„Sie wollen, dass wir Nawalny vergessen und wer seinen Tod verantwortet. Aber wir erinnern.“

Gedenk-Gottesdienst für Alexei Nawalny in Berliner St. Marienkirche. Bischof Stäblein: „Alexei möge spüren, dass wir an ihn erinnern“

In einem Gottesdienst in der St. Marienkirche zu Berlin haben heute (4. Juni 2024) Weggefährt*innen und Freund*innen von Alexei Nawalny, darunter seine Ehefrau Yulia Nawalnaja, des russischen Bürgerrechtlers und Oppositionellen gedacht. Gemeinsam mit mehreren hundert Menschen aus Politik, Kirche und Gesellschaft erinnerten sie an das Leben und Wirken Nawalnys, der im Frühjahr in russischer Haft zu Tode gekommen war. Nawalny wäre am 4. Juni 48 Jahre alt geworden.

„Wir danken für das Leben von Alexei Nawalny“, so der Berliner Bischof und Flüchtlingsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in seiner Predigt. „Und wir sagen zu, versprechen, dass wir es nicht vergessen werden. Das ist ja das, was sie wollen, die Verfolger, die Machthaber: Dass wir vergessen. Den Menschen. Sein Leben. Und was ihm am Ende widerfahren ist. Sie wollen, dass wir Nawalny vergessen und wer seinen Tod verantwortet. Aber wir erinnern. Gerade an seinem Geburtstag vergessen wir nicht“, so Stäblein. Alexei Nawalny habe mit all seinem Mut für ein freies, friedliches  Russland gelebt und gekämpft und werde für immer in unserem und Gottes Gedächtnis bleiben. Aller Drangsalierungen und aller seelischen und körperlichen Folter zum Trotz habe Nawalny mit seinem Lebensweg für Freiheit, für innere Freiheit gestanden.

Stäblein erinnerte dabei an die unverlierbare Würde eines jeden Menschen: 
„Wenn ein Mensch geboren wird, so wie Alexei Nawalny am 4. Juni 1976, dann kommt er mit etwas auf die Welt, was wir Würde nennen. Menschenwürde. Sie gilt jedem Menschen und sie bleibt auch, egal wie zerschunden und erniedrigt ein Mensch wird. Denn die Würde ist von Gott und sie ist für jeden Menschen gleich. Diese Würde hat ihm niemand nehmen können. In den Prozessen nicht, im Sterben nicht“, so der EKD-Flüchtlingsbeauftragte

Zu einem Geburtstag gehöre aber nicht nur das Erinnern, sondern auch Verabredungen für die Zukunft: „Auch, dass wir weitertragen, wofür Alexei Nawalny sein Leben gegeben und den Tod gefunden hat. Freiheit. Seine Hoffnung auf ein freies Land. Freundschaft mit allen, die dafür eintreten. Freundschaft mit den mutigen Menschen, die heute Alexei Navalny erinnern und seine Worte weitertragen. Das sagen wir zu, einander, der Welt.“ Stäblein weiter: „Alexei möge spüren, dass wir ihn erinnern.“

An dem Gottesdienst, der in englischer und russischer Sprache gehalten wurde, wirkten neben dem orthodoxen Priester Andrei Kordochkin und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Erzpriester Radu Constantin Miron, auch die Präses der Synode der EKD, Anna-Nicole Heinrich, mit. 

Hannover, 4 Juni 2024

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt


Hinweise: Der Live-Stream des Gottesdienstes ist abrufbar unter www.ekd.de/gedenken-nawalny

Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen in russischer Haft finden Sie unter www.gefangen-in-russland.de sowie www.100xSolidarität.de