Bischöfe würdigen 75 Jahre Barmer Theologische Erklärung
Wolfgang Huber: „Barmen hilft zur Klarheit im Glauben“
31. Mai 2009
Am Pfingstsonntag 2009 haben leitende Geistliche aus der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Barmer Theologische Erklärung anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums gewürdigt.
Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, sieht die Erklärung auch heute noch als „verbindlich und wegweisend“ an. „Ich sehe ihre bleibende Bedeutung vor allem in drei Hinsichten: in der Klarheit des Glaubens, in der Gewissheit des kirchlichen Auftrags und in der Verantwortung für die Zukunft unserer Welt“, so Huber in seiner Predigt im Rundfunkgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin.
Die Erklärung, so der Ratsvorsitzende weiter, formuliere verbindlich „evangelische Wahrheiten, die sich aus der biblischen Botschaft ergeben.“ Das Besondere am Barmer Bekenntnis sei auch, dass die „Verantwortung in der Welt unlöslich in den Kern des christlichen Glaubens selbst“ gehöre. Diese Weltverantwortung aber werde „zusammengehalten mit der Klarheit des Glaubens und dem Verkündigungsauftrag der Kirche.“ Nur wenn diese Verbindung aufrecht erhalten bleibe, so Huber, könne die Kirche hoffen „nahe bei dem Erbe zu sein, das uns mit der Barmer Theologischen Erklärung anvertraut ist.“
Auch der Vorsitzende der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK), der badische Landesbischof Ulrich Fischer, und der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich, bezogen sich in ihren Pfingstpredigten auf die Barmer Theologische Erklärung.
Fischer erinnerte in seiner Predigt im Festgottesdienst im Berliner Dom daran, dass „das gemeinsame Hören auf das Wort und dieses gemeinsame Bekennen vor 75 Jahren in Barmen (...) schon damals als ein Pfingstwunder verstanden“ wurde. Schließlich hätten damals „Menschen verschiedener konfessioneller Dialekte - Lutheraner, Reformierte und Unierte - einander verstanden und einen Akt gemeinsamen Bekennens gewagt.“ Der badische Landesbischof warnte jedoch vor einer Glorifizierung: „Vergessen wir nicht die dunkle Seite von Barmen, nämlich das Schweigen zur Judenfrage.“ Kein Wort der Solidarität mit den entrechteten Juden sei damals zu finden, so Fischer. Die Aktualität von Barmen sieht Fischer heute in ihrem kritischen Potential „gegen die völlige Durchökonomisierung der Welt und gegen die Vorstellung von der Eigengesetzlichkeit wirtschaftlichen Handelns“.
Der Leitende Bischof der VELKD, der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich erinnerte in seiner Pfingstpredigt im fränkischen Gunzenhausen an die Scheidung der Geister, die die Barmer Theologische Erklärung von 1934 vollziehe: „Damals wie heute würden Christen vor der Frage stehen ‘wie unterscheiden wir zwischen Gottes Geist und dem Ungeist unserer Zeit‘?“ Mit der Erklärung, so Friedrich, sei damals ein Dokument „einzigartiger theologischer Dichte und Prägnanz“ entstanden, das mit seinem Bekenntnis zur alleinigen Herrschaft Jesu Christi dem totalitären Führerstaat seine Berechtigung entzogen habe. Friedrich weiter: „Ich sage es als bayerischer Landesbischof sehr deutlich: Ich bin unseren Vorvätern sehr dankbar dafür, dass sie diese Barmer Theologische Erklärung verabschiedet haben“.
Hannover, 31. Mai 2009
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick