UEK und SELK führen Gespräche zur Klärung ihres Verhältnisses
Union, Bekenntnis und kirchliche Identität
03. Januar 2012
Die Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der EKD und die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) haben einen Gesprächsprozess zur Klärung ihres Verhältnisses zueinander begonnen. Bischof Martin Schindehütte, der Leiter des Amtes der UEK, und Bischof Hans-Jörg Vogt von der SELK hatten angeregt, im Blick auf das 200-Jahres-Gedenken der preußischen Union 2017 das Verhältnis zwischen UEK und SELK aufzuarbeiten und zu bestimmen. Das Präsidium der UEK und die Kirchenleitung der SELK haben dieses Vorhaben begrüßt.
Eine bilaterale Arbeitsgruppe hat nun das Konzept eines Kolloquiums erstellt. Unter dem Thema: „Union, Bekenntnis und kirchliche Identität“ soll im Januar 2013 in Wittenberg ein Fachgespräch stattfinden, in dem das Verhältnis der beiden Kirchen in Geschichte und Gegenwart thematisiert wird. Dabei soll es zu einem Austausch darüber kommen, wie beide Seiten heute historische und theologische Sachverhalte beurteilen, die das Verhältnis von Union und selbstständigen Lutheranern bestimmt haben.
In der SELK haben sich evangelisch-lutherische Gemeinden zusammengeschlossen, die sich im 19. Jahrhunderts im Protest gegen die preußische und andere landeskirchlichen Unionen als unabhängige Bekenntnisgemeinden gebildet hatten. Die UEK wiederum vertritt in Rechtsnachfolge die Anliegen der früheren Evangelischen Kirche der Union.
Ausgangspunkt des Fachgesprächs wird eine Predigt sein, die der damalige Präsident der EKU-Kirchenkanzlei, Franz-Reinhold Hildebrandt, im Jahr 1967 aus Anlass des 150. Unionsjubiläums in Berlin gehalten hat. Hildebrandt legte damals für die Unionskirchen eine Art Schuldbekenntnis ab: Die polizeilichen Gewaltmaßnahmen, mit denen der preußische Staat anfangs den „altlutherischen“ Widerstand gegen die Kirchenunion zu brechen versucht hatte, seien ein eklatanter Verstoß gegen den evangelischen Grundsatz: „sine vi, sed verbo“ (ohne Gewalt, allein durch das Wort) gewesen. Der EKU-Präsident erinnerte aber auch an Verbindungen zwischen Bekennender Kirche und Altlutheranern im Kirchenkampf in der Zeit des Nationalsozialismus. Seine Predigt gilt als ein Wendepunkt im Verhältnis von Union und freikirchlichem Luthertum. Trennend wirken jedoch bis heute unterschiedliche Sichtweisen in der Bedeutung der Bekenntnisse, der Sakramente und der Leuenberger Konkordie.
Bischof Voigt stellte die Gespräche in den Zusammenhang des Reformationsjubiläums 2017: „Ein Jubiläum war Ausgangspunkt für den notvollen Prozess der Kirchwerdung selbstständiger Lutheraner. Wir haben in einem ökumenischen Lernprozess aufgenommen, dass es unverzichtbar für eine Kirche ist, in verbindlichen Gesprächen neu aufeinander zuzugehen.“ sagte er bei einer Vorbereitungskonsultation in Hannover.
Bischof Schindehütte gab der Hoffnung Ausdruck: „Die unierten Kirchen und die lutherischen Freikirchen können heute einander neu wahrnehmen. Wir wollen frei werden von den Bildern, die wir früher voneinander hatten und suchen nach Verständigung über unsere gemeinsame Identität als evangelische Kirchen.“
Hannover, 03. Januar 2012
Pfarrerin Karin Bertheau, Amt der UEK
KR Michael Schätzel, Pressearbeit der SELK