„... denn ihr seid selbst Fremde gewesen“ - Vielfalt anerkennen und gestalten

Ein Beitrag der Kommission für Migration und Integration der EKD zur einwanderungspolitischen Debatte, EKD-Texte 108, 2009

Vorwort

"Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle." Dieser alte Gebetsruf aus Psalm 69 gewinnt neue Aktualität und einen aufrüttelnden Ton, wenn wir an die Bootsflüchtlinge im Mittelmeer und an den Küsten der Kanarischen Inseln denken, wenn wir an "Illegale" in unserem Land denken, wenn wir an Schlepperbanden und Frauenhandel an deutschen Grenzen denken.

Ein großes Problem ist damit angedeutet und eine Aufgabe, der sich die Kirche verpflichtet weiß. "Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen", sagt Jesus und fordert uns auf, die Begegnung mit ihm in jedem und jeder Fremden zu suchen. Die vorliegende Orientierungshilfe zu einem Ausschnitt aus dem weiten Themenbereich Zuwanderung, Ausländerrecht und Menschenrechtsschutz in Deutschland ist von der Kommission für Migration und Integration erarbeitet worden. Der Entstehungsprozess des Textes war geprägt von der lebhaften Auseinandersetzung um inhaltliche Fragen. Nicht in allen Punkten hat es innerhalb der Kommission Einigung gegeben, so dass der Rat der EKD diese Veröffentlichung als Beitrag zur weiteren, auch kontroversen Diskussion innerhalb und außerhalb der Kirche betrachtet. Der Text knüpft an den EKD-Text "Zusammenleben gestalten" von 2002 an, berücksichtigt neue gesetzliche Vorgaben wie das Zuwanderungsgesetz von 2005 und versteht sich als Impuls in der aktuellen Diskussion um Deutschland als Einwanderungsland.

Unter dem Leitgedanken "Vielfalt anerkennen und gestalten" möchte die Evangelische Kirche in Deutschland den einwanderungspolitischen Diskurs kritisch und konstruktiv begleiten und dazu beitragen, dass die Praxis in evangelischen Gemeinden und die Grundhaltung der Christen sich auf dem Hintergrund der mahnenden biblischen Erinnerung gestaltet: "...denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen."

Hannover, im November 2009

Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann
Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

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