Was geschieht bei der Taufe?
Neue Orientierungshilfe der EKD vorgestellt
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat am Dienstag, 6. Mai, in Berlin eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche veröffentlicht. Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Dr. Wolfgang Huber, und der Vorsitzende, der zu diesem Thema eingerichteten Ad-hoc-Kommission, Präsident Professor Dr. Christoph Markschies, haben den Text gemeinsam vorgestellt. Er steht in Kontinuität zu der im Jahr 2003 veröffentlichten "Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche". Mit den beiden Texten zu Abendmahl und Taufe und dem noch zu erwartenden zu Verständnis und Praxis des Gottesdienstes will der Rat der EKD Orientierung im Kernbereich evangelischen Glaubens und evangelischer Frömmigkeit geben.
Der neue Text geht aus von den wachsenden Herausforderungen für das missionarische Handeln der Kirchen, er will „vor allem anderen Mut machen: Mut zu einer Erneuerung der Taufpraxis in den Gemeinden, Mut zur Einladung von Erwachsenen zur Taufe, Mut zur angemessenen Gestaltung der Taufe für alle Lebensalter, Mut auch zu einer verstärkten Tauferinnerungskultur“, heißt es im Vorwort des Vorsitzenden des Rates der EKD.
Es ist das erklärte Ziel, den theologischen Gehalt der Taufe herauszuarbeiten. Dabei wird deutlich, dass die Taufe das Eingangstor zu einer Gemeinschaft der Christen ist, die immer größer ist als die unmittelbare gemeindliche Gegenwart, die tiefere Wurzeln stiftet als der gegenwärtige eigene Glaube und die eine Hoffnung wachsen lässt, die weiter reicht als das jeweils eigene Bild von der Zukunft.
„Wenn man die Taufe als die Eintrittstür in die christliche Gemeinschaft bezeichnet, dann ist das Abendmahl der Heimathafen jeden Glaubens.“ Dieser Satz verklammert die jetzt vorgestellte Orientierungshilfe zur Taufe mit der vorangegangenen Schrift zum Abendmahl aus dem Jahre 2003. Auch im Aufbau schließt sich die Taufschrift eng an die Abendmahlsschrift an: Auf die Einführung in die Fragestellung folgen theologische Vergewisserungen anhand der biblischen Befunde und kirchenhistorischer Erinnerungen. Die erste Hälfte der Schrift endet mit einem Durchgang durch die theologischen Schlüsselfragen. Die zweite Hälfte der Schrift entfaltet konkrete praktische Empfehlungen, vor allem zu den Fragen des Taufalters, der Taufpaten, der gottesdienstlichen Gestaltung der Taufe und der Tauferinnerungskultur. Die Orientierungshilfe beschäftigt sich dabei eingehend mit der Spannung zwischen der Tauffeier als einem Familienfest auf der einen und der Tauffeier als dem Eintritt in die Gemeinschaft der christlichen Kirche auf der anderen Seite. Beide Aspekte haben ihr Recht und sind in angemessener Weise zur Geltung zu bringen.
Die Taufe, die zu Recht von vielen Christen als „Sakrament der Einheit“ bezeichnet wird, hat in jüngster Zeit im Blick auf ihre die Kirchen einende Kraft, einen bedeutsamen öffentlichen Ausdruck gefunden: Im April 2007 wurde im Magdeburger Dom von elf deutschen Kirchen feierlich eine Erklärung zur wechselseitigen Anerkennung der Taufe unterzeichnet. Zu den beteiligten Kirchen gehören nicht nur die römisch-katholische Kirche, sondern auch die Vertreter der orthodoxen Kirchen in Deutschland. Eine Darstellung des evangelischen Verständnisses und der evangelischen Praxis der Taufe versteht sich deshalb keineswegs als konfessionelle Engführung, sondern als Vergewisserung über die besonderen Gaben, die mit dem evangelischen Verständnis und der evangelischen Praxis der Taufe verbunden sind, für die Gemeinschaft aller Christen. Dafür sind – so wird in der Orientierungshilfe ausgeführt – drei Gesichtspunkte bestimmend:
Ein evangelisches Taufverständnis geht von den biblischen Grundlagen aus und hat sich an ihnen zu orientieren.
2. Ein evangelisches Taufverständnis würdigt die reformatorischen Weichenstellungen, ohne die Grundeinsichten der alten Kirche und damit der Gemeinschaft aller Christen zu vernachlässigen.
3. Ein evangelisches Taufverständnis wird die Elemente der Feier und ihrer Vorbereitung, die über die grundlegenden biblischen Elemente hinausführen, als das nehmen, was sie sind, nämlich menschliche Riten und Zeremonien, die der jeweiligen Situation und ihren Personen zugewandt sind.
Von daher benennt die Orientierungshilfe gleich einem Korridor die essentiellen Erkennungszeichen des evangelischen Taufverständnisses und der evangelischen Taufpraxis, lässt aber auch viel Raum für regionale, individuelle und familiäre Gesichtspunkte.
Hannover / Berlin, 06. Mai 2008
Pressestelle der EKD
Christof Vetter
„Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche“ als pdf-Datei