Gedenkgottesdienst zur Übergabe von Gebeinen an Namibia

„Wenn ich hier sterbe, lass meine Knochen nach Hause zurückkehren“

Zur Rückgabe von Gebeinen der Herero und Nama aus der Kolonialzeit nach Namibia findet heute Vormittag (29. August) ein Gedenkgottesdienst in Berlin statt. Dazu haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Rat der Kirchen in Namibia (CCN) in die Französische Friedrichstadtkirche eingeladen.

In der gemeinsamen Predigt mit der Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber, erinnert Ernst//Gamxamub, Bischof der Evangelisch Lutherischen Kirche in der Republik Namibia und Delegationsleiter des Rates der Kirchen in Namibia, an die Geschichte Namibias und Deutschlands, die aus einer sehr schlimmen Erfahrung und Realität geboren sei. „Lasst uns darum aus unserer Vergangenheit lernen, unsere Zukunft, die durch folgende Werte geprägt ist, neu zu schreiben: menschliche Würde, Respekt, Gleichheit, gutes Zusammenleben, gegenseitige Ermächtigung, Frieden und Gerechtigkeit“, fordert Ernst//Gamxamub auf. Er erzählt von seinem unvergesslichen Erlebnis in einem UNHCR-Lager in Botswana, das Bischof Ernst//Gamxamub vor einigen Jahren besucht hatte: „Wenn ich hier sterbe, lass meine Knochen nach Hause zurückkehren“, ein namibisches Lied, das die Flüchtlinge dort jeden Abend klagend und eindringlich gesungen hatten und an das er heute erinnern möchte.

„Der heutige Tag bewegt mich sehr. Wir wollen heute etwas tun, was schon seit vielen Jahren hätte getan werden müssen: nämlich die Gebeine von Menschen, die Opfer des ersten Genozids des 20. Jahrhunderts geworden sind, an ihre rechtmäßigen Nachfahren zurückgeben“, erklärt die Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber. Bosse-Huber erinnert daran, dass sich die EKD mit einem Schuldbekenntnis und der Bitte um Vergebung an die Nachfahren der Opfer des - aus Sicht der meisten Historikerinnen und Historiker – ersten Völkermordes des 20. Jahrhunderts im früheren Deutsch-Südwestafrika gewendet hat: „Gemeinsam mit den Nachfahren der Opfer wollen wir das Gedenken an die Opfer wachhalten, für die Anerkennung des Genozids öffentlich eintreten und an der Überwindung des durch die deutsche Kolonialherrschaft begründeten und danach fortwirkenden Unrechts arbeiten.“

Die Gebeine sollen unmittelbar im Anschluss an den Gottesdienst bei einem offiziellen Akt des Auswärtigen Amtes und der Botschaft von Namibia an namibische Regierungsvertreter übergeben werden. Am 31. August sollen sie in Windhuk in Namibia bei einem Staatsakt in Empfang genommen werden.

Die Predigten von Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber und Bischof Ernst//Gamxamub stehen Ihnen unter folgendem Link zur Verfügung https://www.ekd.de/Predigten-19608.htm. Die EKD-Erklärung (April 2017) zum Völkermord im früheren Deutsch-Südwestafrika erhalten Sie unter https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/erklaerung_voelkermord_deutschsuedwestafrika.pdf.

Hannover, 29. August 2018

Pressestelle der EKD
Kerstin Kipp