Grußwort von OKR´in Katrin Hatzinger zu einem Podiumsgespräch: Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung – kirchliche und theologische Perspektiven am 05. März 2024 im Haus der EKD
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste,
ich freue mich, Sie zu unserer Veranstaltung „Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung- kirchliche und theologische Perspektiven“ begrüßen zu dürfen. Vielen Dank für Ihr Interesse!
Ein weiteres Dankeschön gilt all unseren Referentinnen. Schön, dass es uns gelungen ist, ein so kompetentes Podium zusammenzubringen.
Die Wissenschaft befasst sich in den vergangenen Jahren zunehmend mit dem Thema Einsamkeit, aber auch die Politik nimmt es verstärkt in den Blick. Großbritannien hat im Jahr 2018 als erstes Land der Welt ein Ministerium für Einsamkeit gegründet. Die Bundesregierung hat unter der Federführung von Familienministerin Paus im Dezember vergangenen Jahres eine Strategie gegen Einsamkeit vorgelegt. Auf der EU-Ebene hat das Gemeinsame Forschungszentrum in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament und der Generaldirektion Beschäftigung und soziale Angelegenheiten 2022 ein Forschungsprojekt zum Thema Einsamkeit gestartet. Bei einer Untersuchung unter den 27 EU-Staaten kam heraus, dass das Gefühl von Einsamkeit sehr unterschiedlich verteilt ist in der EU. Am einsamsten sind nach den Erhebungen des „EU loneliness survey“ die Iren, am wenigsten einsam die Niederländer.
In Deutschland leiden Millionen Menschen unter Einsamkeit. Genaue Zahlen sind jedoch nicht so einfach zu ermitteln. Ein Ergebnis der Studie der Bundesregierung steht aber ganz klar fest: Haben sich in Deutschland im Jahr 2017 lediglich 14,2 Prozent der Bevölkerung zumindest manchmal einsam gefühlt, ist dieser Wert im Zuge des zweiten Lockdowns während der Corona-Pandemie im Jahr 2021 auf 42,3 Prozent angestiegen.
Einsamkeit hat viele Gesichter und Gründe und ist keine Frage des Alters. Ziel der Strategie der Bundesregierung ist es daher, das gesellschaftlichen Miteinander zu stärken und Einsamkeit zu beleuchten, um Einsamkeit in allen Altersgruppen vorzubeugen und zu lindern. Denn Einsamkeit kann krank machen.
Dieses gesellschaftliche Phänomen bedarf also vorrangig zivilgesellschaftlicher Anstrengungen. Hier sind auch die Kirchen als Räume der Begegnung gefragt. Neben Predigt, Seelsorge und wie wir heute näher kennenlernen werden, ganz praktischen Angeboten vor Ort widmet sich auch die diesjährige Fastenaktion der evangelischen Kirche dem Thema. Unter dem Motto „Komm´ rüber. Sieben Wochen ohne Alleingänge“ nimmt sie die Kraft des Miteinanders in den Blick.
Die Wochenthemen dieser Fastenaktion führen vom „Miteinander gehen“ über das Miteinander mit den Liebsten, mit Fremdem, mit der Schöpfung und der weiten Welt zum Miteinander mit den mir Anvertrauten und mit Gott. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister erklärte als Botschafter der Fastenaktion: „Wir brauchen den Blick, das Ohr, die Hand der anderen". Weiter sagte er: „(Denn) Segen ist an das Aufbrechen gebunden, nicht an das Verharren. Neue Gedanken wagen, der anderen Meinung ohne Furcht begegnen – das macht reich.“
Im Begleitheft zu der Aktion wird u.a. der Einsamkeitsforscher Marcus Mund vom Institut für Psychologie an der Universität Klagenfurt zitiert. Er betont, dass Menschen das Miteinander benötigten, um sich eingebunden und bestätigt zu fühlen. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft sei ein Grundbedürfnis wie Hunger und Durst. Der Diskurs mit Menschen, die eine andere Meinung haben, könne zudem auch ein Abdriften in Filterblasen und Echokammern verhindern. “Eine offene Gesellschaft kann extreme Meinungen besser auffangen", so Mund.
Heute Mittag werden wir aus wissenschaftlicher, theologischer und theologisch-praktischer Perspektive die verschiedenen Facetten von Einsamkeit und mögliche Wege im Umgang mit Einsamkeit diskutieren und das erfreulicherweise einmal - ein seltener Anblick- mit einem rein weiblichen Podium.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Lilly Schaack für die Konzeption und Moderation dieses Mittags.
Jetzt wünsche ich uns eine anregende Veranstaltung und gebe weiter an Frau Schaack.