„Heraus aus alten Sehgewohnheiten“
EKD-Synode debattiert über den Glauben junger Menschen
Was brauchen junge Menschen, um ihren Glauben zu leben? Und bietet ihnen die evangelische Kirche das? Diese Fragen diskutiert die Synode der EKD am heutigen Montag unter dem Schwerpunktthema „Glaube junger Menschen“. Für ein aktuelles Blitzlicht sorgte eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD. Sie zeigt: Junge Menschen nehmen Glauben als etwas grundsätzlich Positives wahr. Rund die Hälfte der Befragten betet gelegentlich. Lediglich ein Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 17 und 29 Jahren kann mit Glaubensfragen nichts anfangen.
„Junge Erwachsene fühlen sich in einem sehr hohen Maße für ihr Leben allein verantwortlich. Unterstützung erfahren sie vor allem von ihren Familien, die 62 Prozent der Befragten besonders wichtig für ihr Leben finden“, so Gerhard Wegner, Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, bei der Vorstellung der Studie. Sie untersucht die Lebens- und Glaubenswelten junger Menschen sowohl quantitativ als auch qualitativ. „Gesellschaftliche Institutionen, wie auch die Kirche, haben für die jungen Erwachsenen drastisch an Bedeutung verloren“, fasste Wegner die aktuellen Forschungsergebnisse zusammen. „Christlicher Glaube bleibt aber für eine Minderheit wichtig.“
Die Studie steht unter folgendem Link zur Verfügung: https://www.siekd.de/neue-studie-des-si-lebens-und-glaubenswelten-junger-menschen-heute/
„Sind wir offen für diese Generation, die unter ganz anderen Voraussetzungen, Fragen und Problemen herangewachsen ist, als die meisten, die heute in der Kirche engagiert sind?“ Mit dieser Frage wandte sich Jacqueline Barraud-Volk zu Beginn der heutigen Sitzung an die Synodalen. Sie ist die Vorsitzende des Ausschusses, der die Debatte zum Schwerpunktthema vorbereitet hat. In der Auseinandersetzung mit dem Glauben junger Menschen gehe es um das Gespräch auf Augenhöhe, unterstrich Barraud-Volk und rief den Synodalen zu: „Heraus aus alten Sehgewohnheiten, heraus aus dem, was wir immer schon in der Kirche gewusst, gesagt und gemacht haben.“
Einen lebhaften Austausch mit jungen Erwachsenen gab es bereits am Sonntagabend. Rund 60 junge Besucherinnen und Besucher waren eingeladen, sich zusammen mit den Synodalen zu fragen, wo Glauben in ihrem Leben vorkommt. Den Einstieg in die Diskussion bildete eine von Julian Sengelmann moderierte Talkrunde, an der auch Jana Highholder und Johannes Falk teilnahmen. Der Sänger sorgte zudem für die musikalische Gestaltung des Abends.
Am heutigen Montagnachmittag wird die Auseinandersetzung mit dem Schwerpunktthema in Workshops fortgesetzt. Dort wird über die zehn Thesen debattiert, die Jacqueline Barraud-Volk und der Vorbereitungsausschuss am Vormittag vorgestellt haben. https://www.ekd.de/glaube-junger-menschen-thesen-38050.htm
„Ich bin gespannt auf die Fortsetzung der Debatten heute Nachmittag“, sagte Irmgard Schwaetzer, die Präses der Synode der EKD. „Die Gespräche mit den jungen Erwachsenen gestern wie die Diskussion heute Morgen haben sehr deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, dass junge Menschen in unserer Kirche mitmischen. Wir brauchen Mut zum Experiment mit neuen Formen und Formaten. Und wir müssen über Möglichkeiten der Partizipation und Mitgestaltung nachdenken, wie das auch die Generalsynode der VELKD getan hat.“
Würzburg, 12. November 2018
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 11. bis 14. November in Würzburg. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 12. Synode aus 120 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Irmgard Schwaetzer. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD. Vorsitzender des Rates der EKD ist Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 21,5 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 13.900 Kirchengemeinden.