Wem begegnet Gott – und wo? (1. Mose 28, 10-19)
Robert Leicht
Predigt zum Schulfest 2007 der Landesschule Pforta, 464. Jahrestag der „Neuen Landesordnung“
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus! Amen.
LUT Genesis 28:10 Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran 11 und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen. 12 Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. 13 Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. 14 Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. 15 Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe. 16 Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wußte es nicht! 17 Und er fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. 18 Und Jakob stand früh am Morgen auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Steinmal und goß Öl oben darauf 19 und nannte die Stätte Bethel…
Liebe Gemeinde!
„Tut mir auf die schöne Pforte!“ – so haben wir es eben gesungen, mit einer Strophe, die unverkennbar von unserem Predigttext inspiriert wurde. In der Tat: Auch Jakob hätte so singen können, am Morgen, nach dem Aufwachen, denn er stand ja unmittelbar davor:
… hier ist die Pforte des Himmels. - : Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus…
Und wo stehen wir? Etwa auch an der Himmelspforte. Die historischen Quellen deuten in nichts Konkretem darauf hin, dass man bei der Kloster- und Kirchenbenennung (- und Verlagerung hierher), dass man also bei der Namenswahl „St. Mariae et Johannes Baptist ad portam“ an die Himmelspforte gedacht hätte Eine Maria an der Pforte findet man nicht in den vielen altkirchlichen und katholischen Heiligenlegenden, stattdessen wird immer wieder Maria selber als die Pforte gefeiert, einerseits als jene, durch die Christus in die Welt kam, andererseits als jene Himmelstür, die sie uns neu wieder eröffnet, nachdem sie hinter Adam und Eva zugeschlagen worden war. Aber nun ist Schulpforta durch das Glasbild im Chor und durch die lange Predigtpraxis so mit der Geschichte von der Himmelsleiter verbunden, dass wir ungeachtet der langen, ehrenwerten Tradition vor einer ziemlich kritischen Frage stehen:
Wir können zwar singen und bitten: „Tut mir auf die schöne Pforte!“ Aber könnten wir im Ernst und ohne jeden Vorbehalt an just diesem Ort behaupten: „Wie heilig ist diese Stätte!“ – An Festtagen soll man ja nicht Wasser in den Wein gießen. – zumal nicht, wenn es sich um den guten von Sale und Unstrut handelt. Aber könnte man das wirklich behaupten: „Hier ist, hier war nichts anderes als Gottes Haus!“?
Als ich 1944 in diesen Gebäuden meine allerersten Lebenstage verbrachte, war Schulpforta schon neun Jahre lang von den Nationalsozialisten mit Beschlag belegt worden. Als ich 1983 als Journalist aus dem Westen zum „Luther-Kirchentag“ nach Wittenberg (via Naumburg und Pforta) anreisen durfte, war Schulpforta in der Hand des atheistischen Sozialismus. Schon in den Napoleonischen Kriegen ging in dieser Kirche gewiss auch manches drunter und drüber. Und selbst wenn wir uns das Wirken von Bernhard von Clairvaux, des sozusagen ersten Ausgründungsabtes und „Globalisierers“ der Zisterzienser, näher betrachten, stellen sich doch auch sehr bohrende Fragen ein, jedenfalls aus dem Rückblick – und zwar nicht nur auf seine fatalen Kreuzzugspredigten. Zur Slawenmission, also zur frühen Tätigkeit auch dieses Klosters an der damaligen Ostgrenze des Christentums, ist uns von Bernhard der Satz überliefert, man müsse entweder den Aberglauben der Slawen oder eben die Slawen selber ausrotten. Mein Heiliger, offen gestanden, ist das nicht…
Also, liebe Schulgemeinde, seien sie bitte nicht allzu sehr enttäuscht, wenn Ihnen von einer voreiligen Ausweisung heiliger Stätten, wo auch immer, abgeraten wird. Übrigens: Selbst das in unserem Predigttext so feierlich hervorgehobene Heiligtum Bethel ist dann zugunsten Jerusalems aufgegeben worden, genauer: Es wurde unter Josia im Zuge der Kultreform und -konzentration zerstört:
„Auch den Altar in Bethel, … diesen Altar brach er ab, zerschlug seine Steine und machte sie zu Staub und verbrannte das Bild der Aschera.“
Es ist aber vor allem unser Predigttext selber, der unseren Blick in eine andere Richtung lenken will. Es geht nämlich nicht um die Frage: Ist dieser oder jener Ort nun ein heilig oder nicht?, sondern um zwei andere Fragen. Erstens: Wo begegnen wir Gott? Und zweitens: Welchen Menschen begegnet Gott? Und die Antworten lauten am Ende so: Erstens muss man kein Heiliger sein oder angestrengt zu werden versuchen, bevor – und damit – einem Gott begegnet! Und zweitens muss man sich nicht an heilige Orte verfügen, um die Nähe Gottes zu erfahren!
Aber nun schauen wir uns Jakobs Erlebnis näher an:
Jakob ist unterwegs auf einer langen Reise. Zwar glätten die späteren Endredaktoren des 1. Buchs Mose die Geschichte ein wenig ins Fromme und lassen Jakob den Befehl seines Vaters ausführen: „Nimm dir nicht eine Frau von den Töchtern Kanaans…“ Aber während die spätere Version Jakob aus religiös korrekten Gründen nach Mesopotamien auf Brautschau ziehen lässt, wissen wir sozusagen aus der Frühfassung: Jakob ist vor allem auf der Flucht vor dem Zorn seines Bruders, den er unter der tätigen Mitwirkung der Mutter um das Erstgeburtsrecht betrogen hat. Nicht in erster Linie also Brautschau, schon gar nicht fromme Wallfahrt, sondern: Jakob rennt gewissermaßen um sein Leben.
Er wird vom Sonnenuntergang überrascht, weit und breit keine Herberge in Sicht – und wenn, dann dürfte er sich da vielleicht auch nicht einmal sehen lassen. Zelte, Lasttiere (gar eine Eselin, wie ihre Frau Pastorin sie ihr eigen nennt) und dergleichen führt er offenbar nicht mit sich. So bleibt ihm nichts anderes als eine Übernachtung unter freiem Himmel. Nicht einmal von einem Gebet zur guten Nacht ist die Rede. Wahrscheinlich hatte Jakob sogar ein viel zu schlechtes Gewissen, als dass er großen Wert darauf gelegt hätte, an Gott zu denken oder ihm gar gegenüber zu treten.
Doch eben in der von allen Menschen und guten Geistern und wohl auch von Gott (und – wenn alles gut geht – auch von gefährlichen Tieren) verlassenen Gegend, auf dem kahlen und kalten Lager des Ehr- und Wehrlosen geschieht das vollkommen Unerwartete, ja das nach frommen Ermessen geradezu Unerhörte: Jakob sieht Engel und hört Gott!
Ist ja alles nur ein Traum! – möchte da vielleicht jemand einwerfen. Aber für die Autoren und ersten Leser der Geschichte, war der Traum nichts Unrealistisches, nicht bloß Schaum oder – wie für uns seit Sigmund Freud – allenfalls eine Spiegelung unseres verdrucksten Seelenlebens, sondern durchaus eine Form gesteigerter Wirklichkeitswahrnehmung. In Wahrheit haben wir es sogar mit einem doppelten Traum zu tun. Es überlagern sich nämlich zwei Überlieferungen. In der älteren Überlieferungsschicht tritt Gott selber immer wieder lebensvolle, manchmal nachgerade menschliche Gestalt mit all ihren widerspruchsvollen Emotionen auf, in Gnade und Güte, aber auch in scheinbar maßlosem Zorn. Jakob bekommt ihn zwar nicht zu Gesicht – dies wäre ja auch eine Begegnung, die nach jüdischer Glaubensgewissheit kein Mensch überleben könnte. Doch Gott bringt sich zu Gehör. Die etwas jüngere Überlieferungsschicht hingegen zeigt allein das Bild der schweigend auf der Himmelsleiter auf- und absteigenden Engel. Beide stehen sie nun beisammen.
Hier das bildlose Wort Gottes – dort das wortlose Bild der Engel: Die Worthälfte bezieht von der Bildhälfte des Traums die visionäre Schönheit, die Bildhälfte vom Wort ihre sinnhafte Deutung. Erst das Ineinander und Übereinander beider Traumhälften verdichten sich zu dieser jahrtausende alten und immer wieder neu faszinierenden Vision, die die Maler von Elsheimer bis Chagall Mal um Mal erregt und angeregt hat und auch das Glasfenster in diesem Chor bestimmt. Selbst in der Benennung besonders langer Treppen und Stiege im Tourismus, von der sächsischen Schweiz bis in die Südpfalz, lebt die Vision populär profanisiert fort – nur dass dort so wenig wie auf jener Himmels-Treppe zu Rom Engel auf und absteigen, sondern Menschen wie Sie und ich. In meinem Hamburger Garten, ganz nahe der Himmelsleiter an der Elbchaussee, steht übrigens eine hübsche, sich hoch reckende Pflanze mit dem Namen „Jakobsleiter“ (Polemonium caeruleum) – ihren deutschen Namen hat sie wahrscheinlich von der himmelblauen Farbe ihrer Blüten.
Doch als Jakob träumte, herrschte rabenschwarze Nacht – und umso strahlender muss ihn unerhörte Himmelslicht überfallen haben. Auch uns kann Gott begegnen, wo immer er es will und wo wir es gerade nicht erwarten – selbst in der schwärzesten Finsternis verschuldeter oder unverschuldeter Verlassenheit. Man hat es sich da und dort angewöhnt, etwas leichtfertig von einer „gottverlassenen Stadt“ zu reden (vorzugsweise von Berlin) oder endzeitliche Beschwerde darüber zu führen, dass der Osten Deutschlands im Grunde seit 1933 bis 1989 von Diktaturen beherrscht wurde, woraus sich der Abriss christlicher Tradition recht einfach erkläre. Wohl wahr – aber dass die Menschen aus diesen oder jenen Gründen Gott vergessen haben, heißt doch noch lange nicht, dass Gott die Menschen verlassen hätte oder gar, dass wir in einem gottlosen Land lebten. Wir sollten gewiss nicht fromm spekulieren, wo und wann uns Gott begegnen wird (am besten, wo und wann wir es wollen!) – aber rechnen sollten wir damit jederzeit und an allen Orten. Auch an den unwahrscheinlichsten Orten und mitten in der nächtlich-kahlen geistigen Wüste. Und dann mögen wir wie Jakob denken und danken:
Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wußte es nicht!
Welchen Menschen aber begegnet Gott? Nur den Heiligen, den scheinbar Heiligen, den jederzeit fromm auf alles Vorbereiteten? Denen, die es verdient haben? – Dann hätte Gott dem Jakob kein Sterbenswörtchen sagen dürfen. Dann hätten die Engel bleiben müssen, wo sie waren. Die Geschichte von Jakobs Himmelsleiter muss dem selbstgerechten Frommen wie ein handfester Skandal erscheinen.
Da betrügt der zweitgeborene Sohn seinen etwas älteren Bruder um den letzten väterlichen Segen. Und das war nicht irgendein Segen gewesen, sondern jener Ur-Segen, der in Jahwes Verheißung mündete:
…ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.
Und dieser Segen aller Segen, die Verheißung an Israel, war nun im Wege der groben Erbschleicherei umgeleitet worden. Dass Esau dem Jakob zuvor sein Erstgeburtsrecht ziemlich töricht gegen ein Linsengericht verkauft hat, würde auch das Oberlandesgericht in Naumburg gewiss als sittenwidriges Geschäft zu betrachten – daran, dass der Vater Isaak dabei betrogen wurde, ändert sich durch solche Abmachungen ohnehin nichts.
Wie sehr das Rechtsgefühl der Berichterstatter und Deuter durch diesen Skandal beleidigt wurde, kann man an der notdürftigen und eigentlich wiederum sehr gewagten Unterstellung ablesen, dass dies alles auch noch von Jahwe so vorherbestimmt gewesen sein soll: Noch während der Schwangerschaft der Mutter Rebekka habe der HERR zu ihr gesprochen: „Zweierlei Volk wird sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen“ – die legitime Erbfolge solle also auf den Kopf gestellt werden. Man spürt regelrecht das geistige Ringen der Autoren mit dem biblischen Skandal. Der aber spitzt sich unter der Himmelsleiter weiter zu. Denn da bestätigt Jahwe mit der Erneuerung des Segens auch noch den Segensraub. Kein Wort des Anstoßnehmens, auch keine Aufforderung, den geprellten Bruder wenigstens fair zu entschädigen.
Man kann dies alles auch zu lesen versuchen als eine nachträgliche religiöse Rechtfertigung des tatsächlichen Ausgangs alter nackter Machtkämpfe. Aber für die Glaubenserfahrung der biblischen Leser und für die Leser der Bibel heißt dies doch in allererster Linie dies: Gott bedient sich für seine Geschichte unter uns Menschen in allergrößter Souveränität immer wieder auch solcher Gestalten, vor denen unser bürgerliches Anstandsgefühl und unsere religiöse Etikette entsetzt zurückweicht – Jakobs zum Beispiel. Oder Davids, der den Mann einer Frau mörderisch beiseite räumt, die er ehebrecherisch für sich gewinnen will. Oder Petrus und der beiden Söhne Zebedäi, die im Garten Gethsemane über den todesfürchtigen Gebeten Jesu dreimal seelenruhig einschlafen – Petrus wird den Herrn anschließend auch noch dreimal verleugnen. Oder Paulus, der als Saulus einer der eifrigsten Christenverfolger war. Es ist schon erstaunlich, mit welchen Leuten der Herrgott seine Kirche aufbaut. - Also auch mit uns!
Das heißt nun keineswegs, dass man fröhlich sündigen und Recht brechen dürfte, ja sollte – es würde ja ohnehin alles wieder gut. Aber es heißt gewiss dies: Glaubt ja nicht, ihr könntet Gott vorschreiben, wem er unter Euren Mitmenschen begegnen dürfe – und wem nicht! Glaubt ja nicht, wenn ihr nur recht brav, fromm und anständig seid, müsse Gott sich Euch, gewissermaßen dankbar und pflichtgemäß, zuwenden! Und glaubt ja nicht, ihr könntet verhindern, etwa durch Lug und Trug oder Erbschleicherei, dass Gott Euch anspricht und begegnet!
Die grandiose Souveränität Gottes, die sich in dieser und in seiner ganzen Geschichte zeigt, hat etwas Atemberaubendes und geradezu Erschreckendes. Sie hat aber auch etwas Tröstliches an sich, sie schafft uns Atem – weil wir hoffen dürfen, dass er sich auch den Jakobs dieser heutigen Welt in uns und unter uns zuwendet; und sie brauchen will!
Aus dieser rätselhaften, zuweilen nahezu skandalösen Souveränität und Zuwendung und Anrede Gottes können wir immer wieder Lebensmut schöpfen, selbst dort, wo wir schon längst auf der Flucht sind vor den Folgen dessen, was wir angerichtet haben.
Liebe Schulgemeinde – also vor allem: Liebe Schülerinnen und Schüler!
Sie sind noch jung – und haben den größten Teil Ihres Lebens noch vor sich. Hier in Schulpforta wird sich Ihnen auch die eine oder andere Pforte öffnen – Türen hingegen, die nur auf Abwege führen können, werden Sie möglichst rechtzeitig erkennen oder gezeigt bekommen, wo nötig auch durch Verbote.
Sie sind noch jung – aber auch Jakob war noch jung (er hatte damals ja noch nicht einmal eine Freundin) und hatte den größten Teil seines Lebens noch vor sich, als er auf skandalöse Abwege geriet. Und doch begegnete ihm Gott in der Einsamkeit der kalten, nächtlichen Hochebene. Vergessen Sie also nie die Erinnerung an diese Begegnung, die auch die Ihre werden könnte. Die Himmelsleiter möge Ihnen dafür eine lebenslange Gedächtnisstütze bleiben.
Und für uns Älteren? Eine alte Geschichte nur – ein Traum zudem, wenn auch ein schöner?
Die Geschichte hört freilich am Ende unseres Predigttextes gar nicht auf. Im Johannes-Evangelium erfährt sie noch eine weitere Zuspitzung: Nathanael sitzt unter dem Feigenbaum – und bevor er Jesus sieht, sieht der ihn; so, wie Gott uns ansieht, bevor wir ihn je zu sehen bekommen. „Was kann aus Nazareth Gutes kommen!“, spottet Nathanael – wie so mancher heute sagt: „Wer glaubt denn noch an so etwas – an Gott und all das andere?“ Doch Nathanael begegnet und erkennt schließlich Jesus von Nazareth, ja, glaubt an ihn – weil der ihn angesehen hat. Und Jesus spricht zu ihm:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn.“ (Joh 1, 51)
Welche erstaunliche – und für den frommen Juden der Zeit eher skandalöse – Pointe: Nun sehen wir nicht mehr Jakob am Fuße der Himmelsleiter, sondern Jesus, den Menschensohn selber. Jesus vergleicht sich mit Jakob, dem Lügner, dem Stammvater des Volkes Israel; und er versetzt eben diesen Jakob in eine Vorläuferrolle seines eigenen Wirkens.
Vor allem aber: Jetzt handelt es sich endgültig um keinen Traum mehr, sondern um eine ultimative Verheißung – und zwar nicht nur an einen, sondern an uns alle: „Ihr werdet den Himmel offen sehen…!“ Diese Vision, diese Offenbarung strahlt schon jetzt in unser Leben zurück und leuchtet ihm voraus, so wie das Gesicht der Himmelsleiter dem Leben des vor sich selbst davonlaufenden Jakob eine ganz unerhörte Wendung gab.
Und wo immer dies geschieht, an welchem unscheinbaren oder scheinbar heillosen Ort auch immer, heißt es zu Recht:
… hier ist die Pforte des Himmels. Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte…
Und vielleicht wissen wir es dann sogar.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Fürbitte aus dem Fürbittengebet:
Wir bitten Dich für Deine Kirche, die uns Hilfe sein soll, nach Deinem Willen zu leben.
Wir bitten Dich für die Menschen, die in ihr zusammenkommen - und die sie leiten. Du hast Jakob auserwählt, allem zum Trotz. Wir bitten Dich: Schaue auch Deine Kirche und Deine Kirchenleute so gnädig an. Lass Sie nicht verzagen – auch dort nicht, wo sie sich bisweilen auf gottlosem Land wähnen. Gib Ihnen Mut und Weisheit, die Kirche auch dort umzubauen, wo scheinbar kein Stein mehr auf dem anderen stehen will.
Wir rufen zu Dir: Herr, erhöre uns!