Vollkonferenz am 01. Mai 2009 in Würzburg
Bericht des Präsidiums der UEK zur Vollkonferenz
Von Barmen nach Würzburg oder von der Durchlässigkeit konfessioneller Grenzen
1. Mai 2009
Einleitung
Am 1. Mai 2009 schlagen wir ein neues Kapitel in der noch jungen Geschichte der UEK auf, zugleich aber auch ein neues Kapitel in der Geschichte der EKD. Ausgerechnet am „Tag der Arbeit“, diesem arbeitsfreien Tag, beginnen wir mit unserer Arbeit, nämlich der Zusammenarbeit der Synode der EKD, der Generalsynode der VELKD und der Vollkonferenz der UEK. Wir beginnen diese Arbeit mit einem neugierigen und erwartungsvollen Blick nach vorn. Aber wir tun sicher auch gut daran, im Ohr zu behalten, was von der letzten eigenständigen Vollkonferenz der UEK noch nachklingt. Vor einem Jahr in Wuppertal erinnerte uns Bischof Michael Bünker aus Wien daran, dass alle missionarische Arbeit der Kirche mit dem „Aufhören“ anfängt, mit dem Auf-Hören im doppelten Sinn: Nämlich mit der Besinnung darauf, dass nicht wir es sind, die die Kirche erhalten, wie Martin Luther unübertroffen formuliert hat: „Unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen. Unsere Nachkommen werden's auch nicht sein; sondern der ist's gewesen, ist's noch und wird's sein, der da gesagt hat: 'Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.'“ Oder, wie es wiederum unübertroffen knapp der Heidelberger Katechismus sagt, dass es zuerst und zuletzt Jesus Christus allein ist, der seine Kirche „versammelt, schützt und erhält.“ Dessen sind und bleiben wir uns auch an diesem Anfang bewusst und wir danken den beiden Predigern, die uns gestern Abend im Einführungsgottesdienst und heute Morgen zu Beginn dieser Sitzung daran erinnert haben.
Von unserer letzten Vollkonferenz in alter Gestalt klingt auch noch die Ermutigung von Präses Nikolaus Schneiders an die UEK nach, auch künftig zwei besonders aus der Geschichte der EKU ererbte Tugenden weiter zu tragen und zweierlei zu zeigen: „Theologischen Biss – und den Mut zum Bekenntnis“. Wir haben vor einem Jahr miteinander in der Barmen-Gemarker Kirche das Barmen-Jahr 2009 gewissermaßen „eingeläutet“. Jetzt, viereinhalb Wochen vor dem Barmen-Gedenktag am 31. Mai, dem Pfingstsonntag, zeigt sich schon hier und da, welches besondere Licht mit den Barmer Thesen für unsere Kirche mitten im Reformprozess aufleuchtet.
Noch wissen wir nicht, was der Ertrag dieses Barmen-Jahres für unsere Kirche sein wird und wir wissen auch noch nicht, wohin uns der Weg der miteinander verbundenen Synoden führt. In einer Hinsicht aber betreten wir in diesem Jahr mit Sicherheit Neuland: Es dürfte das erste Mal sein, dass auf bayerischem Boden eine unierte synodale Versammlung stattfindet. Und es dürfte dann im Herbst ebenfalls das erste Mal sein, dass eine Generalsynode der VELKD in Württemberg tagt. Ich gestehe, dass diese kirchengeschichtlichen Novitäten mich mit außer-ordentlichem Vergnügen erfüllen. Darum geht es uns doch als UEK, ja das ist die theologisch-kirchenpolitische These, die mit der Gründung der UEK und der Konstituierung des Verbindungsmodells kirchliche Gestalt gewinnt: Die verschiedenen evangelischen Konfessionen begründen keine voneinander abzugrenzenden Kirchentümer, sondern das Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung von Spielarten evangelischen Glaubens. In diesem Sinn freue mich an der fränkisch-bayrisch-lutherischen Gastfreundschaft, die wir hier in Würzburg erleben, der geistlichen Gastfreundschaft gestern Abend beim gemeinsamen Gottesdienst in der St. Stephanskirche, aber auch der leiblichen Gastfreundschaft am späteren Abend, nach getaner Arbeit, bei Bocksbeutel und „Fleischküchle“.
Der Bericht des Präsidiums, den ich Ihnen nun vortragen möchte, hat zwei Teile und einen Schluss; Sie bekommen den Bericht nach meinem Vortrag in schriftlicher Fassung ausgeteilt.
1. Teil: Die UEK im Reformprozess
Was wir bei Gründung der UEK vor sechs Jahren noch nicht wirklich absehen konnten, zeichnet sich inzwischen in immer deutlicheren Konturen als beantwortungsbedürftig ab: Was heißt eigentlich: „Union Evangelischer Kirchen in der EKD“? Nun gut: Schon seit zweieinhalb Jahren arbeitet die verhältnismäßig kleine Amtsstelle der UEK im Kontext und unter dem Dach des Kirchenamtes der EKD in Hannover und hat so die eigenständige Verwaltung der UEK in der Berliner Kirchenkanzlei beerbt. Parallel mit dem organisatorischen Neuanfang hatte sich die UEK darauf zu besinnen, was denn nun ihre künftige Aufgabe sei in dieser Verbindung mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und mittelbar auch in ihrer Verbindung mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands; diese Besinnung fand ihren Niederschlag im sogenannten „Grundlinienpapier“ vom September 2007.
Mit dem heutigen Tag öffnet sich mit den nun miteinander verbundenen Synoden bzw. unserer Vollkonferenz ein neues Feld gemeinsamer Erfahrung der drei gliedkirchlichen Zusammenschlüsse. Ob sich dieses Miteinander als eine Übergangsform erweist, die am Ende selbst auf ihre Aufhebung drängt, oder ob sich hier mit der Zeit Formen eines gelingenden Zusammenwirkens herauskristallisieren, das wissen wir heute noch nicht. Dass aber das Miteinander der verbundenen Synoden in dieser Amtszeit von 2009 bis 2015 in sinnvoller Ergänzung gestaltet wird, darum wollen wir uns nach Kräften bemühen. Wie in der gesamten Arbeit der UEK wird es auch auf den kommenden Versammlungen der Vollkonferenz darum gehen, wichtige theologisch-inhaltliche Impulse zu setzen. Lediglich als Schrumpfmodell einer halben EKD-Synode hat weder die Vollkonferenz der UEK noch die Generalsynode der VELKD ihre Existenzberechtigung.
Das derzeitige Nebeneinander der drei gliedkirchlichen Zusammenschlüsse signalisiert unübersehbar: Wir sind mit der Reform und der gegenseitigen Integration noch nicht am Ziel. Das liegt vor allem daran, dass wir in der inhaltlichen Zuordnung der Themen und Aufgaben noch ein gutes Stück weiterkommen müssen. Ganz klar können wir heute jedenfalls schon sagen, was wir nicht wollen: Es kann keine Auflösung der UEK in die EKD hinein geben, wenn auf der anderen Seite zugleich ein umso starreres Gegenüber zwischen EKD und VELKD droht. Wir dürfen keine Spaltung der Art entstehen lassen, dass auf der einen Seite diejenigen stehen, die vor allem auf den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskurs einwirken wollen und auf der anderen Seite jene, die sich vor allem um die konfessionelle Konturierung der evangelischen Kirche mühen. Solche Alternativen sind längst überholt und wir wollen darauf achten, dass sie nicht unversehens durch die Hintertür wieder Einzug halten. Mit einer solchen Konfrontation wäre die Einheit des deutschen Protestantismus nicht gestärkt, sondern empfindlich geschwächt. Gerade von Barmen her ist hier zusammenzuhalten, was zusammengehört: das Bekenntnis und die politisch-gesellschaftliche Verantwortung.
Überhaupt sind in den Reformbemühungen der evangelischen Kirche falsche Alternativen zu vermeiden. Eine falsche Alternative heißt: Kirche - hier als Institution verteidigt und dort zur Organisation umgeformt. Ich sage: Wir stehen zur Kirche als einer unverzichtbaren Institution und dürfen die Einflussmöglichkeiten, die die Kirche als Institution in unserer Gesellschaft hat, nicht leichtfertig verspielen. Und ebenso nach der anderen Seite: Jawohl, wir haben einigen Nachholbedarf, Kirche auch als eine Organisationsaufgabe wahrzunehmen, denn ohne einen professionelleren Umgang mit unseren personellen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen werden wir unsere kirchlichen Aufgaben auf keiner Ebene bewältigen. Aber, liebe Schwestern und Brüder, weder die Institution noch die Organisation der Kirche sind Selbstzweck. Solange wir uns nur um den Erhalt von Institutionen, oder solange wir uns nur um die Optimierung von Organisationen bemühen, haben wir das Entscheidende für unsere Kirche noch nicht getan. Entscheidend ist und bleibt, dass Institution und Organisation im Dienst des Evangeliums stehen. Entscheidend bleibt, dass die Kirche mit ihrer Botschaft und mit ihrer Gestalt zeugnisfähig bleibt, dass sie mit ihrer Predigt und mit ihrer Gestalt, mit ihrer Botschaft und mit ihrer Ordnung mitten in der Welt bezeugt, dass sie allein Christi Eigentum ist und allein von seinem Trost und von seiner Weisung lebt. Diesen Zusammenhang zwischen Botschaft und Gestalt gilt es auf allen Ebenen kirchlichen Handelns durchzudeklinieren. Gerade weil die Kirche weiß, dass sie ein menschliches Gebilde ist, ein Leib „mit Flecken und Runzeln“, gerade deshalb kann sie umso unbefangener alles dafür tun, dass die Gestalt dessen, was sie tut, ihrer Botschaft nicht widerspricht, sondern sie unterstützt und beflügelt. Weil wir diese in Barmen erkannten und bekannten Zusammenhänge von Botschaft und Gestalt, von Bekenntnis und Organisation, von Mission und Weltverantwortung stärken und nachhaltig in der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Geltung bringen wollen, darum haben wir uns vor einem Jahr für das Weiterbestehen der UEK wenigstens für eine weitere Amtsperiode der Vollkonferenz entschieden.
2. Teil: Themen des Präsidiums seit Mai 2008
Ich möchte Ihnen nun in aller Kürze am Beispiel einiger Themen und Arbeitsfelder zeigen, was uns in unserem Präsidium im vergangenen Jahr beschäftigt hat und wie sich die UEK im Reformprozess positioniert.
Vor einem Jahr haben wir in Wuppertal das Barmen-Jahr eingeläutet. Natürlich steht dieses kleinere Jubiläum ein bisschen im Schatten des anderen großen Datums, des 500. Geburtstages von Johannes Calvin. Zunächst einmal freuen wir uns sehr darüber, welche großartige Resonanz das von uns und unseren Kirchen - gemeinsam mit der EKD und dem Reformierten Bund - vorbereitete, getragene und mitgestaltete Calvinjahr findet. Möge es seinen Teil dazu beitragen, dass Calvin und der Calvinismus wenigstens ein wenig von jenem erstaunlich hartnäckigen Zerrbild befreit werden, das konfessionalistische und politische Polemik von ihm gezeichnet haben.
Nun aber Barmen: Erstmals gab es eine gemeinsam verantwortete Arbeitshilfe zum Barmen-Jubiläum, die vom Kirchenamt der EKD und den beiden Amtsstellen gemeinsam vorbereitet und veröffentlicht wurde - ein schönes Zeichen für die Chancen des Verbindungsmodells, aber auch ein Hinweis darauf, dass „Barmen“ längst zu einer Orientierungsgröße im gesamten deutschen Protestantismus geworden ist. Die gemeinsame Broschüre hat die schlichte Zielsetzung, Gemeinden zu helfen, die Theologische Erklärung von Barmen in Erinnerung zu bringen, in den Gottesdiensten an Pfingsten, oder aber auch in Andachten zu den sechs Thesen. Dass die Broschüre dann in einer solchen Menge und Breite vor allem aus den UEK-Kirchen angefragt werden würde, hat niemand von uns erwartet und freut uns natürlich. Auf Ihren Tischen finden Sie außerdem die Ankündigung unserer Berliner Vortragsreihe zu Barmen unter den Titel „Begründete Freiheit“. Hier machen wir den Versuch, konkret auszuloten, was die Barmer Theologische Erklärung austrägt für einige wesentliche uns in der Reform der Kirche aufgegebene Fragestellungen. Dass eine Besinnung auf Barmen, auf das Bekenntnis einer gesellschaftlich marginalisierten Kirche, unter der mächtigen wilhelminischen Kuppel des Berliner Doms stattfindet, das macht etwas von der Spannung in der Geschichte der Unionskirche deutlich, zu der wir stehen und von der wir für den Weg unserer Kirche auch weiterhin zu lernen haben. Im Übrigen zeigt auch die Liste der Vortragenden, dass die UEK sich in ihrem Nachdenken über die Zukunft der evangelischen Kirche nicht beschränken möchte auf das Gespräch mit denen, die ihr von vornherein nahe stehen. Auf dem gemeinsamen Weg möchte die UEK „Evangelische Impulse“ setzen – und sie ist bereit, sich auch von gut begründeten Impulsen „von außen“ bewegen zu lassen.
Bei den Berufungen in die EKD-Synode standen die drei gliedkirchlichen Zusammenschlüsse vor der für alle ungewohnten Aufgabe, bei der Suche nach der Repräsentanz bestimmter Professionen und Arbeitsfelder die Wünsche und Bedürfnisse der jeweils anderen Tradition zu berücksichtigen und zu einvernehmlichen Vorschlägen zu kommen. Dies ist in guter, kooperativer Weise während einer einzigen, fast konspirativ zu nennenden Sitzung in Räumen des Berliner Flughafens gelungen - nicht zuletzt dank der Einsatzbereitschaft des Leitenden Bischofs der VELKD Johannes Friedrich. Für die UEK können wir froh sein, dass die personelle Identität der EKD-Synode mit der Generalsynode der VELKD und der Vollkonferenz der UEK nun auch deutlich macht: In unserer Kirche gehört beides zusammen, die theologische Profilierung und die gesellschaftliche Verantwortung.
Wenn sich nun die Synodalen der EKD-Synode je nach landeskirchlicher Herkunft aufteilen zur Synode der VELKD auf der einen und zur UEK-Vollkonferenz auf der anderen Seite, dann fällt auf, dass zwei Landeskirchen weder hierhin noch dorthin richtig gehören: die Württembergische und die Oldenburgische Landeskirche. Beide Kirchen haben in der UEK – wie im Übrigen auch der Reformierte Bund - einen qualifizierten „Gaststatus“. Das ist ein Erbe aus der Arnoldshainer Konferenz. Die beiden Landeskirchen haben sich 1947 als lutherisch geprägte Kirchen einmal aus wohlerwogenen Gründen gegen eine Zuordnung zu einem der konfessionell geprägten Zusammenschlüsse entschieden. Sie haben gleichwohl in den Gremien der Arnoldshainer Konferenz intensiv mitgearbeitet. Diese gastweise Mitarbeit der beiden Landeskirchen und des Reformierten Bundes wollen wir fortsetzen; ein entsprechender Beschluss des Präsidiums liegt der Vollkonferenz heute zur Bestätigung vor. Wir gehen freilich davon aus, dass sich durch die nun vollzogene Verbindung der drei Zusammenschlüsse die Voraussetzungen für eine mögliche Mitgliedschaft der Kirchen in einem der beiden Zusammenschlüsse geändert haben. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob es gelingt, diese Zusammenarbeit so zu gestalten, dass sich die Landeskirchen klar einem der beiden Zusammenschlüsse zuordnen – oder ob sie nach dem Modell der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland auf eine Doppelmitgliedschaft in beiden Zusammenschlüssen zugehen. In dieser Frage gilt: Wiedervorlage rechtzeitig vor Ablauf dieser Amtsperiode, also etwa im Jahr 2012. Ich bin gespannt, was sich bis dahin aus unserem intensivierten Miteinander ergeben wird.
Der Weg, den die neugegründete Evangelische Kirche in Mitteldeutschland eingeschlagen hat, gibt aus Sicht der UEK zu großer Freude und zu weitgespannten Hoffnungen Anlass. In einem intensiven Beratungsprozess bei der Zusammenführung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-lutherischen Thüringischen Landeskirche ist eine vorbildliche Kirchenverfassung geschaffen worden. Sie bringt die Botschaft und die Ordnung der Kirche in ein schlüssiges Miteinander. Sie entfaltet überzeugend Auftrag und Aufgaben der Kirche. Und sie benennt die Gemeinsamkeit im Kern reformatorischen Bekennens, bevor sie sich auf die in ihren Gemeinden geltenden unterschiedlichen Lehrbekenntnisse bezieht. Damit bestätigt die neue Verfassung die in der Leuenberger Konkordie bekundete Kirchengemeinschaft reformatorischer Kirchen. Sie ist im Übrigen auch eine Weiterführung der 1985 von den Kirchen in der DDR formulierten ‚Gemeinsamen Erklärung zu den theologischen Grundlagen der Kirche und ihrem Auftrag in Zeugnis und Dienst’. Damit hat der Zusammenschluss der beiden Landeskirchen Orientierungsqualität und wird zu einem Modell für den weiteren Weg der Evangelischen Kirche in Deutschland. Der UEK und der VELKD ist mit dieser Fusion die Besonderheit einer Doppelmitgliedschaft der EKM in beiden Zusammenschlüssen beschert. Inwieweit diese Fusion und auch die Doppelmitgliedschaft wegweisend auch für andere Fusionen, zum Beispiel bei der nun projektierten „Evangelischen Kirche im Norden“ sein können, wird sich weisen.
Es fügt sich zu dieser Fusion in Mitteldeutschland ausgezeichnet, dass wir mit dem von der UEK und den beteiligten Landeskirchen getragenen gemeinsamen Predigerseminar in Wittenberg nun erstmals ein Predigerseminar haben, in dem lutherische, reformierte und unierte Traditionen miteinander erfahren und gelehrt werden. Damit wird dieses Predigerseminar in der Stadt Luthers und Melanchthons im Sinne der UEK nicht nur eine traditionsreiche, sondern auch eine zukunftsweisende Einrichtung. Nachdem komplizierte Rechtsfragen geklärt waren, hat das Kirchenamt der EKD in Geschäftsbesorgung für die UEK die Personalverwaltung übernommen. Im Kontext der Vorbereitungen des Reformationsjubiläums soll das Predigerseminar in einem Anbau zum Wittenberger Schloss einen neuen Standort bekommen. Auch wenn die Schlosskirche künftig in die Obhut der EKD übergeht und entsprechend ihrer Bedeutung für den gesamten Protestantismus genutzt wird, bleibt sie weiterhin Kirche des Predigerseminars und der Schlosskirchengemeinde. Ganz im Sinne dieser anspruchsvollen Gestaltungsaufgabe beteiligt sich die UEK auch an der neugegründeten Wittenbergstiftung.
Dass die Reformationsdekade im Übrigen nicht einseitig personalisiert als „Lutherdekade“ zu gestalten ist, sondern dass sie den Reichtum und die zumindest europäische Tragweite der Reformation entfalten soll, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Die UEK wird zum Beispiel mit dem Theologischen Arbeitskreis zur Reformationsgeschichtlichen Forschung (TARF), der seit jeher international arbeitet, ihren Beitrag zu einer historisch-theologischen Fundierung der Dekade leisten.
Der Theologische Ausschuss der UEK leistet in dieser und in anderen Fragen die Beratung unserer Gremien. In der Vollkonferenz 2010 wird uns das Ergebnis seiner intensiven Arbeit zu der Thematik „Die Personalität des dreieinigen Gottes“ vorgelegt werden. Vielleicht macht der etwas umständliche Arbeitstitel noch nicht ganz deutlich, welche Relevanz und Brisanz diese Fragestellung für Verkündigung, Lehre und Seelsorge hat. Aber das werden wir dann hoffentlich alle verstehen, wenn uns das Votum vorliegt.
Das Präsidium hat in einem Vertrag mit der VELKD die Fortführung der gemeinsamen Arbeit der beiden Liturgischen Ausschüsse beschlossen. Im Laufe dieses Jahres wird den Landeskirchen der Entwurf für eine gemeinsame Agende zu Einführung, Ordination, Beauftragung und Verabschiedung zur Prüfung und Erprobung vorgelegt werden. Von den Liturgischen Ausschüssen kam auch der Impuls, einen erneuten Anlauf zu einer Revision der Perikopenordnung zu nehmen. Das Präsidium hat - parallel zur Kirchenleitung der VELKD und in Abstimmung mit dem Rat der EKD - diesen Impuls aufgenommen, nicht ohne sich des besonderen Gewichts und der Schwierigkeiten eines solchen Projekts bewusst zu sein.
Die Verbundenheit der UEK mit der Gemeinschaft Europäischer Kirchen in Europa kam nicht nur in der Rede des Generalsekretärs Michael Bünker auf der letzten Vollkonferenz zum Ausdruck, sondern auch in dem kräftigen finanziellen Zuschuss zur Arbeit der GEKE-Geschäftsstelle in Wien, den sich die UEK trotz ihres bewusst knappen Haushalts leistet. Bei dieser Gelegenheit sei dankbar erwähnt, dass es unserem Finanzbeirat trotz der bei aller Konzentration ehrgeizigen Aufgabenpalette der UEK gelungen ist, die Finanzvereinbarung fort-gelten zu lassen.
Auch die Verbindung mit der United Church of Christ, die wir von der EKU geerbt haben, soll weiter gelebt und entfaltet werden. Bei der letzten Begegnung mit einer UCC-Delegation unter der Leitung von John Thomas kam der Wunsch zum Ausdruck, dass diese besondere Kirchengemeinschaft auf der Ebene der EKD weiterentwickelt werden soll, dies besonders im substantiellen Dialog über uns gemeinsam bewegende theologische und politische Fragen. Auch die UCC ist eine von Barmen zumindest inspirierte Kirche und als solche spielt sie im Kontext der amerikanischen Gesellschaft eine beachtliche Rolle.
Schluss
So also tagen wir hier als UEK in der EKD und verleihen nachher den Karl-Barth-Preis der UEK gerne und dankbar auf dem Boden der bayerischen Landeskirche in Würzburg. Wer sich in diesen Tagen noch einmal die Entstehungsgeschichte der Barmer Theologischen Erklärung vor Augen führt, kann sich vergegenwärtigen, dass die ersten Vorbesprechungen für die Bekenntnissynode von Barmen hier im Fränkischen stattfanden: auf dem sogenannten Nürnberger Ausschuss am 7. Mai 1934. Weitere Vorarbeiten fanden dann Mitte Mai im Hotel Basler Hof in Frankfurt am Main statt (dort schrieb Karl Barth in einer berühmt gewordenen Mittagspause den Entwurf für die Theologische Erklärung). Ein weiteres Treffen fand neun Tage vor der Synode in Leipzig statt. Und schließlich war es ein Lutheraner aus Hamburg, Hans Asmussen, der mit seinem Einbringungsvortrag zur Erklärung in Barmen den Deckel auf den Topf setzte. Vielleicht erinnern sich unsere miteinander verbundenen Synoden auf ihrem geplanten Weg von Würzburg voraussichtlich über Ulm und Hannover, Mannheim, Timmendorf, Düsseldorf und schließlich Magdeburg, ab und zu einmal wieder an diesen Weg, der zur Barmer Theologischen Erklärung führte - über Landeskirchen- und Konfessionsgrenzen hinweg - mit einem erstaunlichen, bis heute wegweisenden Ergebnis. In Barmen hieß es seinerzeit: „Wir befehlen es Gott, was dies für das Verhältnis der Bekenntniskirchen untereinander bedeuten mag.“ Wir maßen uns nicht an, den in diesen Tagen hier in Würzburg gegangenen ersten Schritt unserer miteinander verbundenen Beratungsorgane mit jenem im 20.Jahrhundert für die evangelische Kirche Epoche machenden geistlichen Ereignis von Barmen zu vergleichen. Es steht uns aber gut an, im Rückblick und im erneuten Aufmerken auf das Zeugnis von Barmen zu hören und zu wissen, dass der gemeinsame Weg der evangelischen Kirchen und Zusammenschlüsse in Deutschland auch in dieser Zeit zuerst und zuletzt dem Erbarmen Gottes befohlen sein soll. Dieses: „Gott befohlen!“ ist keine fromme Floskel; sondern es ist die Grundlage all unserer kirchlichen Arbeit.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Landesbischof Dr. Ulrich Fischer
Vorsitzender der Vollkonferenz der UEK
Es gilt das gesprochene Wort.
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1.Tagung der 2. Vollkonferenz am 1. Mai 2009 in Würzburg