Theologen diskutieren über Chancen der Digitalisierung in der Kirche

„Digitale Formen von Gottesdiensten können eine Heimat für Menschen sein, die sich in Kirchengemeinden nicht zu Hause fühlen“

Twittergottesdienst in der Walloner Kirche

Twittergottesdienst in der Walloner Kirche (Symbolbild)

Bonn (epd). Die Digitalisierung wird nach Ansicht der Theologin Frederike van Oorschot die Art, wie Menschen Gottesdienste feiern, verändern. Die Frage, ob Gottesdienste vor Ort in einer Kirche besser seien als virtuelle im Internet, sei grundlegend falsch, sagte sie am Donnerstagabend bei einer Online-Diskussion der Evangelischen Akademie im Rheinland und des Evangelischen Forums Bonn. "Auch virtuelle Räume sind reale Räume", betonte die Leiterin des Arbeitsbereichs Religion, Recht und Kultur an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg.

Für die Theologin Stefanie Hoffmann hat Corona "eine digitale Alphabetisierung" quer durch alle Bereiche der Kirche ausgelöst, und das sei eine große Chance. "Digitale Formen von Gottesdiensten können eine Heimat für Menschen sein, die sich in Kirchengemeinden nicht zu Hause fühlen", sagte die Kirchenrätin von der Stabsstelle Digitalisierung der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Allerdings bleibe die Herausforderung: "Wie können wir das Zwischenmenschliche im Digitalen darstellen?"

Der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius plädiert dafür, Online-Gottesdienste nicht nur als Notprogramme für Kirchengemeinden im Lockdown zu sehen, sondern als auf Dauer echte Alternativen und wichtige Ergänzungen kirchlichen Lebens: "Wir wollen als Kirche auch den digitalen Raum gestalten." Dabei setze er große Hoffnung in junge Theologinnen und Theologen, die in der digitalen Welt aufgewachsen seien. Der Leiter des Evangelischen Forum Bonn, Pfarrer Martin Engels, warnte bei allen Chancen der Digitalisierung allerdings auch davor, dass Kirche im Internet "nur Echokammern erzeugt, die integrative Kraft von Kirchengemeinden aber verliert".