Liturgisches Material zum Gedenken

Baum im sonnigen Herbstlaub vor sonnigem Himmel

Fürbitte am 11. November 2018 zum Gedenken an das Ende des 1. Weltkrieges 1918

Du Gott des Friedens.

Wir rufen Dich gemeinsam an in der Gemeinschaft von Christen aus England und Deutschland. Wir gedenken heute unserer Toten aus dem Krieg vor einhundert Jahren.                              
Unser Andenken erinnert an ein Europa der Feindschaft.
Doch aus Feinden wurden Freunde. Wir wissen um die besondere Verantwortung, die unseren Völkern zukommt.
In Christus bleiben unsere Kirchen treu und fest verbunden.
So beten wir gemeinsam für den Frieden in dieser Welt.

Du Gott der Hoffnung,
wir bitten dich für die Menschen, die in politischer Verantwortung stehen.

In diesen Monaten treffen sie schwere Entscheidungen.
Hilf, dass Politiker der Einheit dienen und dem Hass wehren.
Wir bitten dich um Gedanken des Friedens

Du Gott der Versöhnung,
wir klagen, dass Krieg und Not weltweit nie aufgehört haben.

Täglich sterben Tausende von Frauen, Männern und Kindern.
Sprich, damit die Herzen der Mächtigen dieser Welt verwandelt werden und
sie das friedliche Zusammenleben aller Menschen ermöglichen.

Du Gott der Ewigkeit,
du kommst uns entgegen.

Schau auf uns und erfülle uns mit deinem Geist des Friedens,
den du verheißen hast durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Amen.

Autor: Landesbischof Ralf Meister (Hannover)
Englische Übersetzung: Joachim Moskau


Gemeinsames Fürbittgebet der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Church of England zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges am 11. November 1918. Das Gebet entstand im Rahmen der Zusammenarbeit der beiden Kirchen auf Initiative der Meissen Kommission. In der Meissener Erklärung vom 3. September 1991 hatten sich die EKD und die Kirche von England verpflichtet, sich gemeinsam auf den Weg zu voller, sichtbarer Kirchengemeinschaft zu begeben. Deutschland- und englandweit wird diese intensive Zusammenarbeit in circa vierzig unterschiedlichen Partnerschaften zwischen den Kirchen gepflegt.

  • Liturgische Bausteine

    In den Liturgischen Bausteinen finden Sie ausgewählte Psalmen, Lesungen und Predigttexte, das Friedensgebet von Coventry, Tagesgebete, Fürbitten und Segen zur Gestaltung eines Gottesdienst zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs.

    Die Liturgischen Bausteine zum Download

  • Gemeinsam erinnern: 1918-2018

    Auf der Website der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) finden Sie das Friedenswort der 8. GEKE Vollversammlung in Basel, Fürbittgebete in mehreren Sprachen und weitere Texte aus den Mitgliedskirchen zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg.

    Zum Friedenswort „Gemeinsam erinnern: 1918-2018“

  • Bittgottesdienste für den Frieden

    Die Entwürfe für die Bittgottesdienste für den Frieden werden herausgegeben von der Ökumenischen FriedensDekade. Neben dem Gottesdienstablauf finden Sie zum Beispiel auch Meditationen zu Bibeltexten, Materialien zur Ökumenischen FriedensDekade und nützliche Links. Im Archiv finden Sie die Bittgottesdienste ab dem Jahr 2002. 

    Zu den Bittgottesdiensten auf der Website der Evangelischen Kirche in Deutschland

  • „Welt-Krieg-Gedenken“

    Die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat 2014 anlässlich des Gedenkens an 100 Jahre Beginn des Ersten Weltkriegs eine Broschüre für die Arbeit in Gemeinden und Gruppen herausgegeben.

    Zur Broschüre „Welt-Krieg-Gedenken“

  • Gedichte

    John McCrae (1872-1918): Auf Flanderns Feldern

    Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn
    Zwischen den Kreuzen, Reihe um Reihe,
    Die unseren Platz markieren; und am Himmel
    Fliegen die Lerchen noch immer tapfer singend
    Unten zwischen den Kanonen kaum gehört.

    Wir sind die Toten. Vor wenigen Tagen noch
    Lebten wir, fühlten den Morgen und sahen den leuchtenden Sonnenuntergang,
    Liebten und wurden geliebt, und nun liegen wir
    Auf Flanderns Feldern.

    Nehmt auf unseren Streit mit dem Feind:
    Aus sinkender Hand werfen wir Euch
    Die Fackel zu, die Eure sei, sie hoch zu halten.
    Brecht Ihr den Bund mit uns, die wir sterben
    So werden wir nicht schlafen, obgleich Mohn wächst
    Auf Flanderns Feldern. 

    Else Lasker-Schüler (1869-1945): Wir können nicht mehr schlafen...

    Ein winziger Mensch ist oft ein ganzes Volk
    Doch jeder eine Welt
    Mit einem Himmelreich wenn
    Er der Eigenschaften uredelste pflegt:
    Gott
    Gott aufsprießen läßt in sich
    Gott will nicht begossen sein
    Mit Blut.
    Wer seinen Nächsten tötet
    Tötet im Herzen aufkeimend Gott
    Wir können nicht mehr schlafen in den Nächten.

    Mit freundlicher Genehmigung der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal. Das Gedicht stammt aus dem Nachlass, ist möglicherweise nicht ganz fertig geworden.

    Ernst Toller (1893-1939): Den Müttern

    Mütter. Eure Hoffnung, Eure frohe Bürde
    Liegt in aufgewühlter Erde,
    Röchelt zwischen Drahtverhauen,
    Irret blind durch gelbes Korn.
    Die auf Feldern jubelnd stürmten,
    Torkeln eingekerkert, wahnsinnschwärend,
    Blinde Tiere durch die Welt.
    Mütter!
    Eure Söhne taten das einander.

    Grabt Euch tiefer in den Schmerz,
    Laßt ihn zerren, ätzen, wühlen,
    Recket gramverkrampfte Arme,
    Seid Vulkane, glutend Meer:
    Schmerz gebäre Tat!

    Euer Leid, Millionen Mütter,
    Dien' als Saat durchpflügter Erde,
    Lasse keimen
    Menschlichkeit. 

    Ricarda Huch (1864-1947): Frieden

    Von dem Turme im Dorfe klingt
    Ein süßes Geläute;
    Man sinnt, was es deute,
    daß die Glocke im Sturme nicht schwingt.
    Mich dünkt, so hört ich's als Kind;
    Dann kommen die Jahre der Schande;
    Nun trägt's in die Weite der Wind,
    Dass Friede im Lande.

    Wo mein Vaterhaus einst fest stand,
    Wächst wuchernde Heide;
    ich pflück, eh ich scheide,
    einen Zweig mit zitternder Hand.
    Das ist von der Väter Gut
    Mein einziges Erbe;
    Nichts bleibt, wo mein Haupt sich ruht,
    bis ich einsam sterbe.

    Meine Kinder verwehte der Krieg;
    Wer bringt sie mir wieder?
    Beim Klange der Lieder
    Feiern Fürsten und Herren den Sieg.
    Sie freuen sich beim Friedensschmaus,
    die müß'gen Soldaten fluchen -
    Ich ziehe am Stabe hinaus,
    mein Vaterland suchen.

    Mit freundlicher Genehmigung der Erbengemeinschaft Alexander Böhm.

    Jean Marc Bernard (1881-1915): De profundis

    Aus der Tiefe unsres Grabens
    Erheben wir zu dir die Hand,
    O Herr! Erbarm dich über uns,
    Die Seele ist uns ausgebrannt.

    Denn mehr als unser Fleisch noch ist
    Die Seele ohne Kraft und Mut.
    Ein Sturm ist über uns gekommen
    Von Eisen, Brand und Flut.

    Du siehst, wir sind von Schmutz bedeckt,
    Ermattet, abgezehrt, zerrissen...
    Doch hast du unser Herz erblickt?
    Mein Gott, dies eingestehn zu müssen:

    Wir sind der Hoffnung so beraubt.
    Der Frieden ist noch so weit fort,
    Daß wir es manchmal kaum mehr wissen,
    Ob hier die Pflicht, ob dort.

    Schenk uns in diesem steten Tode
    Dein Licht und deinen Trost - der schafft
    Die Furcht aus unsern müden Herzen;
    Erfülle uns mit neuer Kraft!

    Doch all den Toten, die zur Erde
    Und in den Sand gebettet sind,
    Gib, Herr, die unsagbare Ruhe!
    Sie haben es verdient.

    Georg Schwikart (*1964): Einsicht an einem Sommertag

    Auf der Rückseite der Rechnung
    (Smutjeteller, also Hering mit Bratkartoffeln,
    dazu ein Pils, der Nachtisch in der Hopfenlaube
    lockte nicht besonders) notiere ich
    die Namen von Ostfriesen aus Esens
    und anderen Dörfern und Weilern:
    Johann Gerhard Folkerts
    Harm Heinks Willms
    Cornelius Christoph Haag -
    drei nur von den vielen, die da stehen
    auf dem Ehrenmal vor St. Magnus -
    junge Männer, Bauern und Gesellen,
    vielleicht ein Student auch, dahingemetzelt
    vor Metz, Sedan, oder wo auch immer.

    Ein Mahnmal mahnt so wenig wie
    ein Denkmal denkt und ein Grabmal gräbt
    man wollte sie nicht vergessen, die Burschen
    man wollte allerdings vergessen die Tränen
    der Frauen, Geliebten, der Eltern, Geschwister
    verdrängen das Ende: zerschossen, zerfetzt
    verhungert, erfroren, von Krankheiten dahin-
    gerafft. Neue Kriege, neue Tote, neue
    Ehrenmale. Bis heute geht es weiter. Bis heute
    erinnert man sich an Johann, Harm und Cornelius,
    ihre Namen bleiben, in Stein konserviert.
    Sie sollen bleiben. Nicht aber der Satz,
    der niemals stimmte: Nicht vor hundert oder
    tausend Jahren, nicht in Reich und Republik.

    Erklär mir diese Ehre mal!
    Der Satz, er prangt am Ehrenmal
    wo der Soldaten Tod verbrämt wird
    zur Großtat. Gefallen, heißt es verhüllend,
    doch wer fällt, kann wieder aufstehn.
    Sie bleiben liegen. Es ist noch nicht vorbei.
    Opfer für Mars, Indra und den Gott Kapital.
    Meißelt ihn weg, er verdummt das Volk,
    er bedroht unsere Jugend, der Satz:
    Sie starben fürs Vaterland.
    Vaterland stirbt, Muttersprache verstummt.
    Sie starben ohne Sinn. - Jetzt wär's Zeit
    für ein Eis. Shoppen in Esens. 18 Uhr:
    Orgelstunde in St. Magnus. Urlaub eben.

    in: Rhythmusstörung. verdichtetes Leben. Steyler Verlag 2012