Am Frevel gegen die Juden mitschuldig
Synode der EKD legte vor 50 Jahren Schuldbekenntnis ab
"Die Kirche insbesondere hat ihre Schuld zu bekennen mit dem deutschen Volk an Israel, diese Schuld, in der doch die Wurzel dieses ganzen Übels, dieser grauenhaften Entwicklung liegt." So forderte der Synodale Prof. Heinrich Vogel in Aufnahme einer Initiative des hessen-nassauischen Pfarrers Adolf Freudenberg die in Berlin-Weißensee tagende Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu einem Bekenntnis auf, das dann am 27. April 1950 als "Wort zur Schuld an Israel" beschlossen wurde. In ihm war zum ersten Mal klar und ausdrücklich von der Mitschuld der Kirche und der Christen an den in der nationalsozialistischen Zeit begangenen Verbrechen an den Juden die Rede. Durch Unterlassen und Schweigen seien Kirche und Christen "mitschuldig geworden an dem Frevel, der durch Menschen unseres Volkes an den Juden begangen worden ist." Die Christen werden gebeten, "sich von jedem Antisemitismus loszusagen und ihm, wo er sich neu regt, ernstlich zu widerstehen". Gottes Verheißung "über dem von ihm erwählten Volk Israel" sei in Kraft geblieben.
Dieser "Durchbruchsschlacht der Befreiung", wie der damalige Synodenpräses und spätere Bundespräsident Gustav Heinemann sagte, sind in dem halben Jahrhundert seither zahlreiche Schriften und Grundsatzerklärungen von Landessynoden gefolgt. Das Bekenntnis der EKD-Synode wurde ergänzt und weitergeführt.
Im November diesen Jahres wird sich die in Braunschweig tagende Synode der EKD dieses Themas erneut annehmen und eine Erklärung dazu beschließen.
Hannover, 26. April 2000
Pressestelle der EKD
Der Text des "Wortes zur Schuld an Israel" vom 27. April 1950 kann hier eingesehen werden.