Abendmahlsgeräte in Jawor (Jauer) an polnische Gemeinde übergeben
Schindehütte „Zeichen der Dankbarkeit und der Hoffnung“
29. Juni 2008
Dankbarkeit und große Hoffnung drücken sich aus, wenn Abendmahlskelche gestiftet werden, erklärte der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, der auch die Amtstelle der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) leitet. Anlässlich der Übergabe fünf alter Abendmahlsgeräte an die polnisch evangelische Gemeinde der Friedenskirche in Jawor (Jauer) erläuterte der Auslandsbischof, dass auch die Rückkehr dieser „vasa sacra“ – so der Fachbegriff – in die Friedenskirche Dankbarkeit und Hoffnung ausdrücke: „Wir sind dankbar dafür, dass in dieser Kirche und an diesem Ort weiterhin eine evangelische Gemeinde ihren Gottesdienst feiern kann.“ Die „vasa sacra“, deren ältestes Teil – ein Abendmahlskelch – 1743 von Gottlob Friedrich Freiherr von Richthofen der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in dieser Kirche gestiftet wurde, sind 1958 nach Auflösung der deutschsprachigen Gemeinde nach Berlin gebracht worden und dort im Zentralarchiv verwahrt worden. Am Sonntag, 29. Juni, wurden sie nun in einem Gottesdienst der polnischen Gemeinde übergeben. Die Predigt in diesem Gottesdienst hielt der polnische Bischof Ryszard Bogusz. Einig sind sich UEK und die evangelische Kirche Polens, dass die Übergabe der beiden kostbare Silberkelche, des Oblatenteller (Patene), der Oblatendose und eines kleines Kreuzes von deutschen in polnische Hände ein kirchen- und kulturpolitisch bemerkenswertes Ereignis ist.
Martin Schindehütte verwies in seinem geistlichen Grußwort in dem Gottesdienst, in dem auch das Abendmahl gefeiert wurde, auf die besondere deutsch-polnische Geschichte: „Nach allem, was Menschen in Polen erleiden mussten: diejenigen, die 1939 zu den ersten Opfern des Zweiten Weltkriegs gehörten, und diejenigen, die nach 1945 seine letzten Opfer waren, ist es doch ein großes Geschenk, dass wir heute als Polen und als Deutsche miteinander das Abendmahl feiern dürfen.“ Die Feier des Heiligen Abendmahls verdränge nicht, was in der Vergangenheit geschehen ist, stellte der Auslandsbischof fest: „Ganz im Gegenteil: Zur Eucharistie gehört immer auch die Erinnerung an das Leiden und Sterben und die Auferweckung Jesu. Und darin und zugleich ist alles Leid eingeschlossen und gegenwärtig, das Menschen einander zufügten. Und alle Schuld, die wir Menschen auf uns laden, kann benannt und bekannt werden. Wie in der Auferweckung Gottes Versöhnung mit uns Menschen Wirklichkeit wird, so wird auch die Kraft zur Versöhnung wirksam.“
Seit dem zweiten Weltkrieg sei zwischen Polen und Deutschland das Eingeständnis von Schuld und die gegenseitige Gewährung von Vergebung konkret geworden. Dies habe Schritte zu Versöhnung und Frieden erst möglich machten. In den evangelischen Kirchen in Deutschland sei unvergessen, dass es prophetische Worte aus den Kirchen waren, und zwar aus der evangelischen und aus der katholischen Kirche, die vor gut 40 Jahren die Tür öffneten, den Weg der Versöhnung zwischen Polen und Deutschland zu beschreite, erinnerte der Auslandsbischof: „Voll Dankbarkeit und Respekt nehmen wir wahr, dass es gerade auch Menschen waren, die nach 1939 zu den Opfern der deutschen Aggression gehörten, und Menschen, die nach 1945 aus ihrer Heimat vertrieben wurden, die auf beiden Seiten Zeichen der Versöhnung gesetzt haben.“
Hannover, 29. Juni 2008
Pressestelle der UEK
Christof Vetter