„Maßnahmenpaket zum Schutz vor sexualisierter Gewalt wird konsequent umgesetzt“

Unabhängige „Zentrale Anlaufstelle.help“ für Betroffene startet im Juli

Betroffene von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche oder der Diakonie können sich künftig an eine unabhängige zentrale Anlaufstelle wenden. In der „Zentralen Anlaufstelle.help“ stehen ab 1. Juli geschulte Fachkräfte für Beratungsgespräche im geschützten Rahmen zur Verfügung. Einen entsprechenden Vertrag hat die EKD mit der anerkannten Fachberatungsstelle „Pfiffigunde Heilbronn e. V.“ geschlossen. Das Angebot ergänzt die bereits in den Landeskirchen bestehenden Ansprechstellen. „Mit der Errichtung einer zentralen Anlaufstelle setzen wir ein Anliegen um, dessen Dringlichkeit uns Betroffene immer wieder eindrücklich geschildert haben“, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs als Sprecherin des Beauftragtenrates der EKD am Rande eines Experten-Fachtages in Hannover. Die dezentralen, anti-hierarchischen Strukturen in der evangelischen Kirche hätten es den Betroffenen erschwert, die richtigen Ansprechpersonen zu finden. „Diese Hürde wollen wir mit der zentralen Anlaufstelle wirksam abbauen.“ Bei der Umsetzung des 11-Punkte-Handlungsplans, den die Synode der EKD im vergangenen November in Würzburg verabschiedet hatte, sei damit ein weiterer Meilenstein erreicht. „Das beschlossene Maßnahmenpaket zum Schutz vor sexualisierter Gewalt wird von der EKD konsequent umgesetzt“, so Fehrs. „Aus dem christlichen Selbstverständnis der Kirche erwächst die klare Aufgabe, die ihr anvertrauten Menschen zu schützen, Orientierung im Umgang mit den Verletzten zu vermitteln und den Schwachen und Verwundbaren zur Seite zu stehen. Das EKD- Motto, mit dem wir seit 2010 Prävention bewerben, nämlich: hinschauen, helfen und handeln, ist also programmatisch. Ohne Einlösung dessen können wir nicht glaubwürdig Kirche sein.“

Im Mittelpunkt des heutigen Fachtags, zu dem mehr als 40 Expertinnen und Experten, darunter Wissenschaftler und Betroffene, in das Kirchenamt der EKD gekommen waren, stand die Konzeption einer im Rahmen des 11-Punkte-Handlungsplans beschlossenen wissenschaftlichen Aufarbeitungsstudie. Eine öffentliche Ausschreibung der Studie wird das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) unter der Projektleitung von Prof. Ingo Schäfer ausarbeiten. „Wir freuen uns über das Vertrauen, das uns die EKD mit dieser Aufgabe entgegenbringt. Besonders wichtig finden wir, dass auch Betroffenen eine bedeutsame Rolle im Rahmen der Aufarbeitung zukommen soll“, so der Leiter der Arbeitsgruppe Trauma und Stressforschung am UKE. Die Beteiligung Betroffener gehört zu den Umsetzungszielen der Aufarbeitung. Erste Ergebnisse des zweistufigen Prozesses, die auf regionaler Ebene gewonnen werden, werden Ende 2021 erwartet. Der Fachtag beriet auch über die ebenfalls beschlossene Dunkelfeldstudie, mit der Kennzahlen zu sexualisierter Gewalt durch haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende der evangelischen Kirche und der Diakonie erhoben werden sollen. Derzeit sind rund 600 Fälle in der evangelischen Kirche bekannt.

Bereits im März hatten sich die EKD und der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) darauf verständigt, bis Herbst 2019 zu Eckpunkten einer Vereinbarung zwischen dem Unabhängigen Beauftragten und der EKD zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche zu  kommen. Mit dem gemeinsamen Arbeitsprozess soll ein Beitrag zur Entwicklung von Standards guter Aufarbeitung geleistet werden.

Für die Umsetzung des 11-Punkte-Handlungsplans stellt die EKD 2019 rund 1 Million Euro bereit.

Weitere Informationen unter  https://www.ekd.de/Missbrauch-23975.htm und https://www.ekd.de/Hinschauen-Helfen-Handeln-bei-Missbrauch-24023.htm

Die Zentrale Anlaufstelle.help ist ab 1. Juli 2019 erreichbar unter der kostenlosen
Rufnummer 0800 5040 112 und unter der E-Mail zentrale@anlaufstelle.help sowie unter der dann freigeschalten Internetadresse www.anlaufstelle.help

Hannover, 11. Juni 2019

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt