Kohl: "Verdrängung des Religionsunterrichts ist ein großer Skandal"
Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl sprach vor der EKD-Synode
2. Tagung der 9. Synode der EKD
Der Bundeskanzler erinnerte in seinem Grußwort auch daran, daß "vor zehn Jahren kaum jemand damit gerechnet habe, daß bald auch im Osten unseres Kontinents die Freiheit der Religionsausübung gewährleistet sein werde." Der Kanzler weiter: "Um so erbärmlicher ist es, daß heute in Deutschland manche den Religionsunterricht aus den Schulen verdrängen wollen. Ich halte dies für einen großen Skandal, und ich kann nicht verstehen, daß solchen Tendenzen nicht häufiger und vernehmlicher widersprochen wird. Der Angriff auf die religiöse Erziehung unserer Kinder muß uns als Christen wie als Staatsbürger alarmieren. Konfessioneller Religionsunterricht ist kein überholtes Privileg der Kirchen, sondern eine notwendige Aufgabe des säkularen Staates." In den weiteren Ausführungen betonte Kohl, "daß auch diejenigen, die die Glaubenslehre der christlichen Kirchen nicht teilen, ihre herausragende, ja ihre tragende Rolle für die demokratische Ordnung anerkennen müssen. Religiöse Bildung ist etwas völlig anderes als eine Anhäufung religionskundlichen Wissens oder philosophisch-ethischer Theorien. Wer religiöse Toleranz mit religiöser Äquidistanz gleichsetzt, verweigert jungen Menschen eine unentbehrliche Hilfestellung bei ihrer Suche nach Orientierung."
Wetzlar, 2. November 1997
Pressestelle der EKD