Wertschätzend und integrativ
Die KiTa der Bremer Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde begleitet seit langem Kinder auch mit erhöhtem Förderbedarf
Das Leben im Bremer Stadtteil Huchting ist bunt. Die KiTa der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde begleitet und fördert mit Krippe, Kindergarten und Hort nahezu 150 Kinder. Das Team möchte Kindern bestmögliche Lern- und Bildungsmöglichkeiten bieten und sie entsprechend fördern. Kinder mit einem diagnostizierten Förderbedarf werden fachlich qualifiziert begleitet. Ein Team aus Behindertenpädagogin, Physiotherapeutin und Psychologin arbeitet eng mit den Gruppenteams zusammen.
In einem Ethik-Kodex hat das Team der KiTa gemeinsame Werte festgeschrieben, die das Handeln leiten.
Eigene Köchinnen versorgen die Kinder mit Frühstück und frisch gekochtem Mittagessen, beides mit einem hohen Anteil von Bioprodukten.
Kirsten Vöge (53)
Kita-Leitungsteam
In der Evangelischen Kita fühle ich: Ich bin angekommen. Wir als Team, die Eltern und die Kinder – wir versuchen alle, wertschätzend miteinander umzugehen. Wir möchten im Fluss des Miteinanders und der Nächstenliebe stehen. Diese Einstellung hat enorme Strahlkraft. Wir richten unser Handeln an christlichen Werten aus. Das empfinde ich als besonders.
Wichtig war uns, einen Ethik-Kodex zu entwickeln. Ausgehend von den UN-Kinderrechten haben wir die Werte formuliert, die unser Handeln leiten sollen – in drei Punkten. Im ersten geht es um Kinder. Jedes Kind ist für uns einzigartig und wird mit seiner Meinung, seinen Stärken und Schwächen, Wünschen und Bedürfnissen wahrgenommen. Wir möchten es so begleiten und fördern, wie es seiner individuellen Entwicklung und Lebenssituation entspricht. Es ist uns wichtig, dem Kind zugewandt, wertschätzend und freundlich zu begegnen. Durch Freude am Tun, Vertrauen und Einfühlungsvermögen entsteht eine anregende Lernatmosphäre. Außerdem betrachten wir die Kita als Ort der Begegnung, an dem Eltern und Familien im Austausch sind. Auch die Gemeinschaft in unserem Team ist von einem wertschätzenden Miteinander geprägt. Wir begegnen uns gleichwertig und auf Augenhöhe, ergänzen uns durch unsere Stärken und unterstützen uns in unseren Schwächen.
In der alltäglichen Arbeit begegne ich einer Vielfalt an Erfordernissen. Auch solchen, die nicht unmittelbar mit den Kindern zu tun haben. Eltern bitten um Beratung auch bei Ämtergängen. Einige verstehen unser Sozialsystem nicht sofort, weil sie aus anderen Kulturkreisen kommen. Durch die Flüchtlingsbewegungen haben wir viele Familien dazubekommen. Da ist die Politik gefragt, genügend Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen, damit Bildung von Anfang an gelingen kann. Wir sind vor Ort und begegnen täglich den leider vorhandenen Missständen.
Petra Vortriede (55)
Diplom-Sozialpädagogin
Während meines Studiums der Sozialpädagogik hörte ich von der Kita der Dietrich Bonhoeffer-Gemeinde. Sie war die erste in Bremen, die das Konzept der integrativen Arbeit in Kindertagesstätten einführte, das fand ich spannend. Bis dahin wurden Kinder mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen in Sondereinrichtung betreut. In Zusammenarbeit mit der Universität Bremen und der Bremischen Evangelischen Kirche entstand ein Konzept, dass es allen Kindern ermöglichen sollte, gemeinsam ohne Aussonderung zu spielen und zu lernen. Das war eine neue Herausforderung, an der ich seit 1987 gerne mitwirke. Es ist uns wichtig, den Kita-Alltag so zu gestalten, dass alle teilhaben und sich mit ihren Möglichkeiten entwickeln können. In unserer Arbeit sind beispielsweise sprachbegleitende Mittel wie Bilder, Gebärden, konkrete Gegenstände sowie auch Strukturen, die den Kindern Sicherheit geben, wesentlich.
Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Stärken eines jeden Kindes zu erkennen und ihm selbst und auch den anderen Kindern transparent zu machen. So erleben sie Vielfalt als Bereicherung.
Mich macht es glücklich, wenn ich beobachte, wie Kinder sich gegenseitig helfen. Wenn beispielsweise Ältere den Jüngeren geduldig zeigen, wie etwas funktioniert. So erfährt das eine Kind, dass es gesehen und unterstützt wird, und das andere erfährt Anerkennung und Bestätigung für sein Handeln.
Lotta Kohlmann (35)
Mutter von drei Söhnen
Meine beiden Jungs bringen viel aus der KiTa mit nach Hause. Sie erzählen, mit wem sie gespielt, mit wem sie gestritten haben. Der Jüngere spielt mit Freude den Morgenkreis nach. Sie bringen die Lieder mit – wir können inzwischen alle KiTa-Lieder auswendig. Mein Eindruck: In der KiTa wird gleichzeitig Geborgenheit und Offenheit vermittelt. Diese Balance-Akt gelingt sehr gut.
Ich erlebe, dass alle Kinder gleich willkommen sind. Dass den Kindern genügend Zeit und Gelegenheit gegeben wird, ihre Bedenken und Sorgen zu äußern, auch ihre Besonderheiten zu leben. Der Umgang mit den Kindern ist sehr wertschätzend. Das zeigt sich auch in der Art, wie Konflikte gelöst werden. Sie geht auf christliche Werte zurück. Konflikte sind erlaubt und werden auf gute Weise ausgetragen. Es geht nicht um die Mentalität „Der Stärkere setzt sich durch“. Auf alle wird geguckt. Am Ende kommen alle zufrieden und mit innerem Gewinn aus dem Konflikt heraus. Das finde ich sehr beeindruckend und beruhigend.
Huchting, der Stadtteil, in dem wir wohnen, ist sehr bunt, es leben viele verschiedene Menschen hier mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. In der KiTa feiern wir viele Feste, das sind gute Gelegenheiten, einander zu begegnen und sich offen auszutauschen. Auch unter Eltern gibt es ein offenes Miteinander. Das finde ich gut. Und natürlich die leckeren Speisen, die Eltern aus ihrer jeweiligen Heimatkultur mitbringen. Marokkanische Teigtaschen, gefüllte Weinblätter…
Kontakt:
KiTa der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde
Heinrich-Plett-Allee 27
28259 Bremen
Website: KiTa der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde
E-Mail: kita dietrich-bonhoeffer kirche-bremen de
Trägerin: Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde
Landeskirche: Bremische Evangelische Kirche
„Kinder in der Mitte. Evangelische Kindereinrichtungen: Bildung von Anfang an“: Mit dieser Handreichung ermutigt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Verantwortliche in Kindertagesstätten, bei Trägern, im Sozialraum und in den Kirchengemeinden, ihre wichtige Rolle für die frühe Bildung und religiöse Sozialisation aktiv zu gestalten.
Evangelische Kindertageseinrichtungen: Bildung von Anfang an Eine Handreichung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Hrsg. EKD, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2020 In dieser Handreichung des Rates der EKD werden Kirchengemeinden und andere evangelische Träger früher Bildung ermutigt, die Qualität und Intensität ihrer frühen Bildungsangebote weiterzuentwickeln. Dazu gehören die Schärfung eines christlichen Profils, der Ausbau von Netzwerken sowie die Implementierung von Qualitäts- und Präventionskonzepten. In einem kurzen Praxisteil werden Anregungen zum Austausch und zur Ideenfindung rund um die evangelische Kindertagesstätte angeboten.
Evangelische Verlagsanstalt GmbH, 2020
ISBN 978-3-374-06703-9
Preis 8,00 Euro