Neujahrsbotschaften der Ratsmitglieder und der Leitenden Geistlicher in der EKD

soweit sie bei der Pressestelle der EKD eingegangen sind

Bischof Wolfgang Huber
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Predigt zum Neuen Jahr

Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche, 1. Januar 10.15 Uhr – der Gottesdienst wird live im ZDF übertragen

Die entscheidende Gewissheit für das neue Jahr sei nicht durch die Vorhaben und Vorsätze der Sylvesternacht zu gewinnen, sondern aus der Zuversicht des Glaubens, hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, im Neujahrsgottesdienst in der Dresdner Frauenkirche gepredigt. Der Glaube halte sich an das Wort Jesu, das die Christen durch das Jahr 2008 als Jahreslosung begleite: „Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Dabei liefere der biblische Text keine detaillierte Landkarte „von dem, was vor uns liegt“, sondern biete die Gewissheit, dass Gott im Morgen wartet. In dem vom ZDF live übertragenen Gottesdienst wurde die Tour zum Pfingst-Jugendtreffen „EVA2008“ in Dresden eröffnet.

Die Orientierung, die in Jesus Christus zu finden sei, gehe über alle sonnvollen technischen Erfindungen hinaus. Sie stelle den Weg derer, die an ihn glauben, unter eine besondere Verheißung, meint der Ratsvorsitzende unter Verweis auf die Antwort Jesu an den Jünger Thomas. Thomas, der häufig als der ungläubige Jünger bezeichnet wird, hat Jesus gefragt, wie der Weg zu wissen sei? Darauf hat Jesus nach dem Johannesevangelium geantwortet: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Thomas, so schildert Huber, den Zweifler, nehme die Dinge nicht einfach hin: „Er fragt nach. Er will den Weg seines Lebens nicht von einem anderen vorgeschrieben bekommen – nicht einmal von Jesus.“

Nur wer fragt, bekomme eine Antwort, so der Wolfgang Huber: „Wer mit dem Fragen aufhört, verfängt sich leicht in einem selbstgenügsamen Christentum oder in einem selbstgenügsamen Atheismus. Wer aber um Gott ringt, begibt sich auf einen Weg, auf dem ihm Gott selbst entgegen kommt. Er begibt sich auf den Thomasweg. Ich glaube, dieser Weg hat es vielen jungen Leuten heute angetan. Sie wollen nicht auf ausgetretenen Wegen hinterherlaufen, auch nicht auf ausgetretenen Wegen des Glaubens. Sie wollen selbst auskunftsfähig werden über die Zuversicht, die sie trägt. Sie wollen ihre eigene Sprache für die Hoffnung finden, von der sie sich leiten lassen. Ich freue mich darüber, dass die Frauenkirche in diesem neuen Jahr zum Symbol für diese Suche der jungen Generation wird. EVA2008, das pfingstliche Jugendfestival hier in Dresden bietet dafür Raum.“

Wolfgang Huber preist die Nachfrage des Thomas, auch deshalb, „weil sie die großartige Antwort Jesu hervorruft“, die einen Dreischritt des christlichen Glaubens deutlich mache. Der Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe sei nur gemeinschaftlich zu gehen, die Wahrheit führe auch durch tiefe Täler und Jesus Christus bürge für ein Leben, das nicht an den Grenzen menschlichen Lebens ende.


Landesbischof Johannes Friedrich
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD)

Energie, deren Preis niemals steigt: Jesus Christus

Neujahrspredigt von Landesbischof Dr. Johannes Friedrich am 1. Januar in der Münchner Matthäuskirche

Unter der biblischen Jahreslosung für das Jahr 2008 Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben hat Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in seiner Neujahrspredigt in der Münchner St. Matthäuskirche eine positive Bilanz für das abgelaufene Jahr 2007 gezogen. Die Konjunktur habe nicht nur dafür gesorgt, dass die Zahl der Arbeitslosen spürbar gesunken sei, mehr noch: „Ein neuer Optimismus beflügelte die Menschen. Investitionsbereitschaft wie Kaufkraft sind gestiegen. Nur der leistet sich ja etwas über den täglichen Bedarf hinaus, der auch zuversichtlich in die Zukunft schaut.“ In manchen Bereichen seien jedoch die finanziellen Belastungen deutlich gestiegen.  Vor allem die gestiegenen Energiekosten hätten schmerzliche Auswirkungen: „Für Kleinverdiener und Rentner, aber auch für viele Familien ist das Leben teuer geworden“.

Im Bereich der Familienpolitik lobte Friedrich die im vergangenen Jahr erreichten Fortschritte: „2007 war in Deutschland ein kinderfreundliches Jahr. Die öffentliche Diskussion hat endlich dazu geführt, dass Politik und Gesellschaft das Thema „Beruf und Familie“ realistisch wahrgenommen haben. Heute haben Frauen genauso ein Anrecht, sich in ihrem Beruf zu verwirklichen, wie Männer.“

Darum sei der Vorstoß der Familienministerin von der Leyen richtig gewesen, für eine Ausweitung des Angebots von Krippenplätzen zu sorgen, so Friedrich. „Kinder müssen dort von Erwachsenen betreut werden, wo sie am besten aufgehoben sind. In Krippen und Horten kann auch das geboten werden, was unabdingbar ist, um Chancen in der Gesellschaft zu haben: Bildung. Heute weiß man, dass die Frage, ob jemand in unsere Gesellschaft integriert ist oder aus ihr heraus fällt, ganz wesentlich ein Bildungsproblem ist. Deutsche Jugendliche ohne Schulabschluss haben nicht weniger Probleme als Jugendliche mit Migrationshintergrund und ohne Schulabschluss.“

Augenzwinkernd übertrug Friedrich die aktuelle Debatte über hohe Energiekosten auf die Verkündigung: Ein Leben aus dem Evangelium von Jesus Christus sei eine „Energie, deren Preis niemals steigt“. Die Jahreslosung Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben sei die Einladung, Christus in das eigene Leben aufzunehmen: „Wir können uns öffnen für Gott und die Menschen wie einst Jesus von Nazareth. Dazu gehört, dass wir unser Leben annehmen mit seinen Freuden, seinen Leiden und seinen Herausforderungen – wie Jesus das seine angenommen hat.“


Bischof Hans-Jürgen Abromeit
Pommersche Evangelische Kirche

Jesus Christus – Mut und Maß des Lebens

Liegt es an der trüben Zeit am Ende des Jahres, dass wir sensibler sind für die dunklen Seiten des Lebens und sie entsprechend deutlicher wahrnehmen oder häufen sich die Katastrophen tatsächlich? Gab es jemals soviel vernachlässigte, misshandelte und getötete Kinder wie heute; waren es doch zuletzt sogar zehn in einer Woche? – Um mich herum scheint der Krebs zu wuchern. In kurzen Abständen treffen Hiobsbotschaften ein von Freunden, Nachbarn, Mitarbeitern, Verwandten und Bekannten, die mit der Diagnose „bösartiger Tumor“ leben müssen. Wie lange noch? Gibt es Hilfe?

Wo bleibt die Hoffnung? Reicht unsere Kraft, um das Leben auszuhalten in der ganzen Spannung, die es uns zumutet, zwischen Lust und Last? Bei manchem reicht sie offensichtlich nicht. Da stirbt der Lebensmut. Anderen, z.B. schutzlosen Kindern, wird nicht nur die Lebensfreude genommen, sondern die Lebensgrundlage entzogen, ganz wörtlich: Essen und Trinken, die grundlegendste Hilfe und Unterstützung, bis ihr Lebenslicht erlöscht. Es gibt Eltern und andere Erwachsene, die soweit dem Leben entfremdet sind, dass sie erst merken, welch einfache und grundlegende Zuwendung sie schuldig geblieben sind, wenn es zu spät ist. Wissen wir Menschen nicht, was das Leben ist und welcher Unterstützung es bedarf?

In diese Welt spricht Jesus Christus hinein: „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Joh 14, 19). Dieses Wort, die Jahreslosung für das Jahr 2008, schenkt jedem menschlichen Leben Hoffnung und Orientierung. Jesus Christus gibt Mut zum Weiterleben und setzt gleichzeitig das Maß für das, was Leben ist. Offensichtlich fehlt den einen das Eine und den anderen das Andere, manchen sogar Beides: Die rechte Vorstellung davon, was Leben ist, wie auch der realistische Lebensmut, der sich des Gelungenen ebenso freuen kann, wie er auch das Scheitern und das Zerbrechen, die negative Seite, die auch zum Leben gehört, aus Gottes Hand nehmen kann.

Das christliche Gottesbild schließt beides ein. Wir erzählen uns Geschichten vom Mensch gewordenen Gott, die tiefe Aussagen über das Wesen Gottes enthalten. Es ist ein Gott, der die Tiefe kennt, und dem das Gefühl, abgelehnt zu werden, nicht fremd ist. Der in Bethlehem Geborene war schutzlos und hilfsbedürftig, wie kleine Kinder nun einmal sind. Den Rabbi aus Nazareth nahm das Establishment nicht ernst. Er wurde verachtet und misshandelt, wie ein Schwerverbrecher. Schließlich wurde er aus dem Weg geräumt, vielleicht weil er zu gut war für diese Welt war. Ein solch wahrhaftiges Leben konnten diejenigen, die die Macht hatten, nicht aushalten. Die Mächtigen nahmen ihm sein Leben. Seine Klarheit und Reinheit provozierte sie. Aber Gottes Lebensmacht siegte am Ende. Sie führte den toten Jesus ins Leben zurück. Weil Gott allen Widerständen zum Trotz mit dem von den Menschen Ausgeschalteten weiter handelt, spricht er uns Lebensmut zu.

Wir sollen, können und dürfen leben. Trotz Anfechtung und aller Schwere der Aufgabe lebte Jesus ein erfülltes Leben, das mit dem Tode nicht aufhörte. So verheißt er auch uns erfülltes und unvergängliches Leben. Angesichts aller lebensbedrohlichen Mächte schenkt Jesus Christus Lebensmut. Das, was wirklich Leben ist, sehen wir in seinem Wort und Werk. Es ist ein Leben, das sich in Liebe verzehrt, in Liebe zu Gott und den Menschen. Ein Leben für andere mag Kraft erfordern, aber es lohnt sich, weil Jesus Christus uns dazu ermutigt. Er ist das Maß für das, was lebensförderlich ist. Bei allen Fragen, die den Nerv des Lebens berühren, sollten wir uns deswegen bei ihm orientieren. Das Leben beginnt, wenn Gott es geschenkt hat und es endet, wenn er es nimmt. Nein, eigentlich führt uns Gott im Sterben nur von einem Zustand des Lebens in einen anderen hinüber. Jesus ist dabei unsere Lebenskraft und der Maßstab für das, was Leben ist, erfülltes und unvergängliches Leben. In seiner Nachfolge schaffen wir notwendige Lebensbedingungen für Schutz- und Hilfsbedürftige, seien sie Kinder oder Erwachsene. In der Kraft seines Geistes wächst uns die Fähigkeit zu, auch angesichts von Krankheit und Tod mit Zutrauen in die Zukunft zu blicken.


Präses Alfred Buß
Evangelische Kirche von Westfalen

Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14,19)
Geistliche Besinnung zu Neujahr 2008 für das Westfalen-Blatt, Bielefeld

„Sag beim Abschied leise Servus...“ Die Melodie klingt gleich mit, wenn Sie das lesen. Peter Kreuder lässt auch fast 30 Jahre nach seinem Tod noch Menschen mitsummen.
„Servus“ – beim Abschied sagen das in Österreich Menschen zueinander, die sich gut kennen, die einander nahe sind, die befreundet sind. „Servus“, „zu Diensten“, oder „Ihr Diener“ (wörtlich „Sklave“) – das bedeutet in der Alltagssprache wohl so etwas wie: „Ich bin für dich da, auch wenn ich nicht bei dir bin.“ „Auf mich kannst du dich verlassen.“ „Servus“ – das ist ein Versprechen.

In der evangelischen Kirche steht über dem ganzen Jahr 2008 ein Versprechen. Das Versprechen, die Zusage, die Jesus seinen Freunden beim Abschied angesichts des eigenen Todes gibt: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“
Mehr kann einer nicht versprechen. Das Leben!
Das Leben selbst. Nicht nur Schaffen und Raffen, nicht nur viel Alltag und wenig Sonntag. Das Leben selbst. Das Leben in Fülle.
„Ich lebe.“ Das haben alle gespürt, die ihn er-lebt haben.

„Und ihr sollt auch leben.“ Mehr als nur existieren sollt ihr. Mehr als nur schaffen und raffen. Ihr sollt leben in Fülle – bis zum letzten Tag! Ihr sollt Leben haben in allen Ausprägungen: mit euren Augen die Welt wahrnehmen; mit Zunge und Gaumen genießen; mit euren Ohren die Klänge von Mensch und Tier, von Musik und Arbeit hören; mit euren Händen streicheln, begreifen, zugreifen; mit eurem Herzen den Menschen zugeneigt sein.
Niemand hat das Recht, euch das Leben zu rauben, es zu entleeren. Niemand kann das. Denn: Es ist euch von Gott her gegeben, vom Vater. Unveräußerlich ist euer Lebensrecht bis zum letzten Atemzug – und darüber hinaus!

Wenn Nächstenliebe ein Fremdwort bleibt und Egoismus zum Nächstliegenden wird, wenn die Welt zerfällt in die, die haben und – wie es scheint – leben, und in die, die nicht haben und deshalb nicht mehr als vegetieren, dann schneiden Menschen sich selbst vom Leben ab.

„Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Mitten im Leben sagt Jesus das angesichts des eigenen Todes. Er sagt es den fassungslosen Freunden in der fröhlichen Gewissheit, dass auch der Tod ihn nicht vom Leben trennt.
Uns Menschen gemeinsam ist wohl die Sehnsucht nach einer Perspektive, nach dem Leben selbst.

„Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Erinnerung ist das und Verheißung, Trost.
Seht her: Ich lebe – mit euch und für euch! Seht weiter: Ihr sollt leben – morgen noch – mit mir und für mich! Seht her: Ihr habt Begleitung, Beistand, Trost. Ich bin da, „zu Diensten“, „Servus“. Das sagt einer, der mir nahe bleibt!

„Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Das ist die klare Zusage: Gottes Liebe geht über unsere engen Grenzen hinaus, sie entgrenzt unser Leben in seine Ewigkeit hinein. Unsere Sehnsucht wird erfüllt – in den kleinen Auferstehungen im Alltag, den kleinen Aufständen gegen den Tod mitten im Leben, und in der großen Auferstehung zum Leben bei Gott.


Landesbischof Frank Otfried July
Evangelische Landeskirche in Württemberg

„Ich lebe, und ihr sollt auch leben“, so lautet die Jahreslosung für das Jahr 2008, die im Johannesevangelium 14,19 steht.

Wir sind mitten im Leben vom Tod umgeben, das verfolgt einen nicht nur in den Medien unausweichlich, sondern wir sehen es, je älter wir werden, desto deutlicher im eigenen Lebensumfeld.

Vieles im Leben würden wir gerne verdrängen und verbergen: das Böse und die Bedrohung, Urängste und schlimme Erfahrungen, Abschiede, Trennungen und Verluste sind ein Trauerrand, der alles umgibt.

„Abschiedsreden“ nennt man den Textzusammenhang, in dem die neue Jahreslosung im Johannesevangelium steht. Jesus nimmt Abschied. Er weiß, dass er sterben wird. Bald werden die Jünger alleine sein. Sie müssen lernen, ohne ihn auszukommen. Ein Trauerrand wird von nun an, solange er noch lebt, alles umgeben, was er sagt und tut, denn sein Lebensweg führt ins Dunkle, in den Tod.

Der dunkle Punkt in unserem Leben betrifft Anfang und Ende. Das Unglück der Zukunft, vor dem wir uns in schweren Zeiten fürchten, erscheint wie eine Fahrt in die Finsternis. Das Leben kann dann zur Last werden. Denn alle Todesfragen sind zugleich Lebensfragen, und wenn Todesgedanken das Leben überschatten, nehmen sie ihm seinen Glanz. Der Todesschatten kann sich über alles legen, was uns wertvoll ist. Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben. Mitten im Leben warten wir manchmal in aussichtslosen Momenten verzweifelt auf Antwort und Trost.

Leben bedeutet auch Herzschmerz und gebrochene Beziehungen. Leben bedeutet auch Desillusion und Verzweiflung. Leben bedeutet, Sehnsucht haben nach einer Antwort, die tröstet und heilt. Angesichts des Todes wird Leben unendlich kostbar, weil es Hoffnung birgt, solange es dauert.

Aber Jesus Christus spricht: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“

Wenn Christus in unser Leben kommt, dann bricht Gottes Ewigkeit herein in unsere Sterblichkeit. Er hat unser Leid erlitten und ist unseren Tod gestorben, damit wir leben sollen. Gottes letztes, entscheidendes Wort über das Leben Jesu heißt Auferstehung. Dieses Wort umfängt alles, was unsere Existenz ausmacht. Gäbe es dieses Wort nicht, wir müssten an unseren Gräbern verzweifeln. Aber die Auferstehung Jesu weitet auch unser Leben in eine neue Zukunft.

Und deshalb steht christlicher Glaube in jeder Hinsicht für das Leben. Die Abschaffung der Todesstrafe, für die die UN-Vollversammlung am 18. Dezember 2007 mit großer Mehrheit gestimmt hat, ist davon genauso umfasst, wie die selbstverständliche Forderung, dass Kinder ein Recht auf Leben, Unversehrtheit und gesunde Entwicklung haben müssen. Was in ihrem Leben angelegt ist, das soll um Gottes Willen beschützt werden, wachsen und reifen dürfen. Das intensive Eintreten für die Erhaltung der Schöpfung, für die Chancen und Möglichkeiten eines Lebens in Gerechtigkeit, Religionsfreiheit, für Menschenrechte ist ein Ausdruck jener Zusage, die Christus gibt. … ihr sollt auch leben. Leben ist kein egoistisches Gut, das man an sich reißt, sondern hat immer auch den anderen Menschen im Blick. Ich lebe … ihr sollt auch leben.

Ich möchte Ihnen im Blick auf die Jahreslosung aber auch gerne Mut machen, die Freude im neuen Jahr nicht zu vergessen. Wir dürfen uns auch über uns selbst freuen und auch einmal stolz auf uns selber sein, nicht weil wir das aus uns selbst heraus könnten, sondern weil wir von Gott geliebte Menschen sind. In einer solchen Haltung können wir getrost das Jahr 2008 betreten.


Bischof Axel Noack
Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

Das Leben steht über der Gesundheit

"Das Leben verliert gegenüber der Gesundheit deutlich an Wert", meint Axel Noack, Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, im Hinblick auf das neue Jahr. Eine eingeschränkte Gesundheit oder eine Behinderung würden in unserer Gesellschaft das Leben abwerten. Gesundheit könne sich sogar gegen das Leben stellen, wenn sich Menschen wünschten, lieber tot als krank zu sein. "Die Alten wollen niemand zur Last fallen und schon die Jungen spüren, wer nicht fit und leistungsfähig ist, hat schlechte Karten im dauernden Wettbewerb. Nur gesundes Leben scheint richtiges volles Leben zu sein", so der Bischof. Somit sei es auch nicht zufällig, dass in der heutigen Zeit so heftig über die Sterbehilfe diskutiert werde.

Axel Noack fordert deshalb ein intensives Nachdenken über Gesundheit und Leben, wobei die Fragen nach Krankheit und Behinderung nicht ausgeschlossen werden dürften. "Wir werden hoffentlich im Geiste Jesu allen denen widerstehen, die bestimmte Abschnitte des Lebens als weniger wichtig und schützenswert beschreiben wollen." Das gelte für alle Phasen des Beginnes menschlichen Lebens, auch im Embryonalstadium, so Bischof Noack weiter. "Das gilt auch für Krankheit und Behinderung, ja sogar für das letzte Wegstück auf dieser Erde, für unser Sterben, und nicht zuletzt sogar für die Friedhofs- und Begräbniskultur".

Hannover, 28. Dezember 2007

Pressestelle der EKD
Christof Vetter