Vorstellung vor der Vollkonferenz der UEK
Kirchenpräsident Christian Schad
08. November 2013
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder!
Vor einem Jahr haben Sie mich in den Vorstand der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen gewählt; heute kandidiere ich für deren Vorsitz.
Seit fünf Jahren arbeite ich im Präsidium der UEK mit. Aus innerer Überzeugung setze ich mich für die Fortentwicklung des Verbindungsmodells ein. Zuletzt - zusammen mit Brigitte Andrae und Ulrich Fischer - in der vor einem Jahr gemeinsam eingerichteten Perspektivgruppe von EKD, UEK und VELKD. Ich habe dabei erfahren, wie unterschiedliche Prägungen in der evangelischen Kirche einander brauchen, einander erfordern, einander beschenken. Eine für den konstruktiven Fortgang der Gespräche wesentliche Basis bestand darin, dass wir sensibel waren auch für das Anderssein des Anderen, und diese Offenheit zu wechselseitigem Vertrauen geführt hat.
Ausgangspunkt für die jetzt einzurichtende Steuerungsgruppe wird sein, dass die gliedkirchlichen Zusammenschlüsse ihren Auftrag nicht mehr neben der EKD, sondern in ihr erfüllen! Dieses vertiefte Miteinander wird auch dazu führen, dass sich die EKD - als Gemeinschaft bekenntnisverschiedener und rechtlich selbständiger Gliedkirchen - expressis verbis als Kirche versteht.
Seit 1983 bezieht sich die Grundordnung der EKD auf die mit der Leuenberger Konkordie erklärte Kirchengemeinschaft. Meiner Meinung nach müssen wir Leuenberg als Referenzrahmen für das Kirchesein der EKD in Zukunft noch stärker fruchtbar machen. Gerade als Unionskirchen bringen wir in diesen Prozess die Erfahrung ein, dass unterschiedliche konfessionelle Profile der Einheit der Kirche nicht im Wege stehen, ganz im Gegenteil! Geschwisterliche Vielfalt, einander ergänzende, korrigierende und bereichernde Pluralität, ist kein Mangel, sondern gehört zum Wesen der Kirchengemeinschaft und ist in gewisser Weise Voraussetzung lebendiger Einheit. Einer Einheit, die nicht gleich macht, die nicht gesichtslos ist, sondern gerade in der Unterschiedlichkeit der Prägungen den Reichtum der Gaben Gottes entdeckt.
Die Leuenberger Konkordie versteht sich selbst nicht als Bekenntnis, sondern bezieht sich auf Bekenntnisse. Und sie bezeichnet den Grund für deren konfessionsverbindende Auslegung in dem gemeinsamen Verständnis des Evangeliums. Christus ist die in aller Pluralität gemeinsame Mitte. ER ist der Grund der Kirche sowie ihrer Einheit. Dann aber schließen sich eintönige Uniformität ebenso aus, wie konfessionalistische Verengung.
In den Berufsjahren, die hinter mir liegen - ob als Gemeindepfarrer oder später als Dozent am Predigerseminar meiner Landeskirche, ob als Oberkirchenrat oder jetzt als Kirchenpräsident: Immer wieder erlebe ich, dass die Frage nach der Grenze trennt, die Frage nach der gemeinsamen Mitte aber verbindet.
Wie ich mir die Vertiefung unseres Miteinanders innerhalb der EKD konkret vorstelle?
Indem wir die gemeinsame theologische und liturgische Arbeit bewusst fortsetzen und das diesjährige Jubiläum der Leuenberger Kirchengemeinschaft zum Anlass nehmen, über das Modell: "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" neu nachzudenken. Gerade die Unterscheidung zwischen dem gemeinsamen Grund der Kirche und der Vielgestaltigkeit evangelischer Kirchentümer führte in Leuenberg dazu, dass Kirchen verschiedenen Bekenntnisstandes einander Gemeinschaft an Wort und Sakrament gewährten und ein möglichst intensives Miteinander in Zeugnis und Dienst an der Welt erstrebten.
Hier möchte ich anknüpfen und fragen, was es heute heißt, eine ausstrahlungsstarke evangelische Kirche zu sein. Dieser Aufgabe will ich mich gerne stellen - und freue mich, auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.