Gott in seiner Freiheit alle Menschen ohne Unterschied anzunehmen könne.
Präses Nikolaus Schneider
Evangelische Kirche im Rheinland, Mitglied des Rates der EKD
„Gottes Liebe und Gerechtigkeit nicht nur im Jenseits verankern“
In seiner Osterpredigt hat Präses Nikolaus Schneider davor gewarnt, Gottes Liebe und Gerechtigkeit allein im Jenseits zu verankern. „Auferstehung ist auch ein Programm zur Verbesserung der Welt, zur Hoffnung für dieses Leben“, sagte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland am Ostersonntag in der Düsseldorfer Johanneskirche. In seiner Predigt über einen Abschnitt aus dem 1. Korintherbrief (1. Kor. 15, 19 und 20a) unterstrich Schneider, dass die Auferstehung Christi von den Toten „auch ein Programm zur Verbesserung der Welt, zur Hoffnung für dieses Leben, ist“. Und weiter: „Wenn wir Gottes Liebe und Gottes Gerechtigkeit nur im Jenseits verankern, verfehlen wir unser Leben. Dann verdrehen oder missachten wir Gottes Gebote und Christi Weisungen. Dann leben wir nicht in der Nachfolge unseres Herrn Jesus Christus. Dann wäre Christus umsonst gestorben und auferstanden.“ Der Einsatz beispielsweise gegen Hunger und Armut und für Frieden und Gerechtigkeit stehe dringend für dieses Leben auf der Tagesordnung.
Gleichzeitig machte Schneider deutlich, dass bei allem Einsatz in dieser Welt Gottes verheißene, kommende Welt nicht aus dem Blick geraten dürfe: „Denn machen wir uns nichts vor: Wir können zwar mit unserem Leben, mit unseren Worten und Taten Zeugnis geben vom Gottesreich. Wir können die Verhältnisse verbessern. Wir können Spuren legen auf das hin, was kommen soll und anfänglich sichtbar werden lassen, was uns erwartet. Wir können Schritte des Friedens und der Gerechtigkeit ermöglichen und beschreiten. Aber: wir werden das Gottesreich auf dieser Erde nicht schaffen! Wir sind nicht Gott, die Welt ist nicht unsere Schöpfung und nicht unser Eigentum! Grundlegend verändern können und werden wir unsere Welt nicht. Die ganz große, radikale Veränderung, die neue Welt Gottes wird kommen – am jüngsten Tage.“
Die Auferstehung Christi, die die Christen an Ostern feiern, gebe umfassend Hoffnung, machte Präses Schneider deutlich: „Wir haben eine begründete Hoffnung, dieses Leben auf dieser Erde verbessern zu können! Wir haben eine begründete Hoffnung gegen alle unsere Todeserfahrungen und über unser eigenes Sterben hinaus! Wir haben eine begründete Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde Gottes und für unser neues Leben im Gottesreich!“
Präses Alfred Buß
Evangelische Kirche von Westfalen
Eine neue Ära auf der Weltbühne
„Der Tod zerstört alle Beziehungen, die unser Leben ausmachen“: Daraus macht Präses Alfred Buß in seiner Osterpredigt keinen Hehl. Im Alltag herrschen angesichts des Todes, den der Apostel Paulus „den letzten Feind“ nennt, Angst und Schrecken, Kummer und Leid. Doch selbst, wenn der Tod sich heute noch aufführe, als sei er der Herr der Welt – die tröstende österliche Gewissheit bleibt: „Er ist längst eine gebrochene Gestalt. Er hat seinen Stachel im Leben Christi zurücklassen müssen. Zu Ostern feiern wir den Anfang von seinem Ende.“ In seiner Predigt zum 1. Korintherbrief zeigte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen am Ostersonntag, 23. März, in der Altstädter Nicolaikirche (Bielefeld) die Kernbotschaft des Osterfestes auf: „In Jesus Christus aber hat der Tod seine erschreckende Macht verloren. Das unerbittliche Nein des Todes ist verschlungen in Gottes Ja“.
Mit dem 20. Vers des 15. Kapitels – „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“ – habe Paulus eine neue Ära auf der Weltbühne eröffnet, so Buß. Von Anfang an sei Jesu Wirken ein Kampf gegen den Tod gewesen. „Er schenkte Armen, Elenden und Verachteten Gottes Nähe. Er heilte kaputtes Leben und trieb Dämonen der Zerstörung aus.“ Mit seinem Kreuzestod schien zunächst zwar alles null und nichtig, aus und vorbei zu sein. Das Gegenteil war aber der Fall: „Merkwürdig, seit Ostern ist sein Tod noch ermutigender als es sein Leben in Galiläa und Jerusalem war.“ Buß erinnerte an die Frauen am Grabe und die verstörten Jünger, denen es dämmerte: „Im Tod, der alles Leben beendet hat, war Christus nicht allein. Gott selber ist mit ihm in den Tod gegangen. Der lebendige Gott hat Licht in das Dunkel des Todes gebracht.“
Kirchenpräsident Eberhard Cherdron
Evangelische Kirche der Pfalz
„Leben aus einer starken Hoffnung“
Die Osterbotschaft „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden“ verheißt nach den Worten von Eberhard Cherdron, Kirchenpräsident der pfälzischen Landeskirche, ein „Leben in Fülle“. „In der Hoffnung auf den Gott, der Jesus Christus den Tod überwinden ließ und der auch uns auferwecken wird, ist wahres Leben zu finden.“ Jesus habe immer wieder deutlich gemacht, dass Liebe und Hingabe den „Reichtum des Lebens“ ausmachten.
In seiner Predigt am Ostersonntag in der Gedächtniskirche in Speyer wandte sich der Kirchenpräsident in diesem Zusammenhang gegen den Konsum als Maßstab für ein erfülltes Leben. „Bei vielen Menschen steht Konsum für Leben, Freiheit und gute Laune. Konsum wird angepriesen als erstrebenswertes Lebensziel und sinnvoller Zeitvertreib. Einkaufen und Konsumieren ist inzwischen für viele zum Ersatz für das richtige Leben geworden ist. Dabei müssen wir doch selbst immer wieder erfahren, wie leer die Versprechen sind, die uns zum Konsum anstacheln sollen. Ein Selbstwertgefühl, das davon abhängt, welches Handy man benutzt und wie teuer die Uhr war, die man trägt, ist keines. Wertgegenstände nützen uns nichts, wenn wir keine Werte mehr haben.“
Die Aufweichung des Sonntagsschutzes zeige auch, dass der Konsumismus die Vielfalt sozialer Lebensformen bedrohe, die religiöse und kulturelle Identität zerstöre. „Mitternachtsshopping an Gründonnerstag und Feuerwerk in der Nacht auf den Karfreitag zur Umsatzsteigerung in den Einkaufszentren – mit Recht sind viele Christen empört über diese Art von Ausweitung des Einkaufsbummels.“
Es sei ein Irrtum zu glauben, das Wohlbefinden einer Gesellschaft ließe sich „an der Intensität und Quantität ihres Konsums ablesen.“ „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, heißt es in der Bibel. Und Gott schuf ihn nicht als gedankenlosen Dauerkonsumenten.“
Die christlichen Feste, allen voran das Osterfest, sorgten dafür, „dass in unserer konsumgesättigten Gesellschaft der Sinn für die wesentlichen Dinge des Lebens nicht noch weiter verkümmert. Ostern erzählt die große Geschichte vom Leben, die Geschichte von der starken Hoffnung, die auch den Tod überwindet.“
Landesbischof Jürgen Johannesdotter
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe
Grund zur Freud ein einer Welt voller Angst
Einen Zusammenhang zwischen der Jahreslosung aus dem Johannesevangelium „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ und der Osterbotschaft sieht Landebischof Jürgen Johannesdotter in einer österlichen Betrachtung. In den beiden Sätzen hänge die ganze Osterbotschaft. „Es geht dabei nie um Christus und um den Glauben, ohne dass es auch ums uns Menschen geht“, so der Landesbischof. Dies sei das Wunderbare an der Geschichte des Jesus von Nazareth, dass sie auch immer die Menschen einschließt. Durch die Taufe seien sie hineinbezogen in den Prozess von Tod und Auferstehung. „Den Stein des Todes können wir nicht selber wegrollen, den hat Gott selbst weggerollt“. Dies sei Grund zur Freude in einer Welt voller Angst
Landesbischof Frank Otfried July
Evangelische Landeskirche in Württemberg
Gott gibt Kontra
Landesbischof Frank Otfried July sagt in seiner Predigt am Ostersonntag in der Stuttgarter Stiftskirche: „In das bittere Gefühl unserer Unwichtigkeit, Sinnlosigkeit und Nutzlosigkeit hinein spricht Gott an Ostern ein Kontra: Christus ist auferstanden, auferweckt aus unserem Tod, auferweckt aus unserer Verlorenheit. Damit beginnt etwas ganz Neues. Für die Welt, in der wir weiterhin leben, gilt zwar: Die harte Wirklichkeit von Sünde und Tod bleibt für uns bestehen. Aber wir wissen von einem Weg, der darüber hinaus führt: In Christi Auferstehung ist unsere Auferstehung verbürgt.“
Hannover / Berlin, 22. März 2008
Pressestelle der EKD
Christof Vetter