„Wegbereiter der unierten Kirche in den USA“
Gedenken an den 200. Geburtstag von Ludwig Eduard Nollau
10. Juni 2008
Am 1. Juli 2010 wäre Ludwig Eduard Nollau 200 Jahre alt geworden. Das Gedenken an den Mitbegründer der Unierten Kirche in den USA (United Church of Christ, UCC) beginnt in seiner Geburtsstadt Reichenbach bei Görlitz schon in diesem Sommer. Am kommenden Sonntag, dem 15. Juni 2008, werden Vertreter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zusammen mit dem "Greendale Community Church Chor" aus Wisconsin einen Festgottesdienst in der St. Johanniskirche zu Reichenbach feiern. Bei einem anschließenden Stadt- und Gemeindefest soll Ludwig Eduard Nollau als „Sohn Reichenbachs, Missionar und Wegbereiter der UCC“ gefeiert werden.
Ludwig Eduard Nollau gehörte zu den Tausenden deutscher Auswanderer, die im 19. Jahrhundert ihren Platz und eine Aufgabe in den USA suchten. „Er sah im Neuanfang in Amerika eine Gelegenheit, die konfessionellen Grenzen zu überwinden, die auch die Evangelischen in Deutschland damals noch trennten. So bereitete er einer unierten Kirche in den USA den Weg. Außerdem wurde er zum Impulsgeber für eine evangelische Sozial- und Bildungsarbeit in den Vereinigten Staaten“, skizziert der Görlitzer Regionalbischof Hans-Wilhelm Pietz Nollaus Bedeutung. „Mit dem Gedenken an Nollau wollen wir seine Lebensgeschichte und die mit ihr verbundenen Themen neu bedenken und einen Beitrag zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen in Kirche und Gesellschaft leisten.“ In zwei Jahren, zum 200. Geburtstag, soll das internationale Nollau-Gedenken dann unter dem Thema stehen: „Migration und Heimatsuche im 19. Jahrhundert und heute.“
Die missionarische Laufbahn Nollaus beginnt 1837 mit seiner Entsendung nach Amerika als „Indianer-Missionar“. Das ursprüngliche Vorhaben kommt aber nicht zustande; Nollau kümmert sich mehr und mehr um die deutschen Auswanderer und gründet drei Jahre später in St. Louis den „Deutschen Evangelischen Kirchenverein des Westens“. Es wird eine Satzung mit Hinweis auf den „unierten Bekenntnisstand“ beschlossen. 1847 veröffentlicht der Kirchenverein einen „unierten“ Katechismus, der Elemente aus dem Lutherschen und dem Heidelberger Katechismus enthält. Drei Jahre später wird in Missouri ein Seminar zur Ausbildung eigener Pfarrer gegründet, in St. Louis entstehen ein Evangelisches Krankenhaus und ein Waisenhaus. Der Deutsche Evangelische Kirchenverein wächst zur Kirche; von 1866 an nennt er sich „Deutsche Evangelische Synode des Westens“. Im Jahr 1869 stirbt Nollau in Amerika. Fast 100 Jahre später, im Jahr 1957, kommt es zur Gründung der United Church of Christ
Berlin, 10. Juni 2008
Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann