„Politische Bedeutung des Evangeliums entfaltet“
Karl-Barth-Preis der UEK an Jürgen Schmude verliehen
01. Mai 2009
„Jürgen Schmude entfaltet in überzeugender Weise die politische Bedeutung des Evangeliums und wirkt mit großem Engagement in Kirche und Gesellschaft.“ Mit diesen Worten würdigte Bundesminister a. D. Manfred Stolpe den neuen Träger des Karl-Barth-Preises der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (UEK), den ehemaligen Bundesminister und langjährigen Präses der EKD-Synode Jürgen Schmude. An Schmudes maßgebliche Mitarbeit an dem Votum der damaligen Evangelischen Kirche der Union (EKU) zum „Auftrag der Kirche und Auftrag des Staates nach Barmen V“ von 1986 erinnerte Landesbischof Ulrich Fischer, der Vorsitzende der UEK. Schmudes politische und kirchliche Biografie sei „das beeindruckende Beispiel eines ‚gelebten Barmen V’“. Der mit 10.000 Euro dotierte Karl-Barth-Preis wurde anlässlich der Vollkonferenz der UEK am 1. Mai 2009 in Würzburg vergeben.
Manfred Stolpe skizzierte in seiner Laudatio den Weg des Juristen Jürgen Schmude im geteilten Deutschland und nach der Wiedervereinigung. Schmude habe wichtige Vorgaben Gustav Heinemanns, in dessen Essener Anwaltssozietät er einst begonnen hatte, „aufgegriffen, weitergeführt und vollendet.“ Dazu gehörten die Hochschätzung der Demokratie, das Eingeständnis der deutschen Schuld gegenüber anderen Völkern, aber auch die Wahrnehmung eines verantwortlichen Laienamtes in der Kirche.
Die von Schmude im Westen konzipierte Entfaltung der 5. These der Barmer Theologischen Erklärung, die das Verhältnis von „Kirche und Staat“ zum Thema hat, sei auch im Osten Deutschlands „das rechte Wort zur rechten Zeit“ gewesen, betonte Stolpe. Schmude habe zu denen gehört, die an der „besonderen Gemeinschaft“ zwischen Evangelischen Kirchen im Osten und im Westen Deutschlands festgehalten hätten: Sie hätten in der geduldigen Erwartung gelebt „dass die Teilung nicht das Ende aller Wege Gottes mit den Deutschen sein werde“. Mit dem ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock sei Schmude als ein „Mann des grenzüberschreitenden Dialogs“ zu charakterisieren; seine Verdienste um die Wiedervereinigung der EKD seien unschätzbar wertvoll.
Stolpe erinnerte daran, dass das Ehepaar Schmude nach der Maueröffnung vor allem in der Oder-Spree-Region tatkräftige diakonische und Wiederaufbau-Hilfe geleistet habe. Schmude habe sich auch dort durch sein „eindrucksvolles und doch bescheidenes Auftreten“ schnell Vertrauen und Hochachtung erworben: „Ein helfender Freund, der unsere Probleme kannte und wusste, wo erste Hilfe nötig war.“
Der Karl-Barth-Preis der UEK erinnert an den Schweizer Theologen Karl Barth (1886 – 1968) und wird in der Regel alle zwei Jahre vergeben. Bisherige Träger der Auszeichnung sind unter anderem Eberhard Jüngel, Wolf Krötke, Kardinal Karl Lehmann, Kurt Marti und Johannes Rau.
Die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) ist die Gemeinschaft von Kirchen unierten, reformierten und lutherischen Bekenntnisses in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit ihrer Gründung 2003 haben sich zwei unterschiedliche Traditionen kirchlicher Zusammenarbeit vereinigt: die Evangelische Kirche der Union (EKU) und die Arnoldshainer Konferenz (AKf). Die beteiligten 13 Mitgliedskirchen verbindet das reformatorische Bekenntnis ebenso wie liturgische und kirchenrechtliche Übereinstimmungen. In der UEK fördern sie die Gemeinsamkeit kirchlichen Lebens und Handelns und damit die Einheit der EKD. Mit der ersten Tagung der 2. Vollkonferenz der UEK am 1. Mai 2009 in Würzburg tagt das synodale Entscheidungsgremium der UEK erstmals im Zusammenhang und in personeller Überschneidung mit der Synode der EKD.
Hannover / Würzburg, 01. Mai 2009
Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann