Die Botschaft von der freien Gnade Gottes an alles Volk – die Verkündigung des Evangeliums in digitalen Zeiten
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, beim Christlichen Medienkongress am 13.1.2018 in Schwäbisch Gmünd
Es gilt das gesprochene Wort
Liebe Schwestern und Brüder,
Welcher Satz macht Sie stark? Diese journalistische Frage stand vor sechs Jahren am Beginn der Spezialreihe, die das evangelische Magazin chrismon zum Reformationsjubiläum herausgegeben hat. Eine Frage, die eine reiche Ernte an starken Sätzen als Antwort einbrachte. Im Jubiläumsjahr selbst haben wir wieder viele starke Sätze wahrgenommen, uns auch an viele starke Sätze erinnert. „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Martin Luther markiert so die Freiheit, in der wir als Christen leben dürfen. Gleichzeitig markiert er die Pflicht, in die wir genommen werden, indem wir unser Leben als Dienst am Nächsten auszurichten haben. In der evangelischen Publizistik haben Sie eine besondere Verantwortung für die Verbreitung des Evangeliums in modernen Zeiten. Dazu brauchen Sie solche starken Sätze. Im Jubiläumsjahr haben wir dankbar erleben dürfen, wie wir damit von prominenten Menschen beschenkt wurden, die so unser Bemühen tatkräftig unterstützt haben, mit allem Volk über Gott und die Welt ins Gespräch zu kommen. „Meine absolute Grundfeste, mein absoluter Stabilisator ist mein Glaube", hat Fußballtrainer Jürgen Klopp vor der Kamera eines evangelischen Publizisten gesagt, die evangelische Publizistik und die starken Medienpartner an ihrer Seite haben seine Sätze über ihre vielfältigen Verbreitungskanäle in die Öffentlichkeit transportiert. „Es ist Gnade, gläubige Christin sein zu dürfen und christliche Inhalte wie etwa das Gebot der Nächstenliebe an die eigenen Kinder weiterzugeben“, haben wir von der Fernsehmoderatorin Gundula Gause notieren dürfen. Auch sie hat damit vielfach Beachtung gefunden, ebenso wie Samuel Koch, Wolfgang Schäuble, Frauke Ludowig, Eckart von Hirschhausen, um nur einige der prominenten Reformationsbotschafterinnen und -botschafter noch einmal zu nennen.
„Die Botschaft von der freien Gnade Gottes an alles Volk. Die Verkündigung des Evangeliums in digitalen Zeiten“. Das ist das Thema der Ermutigung, die ich Ihnen zum Abschluss Ihres Christlichen Medienkongresses gerne mit auf den Weg geben möchte. Die Verkündigung des Evangeliums baut auf starke, profilierte Sätze, ganz gleich, ob sie von der Kanzel gepredigt, in journalistische Magazine geschrieben, vor Fernsehkameras oder in Hörfunkmikrophone gesprochen werden. Oder ob sie in sozialen Medien gepostet werden, zu denen wir Zugang finden müssen. Unsere Kommunikation muss vernetzt stattfinden, nah bei den Menschen, auf Twitter, Facebook, YouTube und auf den anderen online zur Verfügung stehenden Vertriebskanälen. Da ist es gut, wenn wir unsere Botschaft in Sätze kleiden können, die überzeugen und mit denen wir möglichst viele Menschen ansprechen können. Wir dürfen uns freuen, wenn Menschen, die öffentlich gehört werden, die richtigen Worte finden. Dazu gehören vor Ort all die Pfarrerinnen und Pfarrer, die regelmäßig predigen, aber etwa auch bewusste Christen in anderen Berufen, die sich trauen, auch öffentlich für ihren Glauben einzustehen. Und wir dürfen uns freuen, wenn Journalistinnen und Journalisten, diese Worte authentisch weitergeben und damit auch vielen Menschen zugänglich machen, die sie nicht im Original hören konnten. All das dient dazu, die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk, so wie es die Barmer Theologische Erklärung von 1934 in ihrer sechsten These es uns vor Augen gemalt hat. Es ist eine Botschaft, die von Gott selbst kommt. Und: die wir in der Bibel geschenkt bekommen haben! Die Bibel jedenfalls ist eine wahre Fundgrube starker Sätze!
Zum Beispiel Hesekiel 36,26. „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“. Welch ein wunderbarer Satz, welch eine wunderbare Zusage Gottes! Worte wie diese haben uns durch das Jubiläumsjahr getragen. Durch ein Jahr, in dem wir uns immer wieder daran erinnert haben, dass Reformation kein abgeschlossenes Ereignis ist. ecclesia semper reformanda – die Kirche muss immer reformiert werden. Unsere Aufgabe ist es, in ständiger Bewegung zu bleiben, stetige Veränderungen zuzulassen. So kann es uns als evangelische Christen nicht erschrecken, dass wir nun mit der Digitalisierung vor Herausforderungen gestellt sind, für die wir ganz neue Türen öffnen und ganz neue Wege erschließen müssen. Was könnte uns mehr Rückenwind dafür geben als Gottes wunderbares Versprechen, uns ein neues Herz zu schenken und einen neuen Geist in uns zu legen.
Und aus der Offenbarung des Johannes nehmen wir gleich die nächste Zusage mit ins neue Jahr: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“. Auch dieser Satz, den wir als Jahreslosung mit in dieses neue Jahr nehmen dürfen, ist einer jener starken Sätze, von denen ich gesprochen habe. Ein Satz, der im Zusammenhang steht mit Worten über die Erneuerung von Himmel und Erde, über die Hoffnung auf das Ende von Schmerzen, der Einkehr von Frieden, der Überwindung des Todes: „…und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21,4-5a).
Die Verkündigung des Evangeliums in digitalen Zeiten kann stattfinden mit Gottes Zusagen im Rücken und der Hoffnung auf die Ewigkeit bei Gott vor Augen. Für uns, die wir verkündigen und für die, die wir erreichen wollen. Es ist eine richtig starke Botschaft, die wir weitergeben dürfen, und wir können deswegen mit einer Grundzuversicht in ihre Weitergabe gehen, dass wir dafür offene Augen und offene Ohren finden werden.
Aber wir wissen auch: So stark die Botschaft auch sein mag, viele Augen und viele Ohren in unserer modernen, säkularen Gesellschaft bleiben – zunächst – verschlossen. Unser vielfältiges und reichhaltiges Gottesdienstangebot reicht nicht mehr aus, um unseren Auftrag zu erfüllen und alles Volk zu erreichen. Auch wenn wir im vergangenen Jahr einen Tag erlebt haben, den wir so nicht für möglich gehalten hätten. Am 31. Oktober 2017 sind die Menschen in unsere Kirchen geströmt, im ganzen Land. Viele Gemeinden hatten das, was einige vielleicht als Luxusproblem definieren würden: Sie hatten zu wenig Platz in ihrer Kirche. Es gab tatsächlich Menschen, die sich wieder auf den Weg nach Hause machen mussten, weil die Kirche ihrer Wahl wegen Überfüllung geschlossen war. Die journalistische Schlagzeile lautete: „Wie Weihnachten und Ostern zusammen.“ Und ein Kommentator schrieb: „Ich dachte, die Leute seien reformationsmüde. Dieser Gottesdienst zeigt ein anderes Bild.“ Der 31. Oktober 2017, an dem uns in Wittenberg im Festgottesdienst und im anschließenden Festakt mit Frank-Walter Steinmeier, Wolfgang Schäuble und Angela Merkel die ersten drei Persönlichkeiten des Staates die Ehre gaben, war für uns Christen ein wunderbares Erlebnis. Das im Übrigen, begleitet von der publizistischen Arbeit aus dem Team des Medienbeauftragten, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen live übertragen wurde. Auch für Reinhard Kardinal Marx, der es sich nicht nehmen ließ, als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz unseren Gottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche mitzufeiern, war es ein starkes Erlebnis. Den 31. Oktober 2017 haben die Gemeinden in Deutschland insgesamt als Höhepunkt des gemeinsamen ökumenischen Christusfestes als starkes Zeichen erlebt. Manche haben es als kleines Wunder erlebt.
Ein Wunder an einem Feiertag! Im 5. Buch Mose steht im 5. Kapitel geschrieben: „Sechs Tage sollst Du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst Du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleich wie du.“
Die Gewährung von Feiertagen wie Ostern und Weihnachten ist eine kostbare soziale und kulturelle Errungenschaft, die als soziales Schutzangebot Eingang in die Sozialkultur unserer Gesellschaft gefunden hat. So konnte auch der 31. Oktober 2017 als Feiertag für uns zu einem solch glaubensstärkenden, christlich verbindenden Tag werden. Für den Schutz dieser Sozialkultur gilt es einzutreten und zu streiten. Wir tun das, indem wir die Sonntage verteidigen und indem wir uns für den Erhalt des Karfreitags als stillen Feiertag mit aller Kraft einsetzen. Das ist nur ein Beispiel für viele aus unserem Glauben kommende Anliegen, in denen wir Ihre Unterstützung brauchen. Umso dankbarer bin ich, genau das wahrzunehmen, dass wir uns von Ihnen mit den von Ihnen vertretenen christlichen Produkten unterstützt werden. Von idea, Bibel TV und den ERF-Medien, von den Produkten der Stiftung Christlicher Medien und des Christlichen Medienverbunds KEP, von den im Evangelischen Medienverband in Deutschland und in der Vereinigung Evangelischer Verleger und Buchhändler bis zu allen im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik vertretenen evangelischen Publikationen und Medienprodukten. Wir wissen diese Unterstützung sehr zu schätzen und wir bedanken uns ganz ausdrücklich dafür.
Und dennoch. So sehr wir uns über diesen Tag, den Reformationstag 2017, freuen dürfen, so gewiss müssen wir sein: In der pluralen säkular geprägten deutschen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts werden wir uns sehr anstrengen müssen, unserem Verkündungsauftrag gerecht zu werden. Dazu brauchen wir alle Kräfte, ganz sicher auch die der evangelischen Publizistik. Wir benötigen Menschen wie Sie, die sich in diesen Tagen zum christlichen Medienkongress zusammengefunden haben.
„Durch das Küchenfenster kann Maria Fairbanks den Fluss sehen, der ihr Dorf verschlingen wird.“ Welch ein dramatischer Satz. Welche eine schlimme Vorstellung: Aus dem eigenen Heim mitansehen zu müssen, wie eben dieses Zuhause von der Vernichtung bedroht ist. Mit diesem dramatischen Satz beginnt eine journalistische Geschichte über die Folgen des Klimawandels, über den drohenden Verlust der schutzgebenden Heimat. Die 72jährige Maria Fairbanks gehört zum Volk der Yupik in der Tundra und muss erleben, wie sie in ihrem Dorf zusammen mit anderen 180 Dörfern an Alaskas Küsten vom Untergang bedroht sind, weil der Fluss Ninglik infolge der Erderwärmung immer weiter anschwillt. Der Reporter Martin Theis hat die Yupik in Alaska besucht, ihre Geschichte und die von Maria Fairbanks aufgeschrieben und zusammen mit den Bildern von Sascha Montag in chrismon veröffentlicht. Das evangelische Magazin chrismon hat die Geschichte publiziert, aber natürlich räumen auch die Produkte des Bundesverlags von 3E bis Joyce, Family, Movo und Faszination Bibel, vom ökumenischen Magazin weltsichten bis zu den Online-Plattformen jesus.de, evangelisch.de, ekd.de Platz ein für solche Geschichten. Für Geschichten, auf die es ankommt, die das Leben schreibt. Die journalistische Leistung ist es, diese Geschichten aufzuspüren, mit den Menschen Kontakt aufzunehmen, ihnen zuzuhören und den Ausschnitt aus ihrem Lebens- und oft Leidensweg authentisch in Wort und Bild zu fassen. So wird durch die journalistische Arbeit christliches Leben und Glauben erlebbar. So findet die abstrakte Diskussion um Zwei- oder Drei-Grad-Erderwärmungs-Ziele Konkretion in Geschichten und Gesichtern wie dem von Maria Fairbanks.
Das der Qualitätsjournalismus, den wir gerade jetzt brauchen: Das wirklich Wichtige aus der Flut von Informationen auswählen und Diskussionen um Themen, die für das Zusammenleben wichtig sind, wie zum Beispiel Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung, für die Leserschaft, die Hörerinnen und Hörer, Zuschauenden und User nachvollziehbar zu machen. Evangelische Publizistik als Teil des Qualitätsjournalismus in diesem Land muss teilnehmen an diesem Bemühen. Die besondere Aufgabe der evangelischen Publizistik als Lebensäußerung der evangelischen Kirche wird es darüber hinaus auch in digitalen Zeiten bleiben, nachhaltig zu sein. Also Tag für Tag gegen die Flut der Klatschmeldungen anzustehen und Nachrichten, die wirklich wichtig sind, bei denen es vielleicht sogar um Leben oder Tod geht, wie zum Beispiel Nachrichten über den weltweiten Hunger, immer wieder Platz einzuräumen. Und damit vielleicht auch andere Medien zu bewegen, sich diesen Informationen mehr zu öffnen als sie es tun würden, gäbe es diese spezielle Arbeit der evangelischen Publizistik in Nachrichtenagentur, Zeitung, Zeitschrift, Buch, Hörfunk, Fernsehen und online nicht. Der evangelische Pfarrer und Publizist, Robert Geisendörfer, hat es bereits in den 70er Jahren treffend beschrieben: „Was evangelische Publizistik kann: Etwas öffentlich machen, Barmherzigkeit vermitteln, Fürsprache üben und den Sprachlosen eine Stimme geben.“ Auf Grundlage dieser Prinzipien gilt es in modernen Zeiten, auch digitale Wege zu den Menschen zu öffnen.
Warum suchen wir solche Wege? Weil es uns Jesus Christus aufgetragen hat. Zum Beispiel in Matthäus 10,27, wo er seine zwölf Apostel aussendet. Auf eine Reise, auf der wir Christen uns nach wie vor befinden: „Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was ihr hört in das Ohr, das predigt auf den Dächern.“
Unsere Frage in modernen Zeiten muss lauten: Wie heißen die Plätze unter den Dächern des 21. Jahrhunderts, auf denen die Menschen sich versammeln und den Predigern zuhören?
„Christliche Literatur ist kein Wachstumsmarkt“, überschreibt das evangelische Medienmagazin Pro das Interview mit Stefan Wiesner, dem Verlagsleiter von bene bei Droemer und Knaur. Ein Satz, der zunächst wie ein Dämpfer wirkt. Aber: bene will die Schätze des christlichen Glaubens heben und sie so aufbereiten, dass sie Menschen erreichen – auch diejenigen, die nicht schon seit drei Generationen in der Kirche sind, sondern die dazu eine Distanz haben. In der Überzeugung, dass sich christliche Spiritualität vermitteln lässt, weil die Sehnsucht nach diesen Themen nicht nachlässt. bene will diese Sehnsucht stillen mit Biografien, Sachbüchern, Ratgebern und allem, was dazu hilft, dass Menschen von heute mit dem christlichen Glauben in Kontakt kommen. Auch in digitalen Zeiten und auch wenn die Märkte nicht wachsen: Wir Christen, die wir unseren Glauben auf Grundlage des einen Buches leben dürfen, werden bis auf weiteres auf Bücher als Mittel zur Verbreitung setzen wollen und setzen müssen.
Und Bewegtbild? Wie lässt sich erklären, dass im Februar 2017 mehr als 7 Millionen Menschen in der ARD die Erstausstrahlung des Films „Katharina Luther“ gesehen haben? Wegen der schauspielerischen Leistung von Devid Striesow als Martin Luther und Karoline Schuch in der Titelrolle? Wegen des eindrucksvollen Drehbuchs, der tollen Regie, der großartigen Produktion unserer evangelischen Filmproduktionsfirma Eikon, wegen der gelungenen Vernetzung mittels der evangelischen Publizistik bis in die Gemeinden oder wegen des attraktiven Sendeplatzes am Mittwoch um 20.15 Uhr? Sie haben das auf Ihrem Kongress in den vergangenen Tagen bereits diskutiert und sicher festgestellt, dass alle die genannten Faktoren zum Reichweitenerfolg beigetragen haben. Aber eines dürfen wir doch auch alle als Zeichen der Hoffnung wahrnehmen: Gäbe es nicht das generelle Interesse am Thema, wäre die millionenfache Reichweite nicht möglich gewesen. Insofern sind die 7 Millionen Zuschauenden in der ARD ein Indiz dafür, dass der Buchverlag bene auf der richtigen Spur ist: Die Sehnsucht nach christlicher Spiritualität ist vorhanden.
Filme wie der über Katharina Luther oder der Kinofilm über Luther mit Joseph Fiennes in der Hauptrolle hinterlassen wahrnehmbare Spuren für ein Millionenpublikum. Abseits davon leisten Bibel TV und die im CFF, dem Forum für Christen in Film und Fernsehen organisierten Produzenten täglich eine für die Verkündung des Evangeliums wertvolle Arbeit, die nicht so sehr im Rampenlicht steht, die ich aber ausdrücklich würdigen möchte. In der Summe erfüllen sie gemeinsam den Auftrag, den Jesus Christus uns gegeben hat.
Aber rücken Sie mit mir noch einmal ganz nah heran an die Menschen. Betrachten wir Félicité. Sie ist eine stolze, unabhängige Frau, die als Sängerin in einer Bar in Kinshasa, der Hauptstadt der Republik Kongo, arbeitet. Als Félicités Sohn nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liegt, versucht sie verzweifelt, das Geld für eine Operation aufzutreiben. Félicité ist die Hauptfigur in dem gleichnamigen afrikanischen Spielfilm von Alain Gomis. Für die Kinobesucher wird Félicités Suche nach dem erforderlichen Geld zu einem atemlosen Streifzug durch die ärmlichen Straßen und durch die wohlhabenderen Bezirke der kongolesischen Hauptstadt. Auf der Berlinale 2017 wurde der Film mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. epd Film schreibt dazu:
„Wenn es ein Gesicht gibt, das diese Berlinale prägte und das auch nach ihrem Ende noch in Erinnerung bleiben wird, dann ist es das der kongolesischen Schauspielerin Veró Tshanda Beya. Immer wieder zeigt es der Regisseur Alain Gomis in „Félicité“ in Großaufnahme, es wirkt auch wie ein Symbol für den Kampf ums tägliche Überleben in Afrika.“ Gefördert und in die europäischen Kinos gebracht hat den Film das Evangelische Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit, eine von Brot für die Welt geförderte Abteilung im GEP. Hier dokumentiert sich für mich beispielhaft, was evangelische Publizistik kann: „Etwas öffentlich machen, Barmherzigkeit vermitteln, Fürsprache üben, Stimmlosen eine Stimme geben.“ Und wenn man am frühen Morgen des 29. November die Nachrichten des Deutschlandfunks hörte, dann war da etwas zu hören, was vielleicht auch durch einen solchen Film und seine Unterstützung, auch durch kirchliche Organe, mit befördert wurde. DLF meldete: „Die deutsche Politik muss sich stärker mit Afrika befassen. Das erklärte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in einem Interview mit dem epd.“
Wenden wir uns nach Maria Fairbanks und der von Veró Tshanda Beya verkörperten Félicité einer anderen Frau zu, die mitten im realen Leben steht. Schauen wir auf Yara Bader. Ihre in Chrismon erzählte Geschichte beginnt mit dem Satz: „Wenn jemand laut an Yara Baders Tür klopft, kriecht Panik hoch.“ Das ist ein Satz, der Angst einjagt. Der nachdenklich macht. Wie kann es sein, dass jemand Panik bekommt, wenn es an die Tür klopft. Zumal die 32jährige Yara Bader in Berlin lebt. Assoziationen an dunkle Zeiten in Deutschland kommen hoch. An Zeiten, in denen Menschen aus deutschen Wohnungen verschleppt und in Vernichtungslagern ermordet wurden. Yara Bader hat das Klopfen an ihrer Tür in Syrien erlebt, als ihr Mann Mazen Darwish verhaftet wurde. Jahrelang hat sie um seine Befreiung gekämpft, bis er dann doch aus dem syrischen Militärgefängnis entlassen wurde. Nun fühlen sich beide irgendwie schuldig, in Deutschland sein zu dürfen. Zu denen zu gehören, die davon gekommen sind. Das sagen sie ganz offen in der Geschichte, die von der evangelischen Journalistin Mareike Fallet geschrieben worden ist. Yara und Mazen sind aber auch so dankbar. „Für mich ist es ein Wunder, dass er frei ist. Ein Wink Gottes.“, sagt Yara Bader.
Ich bin mir sicher, dass auch diese Geschichte ihren Weg zu den Herzen und Köpfen der Menschen gefunden hat, die sie gelesen haben. Auch hier sind wir ganz nah dran, können am Schicksal von Yara und Mazen die Schicksale der Menschen in Syrien nachempfinden. So können wir in der Nähe die Spur finden, die uns in der politischen Diskussion Orientierung geben kann. Wir erinnern uns an das Doppelgebot der Liebe, das uns durch die zehn Gebote aufgetragen ist und in den Briefen des Neuen Testaments bestätigt wird. Du sollst Gott ehren und lieben und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Yara Bader, Mazen Darwish, Mariah Fairbanks sind unsere Nächsten.
Auch die acht Redakteurinnen und Redakteure von Amal, Berlin! sind unsere Nächsten. Sie kommen aus Syrien, Iran, Ägypten und Afghanistan, arbeiten jetzt als festangestellte Redakteurinnen und Redakteure in der Evangelischen Journalistenschule in Berlin und bringen eine tägliche aktuelle Webseite ins Netz. Amal, Berlin! heißt Willkommen, Berlin! und informiert die arabisch und persisch sprechenden Menschen, die in Berlin/Brandenburg leben, deren Freunde und Verwandte in anderen Bundesländern Deutschlands und die Menschen in ihren Heimatländern Afghanistan, Syrien und dem Iran über das Leben in der deutschen Hauptstadt. Auch das ist ein Stück evangelische Publizistik.
Wenn wir uns um das wirkliche Leben in der Hauptstadt kümmern wie Amal, Berlin!, wenn wir Geschichten von Maria Fairbanks und Yara Bader aufschreiben, wenn wir Filme fördern, die uns die Schicksale von gequälten und verzweifelten Menschen nahe bringen, dann wenden wir uns unseren Nächsten in Liebe zu. Und können im Gegensatz dazu auch besser erkennen, was Sünde ist. Ich bin der festen Überzeugung: Nationalismus ist Sünde! Das mag ein starker Satz sein, der spaltet, aber ich trete dafür ein, dass Kirche dafür ihre Stimme erhebt. Deshalb habe ich diesen Satz auch als Überschrift für meine Kolumne in chrismon gewählt. Denn, so habe ich es ausgeführt und so wiederhole ich es gern: „Wer sein eigenes Land überhöht und gegen andere in Stellung bringt, produziert Hass, irgendwann Gewalt und am Ende sogar unzählige Tote. Deswegen sage ich: Nationalismus ist eine Erscheinungsform von Sünde, Nationalismus vergiftet das Klima zwischen Menschen. Die Kirche steht für das genaue Gegenteil: für die Versöhnung der Völker, für die Anerkennung der Würde eines jeden Menschen, unabhängig von seiner Nationalität oder Volksgruppe.“
Solcher starken Sätze über die Sünde, das ist mir sehr bewusst, bedeuten immer auch das Kehren vor der eigenen Haustür. Auch die Kirche Jesu Christi ist der Macht der Sünde unterworfen und ist gerufen, die eigene Selbstverkrümmung zu überwinden, indem sie sich immer wieder von neuem für Gottes Wort öffnet. Wenn uns – um nur ein anderes Beispiel zu nennen - die Medien in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder die Auswüchse sexueller Gewalt vor Augen geführt haben, wenn wir mitansehen mussten, wie bisher hochgeachtete Menschen wie Kevin Spacey oder Dustin Hofmann schwere Schuld auf sich geladen haben, dann werden wir an unsere eigenen Verstrickungen erinnert. Auch mithilfe unserer eigenen christlichen Medien arbeiten wir daran, die Schuld abzutragen, öffentlich zu sühnen und um Verzeihung zu bitten. „Stärkt eure Kinder“, fordert Pro in der Überschrift und stellt die Kampagne #churchtoo vor, die Fälle sexuellen Missbrauchs innerhalb von Kirchengemeinden ans Licht gebracht hat. Nicht ohne in einem Interview Hinweise zu geben, wie ein sensibler Umgang mit dem Thema gelingen und für mehr Sicherheit gesorgt werden kann. Evangelische Publizisten halten uns kritisch den Spiegel
vor – auch das ist ihre Aufgabe, auf die wir nicht verzichten wollen. Ich stelle allerdings dieselben Forderungen an kritische Berichterstattung der evangelischen Medien wie an kritische Berichterstattung anderer Medien: Gute Recherche, Fairness, der Verzicht auf Effekthascherei und ethische Abwägung darzustellender Fakten und zu kritisierender Menschen gehören zu den Faktoren, die Qualitätsjournalismus kennzeichnen.
Verzicht auf Effekthascherei. Darf dann eine solche Überschrift sein? Ich zitiere: „Zieh Dich aus, Du Schlampe!“ Welch eine hinterhältige, gewaltsame, drohende und gemeine Sprache. Und dennoch hat diese Überschrift ihre traurige Berechtigung, denn sie ist authentisch. Der Satz steht als Titelzeile über der Geschichte einer jungen Frau, die Opfer jahrelangen sexuellen Missbrauchs geworden ist. Die evangelische Journalistin Christine Holch hat mit der jungen Frau gesprochen, mehr als Seelsorgerin denn als Reporterin. Bei Frau Holch hat sie sich geöffnet, weil sie nicht mehr eingesperrt sein wollte in dem Dunkel des Schweigens, zu dem der Täter sie verurteilt hatte. Nun hat sie sich mit Frau Holch ins Licht getraut. Sie konfrontiert uns mit den Gemeinheiten, Drohungen und der Gewalt, die ihr über Jahre angetan wurden. Damit wir Anteil nehmen und ihr so in Nächstenliebe zuwenden können. Den Stimmlosen eine Stimme geben, sagt Geisendörfer zu den Aufgaben der evangelischen Publizistik. Redet im Licht, sagt Jesus Christus. Ich sage: Evangelische Publizistik kann helfen. Auch das gehört zum Verkündigungsauftrag in digitalen Zeiten.
Wird das alles auch in Zukunft so bleiben können? Im Hier und Jetzt der modernen Zeiten und in den aus den USA auf uns zukommenden Veränderungen? Es wird digitalisiert, was zu digitalisieren ist, schreibt Christoph Keese in seinem Buch über das Silicon Valley: Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt. Was ändert sich für uns? Für die evangelische Kirche? Für die evangelische Publizistik? Wie findet die Botschaft von der freien Gnade an alles Volk in digitalen Zeiten statt? Schauen wir auf die Dächer der Neuzeit.
jesus.de ist ein solches Dach. „You´ll never walk alone“ ist eine Hymne mit spirituellem Charakter. jesus.de weist darauf hin, dass Fans von Schalke 04 und Borussia Dortmund einen gemeinsamen Derby-Gottesdienst gefeiert haben. Versöhnung vor dem Kreuz statt Stunk auf den Stehplätzen. Dass es dann mit dem 4:4 ein solches Jahrhundert-Derby geworden ist, lag sicher nicht an den Gebeten der Fans. Auch nicht daran, dass Fernsehmoderator Jörg Thadeusz, bekennender BVB-Fan, im Eröffnungsgottesdienst zum Saisonauftakt gepredigt hat. Aber das sind Wege zu den Menschen: Gemeinsame Gottesdienste von Fußball-Fans, Online-Berichterstattung über das Ereignis, Weiterverbreitung in den sozialen Medien.
Wie Eltern mit den Wunschzetteln ihrer Kinder umgehen sollen, rät nicht eine evangelische Serviceseite kurz vor der Adventszeit im vergangenen Jahr, sondern die Nachrichtenagentur epd. Sie stellt das Thema als Serviceangebot auf ihr neues digitales Angebot epd kompakt, das den Kunden auf digitalem Weg zugänglich gemacht wird. Über 100 Kunden spricht der epd-Basisdienst an, auch im digitalen Zeitalter setzen die bedeutenden Verlags- und Medienhäuser auf die Leistungen der evangelischen Nachrichtenagentur. Sowas macht Hoffnung.
„Du hast frei“, verkündet Eckart von Hirschhausen in einem kurzen Video zum Reformationstag 2017, in dem ich die Gelegenheit wahrgenommen habe, auf die umwälzenden Ereignisse hinzuweisen, die aus dem kleinen Örtchen Wittenberg in die ganze Welt gegangen sind. Einige, die heute hier sind, haben dieses Video auch kritisiert, weil sie den Glaubensbezug vermisst haben. Sein Sinn war, in den wenigen Sekunden, die man heute im Internet hat, um Menschen neugierig zu machen, Interesse für mehr zu wecken. Das Video haben ekd.de und evangelisch.de in einer gemeinsamen Aktion auf Facebook geschaltet und damit in vier Tagen eine millionenfache Reichweite eingefahren. Auch in digitalen Zeiten kommen wir nicht ohne starke Medienpartner an unserer Seite aus – diese Erkenntnis gewinnen wir mehr und mehr. Wobei wir natürlich wissen, dass die Marktdominanzen von Google, Facebook und YouTube gerade im Blick auf Datensouveränität und Datensicherheit nicht unproblematisch sind. Aber, auch das wissen wir, das sind die Marktplätze unter den Dächern, auf denen sich vor allem die jungen Menschen zahlreich versammeln.
Schauen wir einen Moment auf unsere starken Partner. Das Wort zum Sonntag ist die zweitälteste Sendung im deutschen Fernsehen, die ARD steht mit der wöchentlichen Ausstrahlung an der Seite der beiden großen christlichen Kirchen. Und das „Wort zum Sonntag“ hat es mit gut geklickten Shareables in die moderne Zeit zu Facebook geschafft und setzt damit für andere publizistischen Formate ein Zeichen. Die ZDF-Fernsehgottesdienste begleiten uns treu durch jedes Jahr, Sonntag für Sonntag, eine feste Partnerschaft mit katholischer und evangelischer Kirche. Das wird viel zu wenig wahrgenommen. Wenn die Zahlen über den Gottesdienstbesuch veröffentlicht werden, wird in der Regel völlig übersehen, dass jeden Sonntag weit mehr Menschen an Radio und Fernsehen Gottesdienste mitfeiern als die Menschen, die selbst in die Kirche gehen, vielleicht auch gehen können. Aber auch die privaten Fernsehsender, RTL, ProSieben und SAT.1 strahlen christliche Programme aus und nehmen Teil an unserem Verkündigungsauftrag. „So gesehen“ und „So gesehen am Sonntag“ sind nur zwei Beispiele dafür. Wir sind eingeladen, für das öffentlich-rechtliche Online-Format funk christliche Formate zu entwickeln und beizusteuern. Wir sind gut beraten, die Hilfe unserer Medienpartner in den öffentlich-rechtlichen Häusern, aber auch bei den Privatsendern und den Verlagshäusern hoch zu schätzen.
Partner werden wir wohl auch bei unserem neuesten Versuch benötigen, beim Aufbau eines evangelischen YouTube-Kanals. „Vertraut den neuen Wegen“, singen wir in unseren Gottesdiensten. „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist. Weil Leben heißt, sich regen, weil Leben wandern heißt. Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit. Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt. Er selbst kommt uns entgegen.“
Ein evangelischer Kanal auf YouTube ist für uns ein neuer Weg, den so noch keiner in der evangelischen Publizistik gegangen ist. Auf Reichweite kommen mit einem eigenen Kanal ist ein spannender Versuch, von dem wir noch nicht wissen, ob er gelingt. Zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland sind wir dabei, erste Erkenntnisse zu sammeln. Und haben festgestellt: Ohne Partner geht es nicht. Wir benötigen die Hilfe der Netzwerke und darüber den Kontakt zu den Hosts, die unsere Botschaften tragen müssen. Ohne ihre eigene Authentizität zu verlieren. Da läuft gerade ein spannender Prozess im GEP, auf dessen Ergebnis wir gespannt sind. Immer im Blick auf die Frage, wie die Verkündigung des Evangeliums in digitalen Zeiten gelingen mag.
Und sie muss gelingen. Denn wir brauchen in diesem Land aus vielfältigen Gründen so etwas wie eine Neuevangelisierung im Hinblick auf grundlegende Glaubensartikel. Denn wir Christen glauben mit guten Gründen, dass genau das die Basis für ein erfülltes Leben ist. Wer die Welt als Schöpfung versteht, wird das, was ihm gegeben ist, als Geschenk seines Schöpfers verstehen und nicht als etwas, worauf er oder sie einen Anspruch hat. Sondern als etwas, wofür jeden Tag von neuem Danke gesagt werden und was geteilt werden kann. Wer die radikale Liebe Gottes in Jesus Christus in seine Seele einlässt, braucht keine Angst davor zu haben, nüchtern auf die eigene Selbstverkrümmung zu schauen, die für Luther die Ausdrucksform dessen ist, was in der Tradition „Sünde“ genannt wird. Er braucht keine Angst vor solcher Selbstdistanz zu haben, weil er im Lichte dieser radikalen Liebe auf Vergebung hoffen und dadurch immer wieder neu anfangen darf. Wer sein Herz öffnet für den Heiligen Geist, der kann spüren, dass Christus gegenwärtig ist und tatsächlich den Horizont in die Zukunft öffnet und den neuen Himmel und die neue Erde, die er uns verspricht, schon jetzt erfahrbar macht. Ja, es ist für alle Menschen wichtig, dass die Verkündigung des Evangeliums gelingt, dass die Botschaft von der freien Gnade Gottes auch in digitalen Zeiten ankommt!
Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Ja, dem müssen wir uns stellen. Die Zahlen der digitalen Plattformen dokumentieren jetzt bereits, wo wir die Menschen unter den Dächern unserer Zeit finden. Facebook hat nach eigenen Angaben allein in Deutschland 31 Millionen aktive Nutzer, bei YouTube sind es nach Unternehmensangaben weltweit 1,5 Milliarden, jede Minute wird dort 300 Stunden Videomaterial hochgeladen.
Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Ja, aber noch leben wir in einem Land, in dem millionenfach Zeitung und Zeitschrift gelesen, lineares Fernsehen geschaut und Radio gehört wird. Nach neuesten Zahlen der Media Perspektiven von 2015 schauen die Menschen in Deutschland täglich dreieinhalb Stunden Fernsehen und hören rund 3 Stunden lang Radio. Allein die Tageszeitungen verzeichneten nach Zahlen des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger im vergangenen Jahr eine verkaufte Gesamtauflage von 15,3 Millionen Stück.
Es scheint so, als ob wir es wieder mit einer zweigeteilten Gesellschaft zu tun haben. Früher hatten es die Radioprogramme leicht, weil sich die deutsche Gesellschaft teilen ließ in eher ältere Fans von deutscher Schlager- und Volksmusik und eher jüngeren Fans von internationaler, meist englischsprachiger Popmusik. Das ist vorbei, heutzutage haben die damals jüngeren Radiohörer ihr Lebensalter von 60 und 70 erreicht – darauf mussten sich die Radioprogramme einstellen. Nun teilt sich die Gesellschaft auf in die eher älteren Printleser und Zuschauer für lineares Fernsehprogramm, gern öffentlich-rechtlich, und die eher jüngeren YouTube-Nutzer und Streaming-User, also die Kunden von Netflix und amazon prime. Wenn wir die Botschaft von der freien Gnade an alles Volk bringen wollen, müssen wir alle Altersgruppen bedienen und somit auf allen Kanälen zuhause sein. Wie bisher in Print, Fernsehen und Radio, aber immer professioneller auch in der Online-Welt der sozialen Medien und Bewegtbildanbieter.
Das ist für Sie keine neue Erkenntnis, Sie wissen um die Notwendigkeit, Sie wissen auch um die Schwierigkeiten. Ermuntern möchte ich uns alle, uns bei all unseren Überlegungen immer auf den Kern dessen zu besinnen, was unsere – und jetzt speziell Ihre - Arbeit ausmacht. Nah an den Menschen zu sein, die Kriterien des Qualitätsjournalismus zu erfüllen, gute Geschichten zu suchen und zu erzählen – auf welchen Kanälen und in welchen Produkten auch immer. So, und nur so, werden Sie es mit Ihrer Arbeit, Ihrem Einsatz, Ihrem Engagement und Ihrer Kompetenz schaffen, Herz und Seele der Menschen auch in digitalen Zeiten zu erreichen. Mit Gottes Hilfe und um Gottes Willen. Getragen von einem weiteren starken Satz aus der Bibel (Spr 16,3): „Befiehl dem Herrn deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen.“