VELKD fördert wissenschaftlichen Nachwuchs

Tagung zu „Hermeneutiken der Lutherrezeption“ in Pullach

Vom 6.-8. September fand im Theologischen Studienseminar der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Pullach ein Symposium für Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen zum Thema „Hermeneutiken der Lutherrezeption“ statt. Studierende, Doktoranden und Habilitanden der Theologie beschäftigten sich im Jubiläumsjahr der Reformation mit der Frage, in welcher Weise theologische und geschichtshermeneutische Konzepte für den eigenen Blick auf die Reformation leitend sind.

„Es war eine sehr dichte und konzentrierte Tagung“, bilanziert Dr. Claas Cordemann, Referent für theologische Grundsatzfragen im Amt der VELKD. „Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Referenten und Referentinnen haben dazu beigetragen, ein Bewusstsein für die Vielfalt der Luther-Rezeption zu entwickeln. Das, was als lutherisch oder protestantisch verstanden wird, ist nicht einfach gegeben, sondern verdankt sich dem jeweils spezifischen gegenwartsorientierten Zugriff.“ Von den Teilnehmenden wurde neben der ertragreichen sachlichen Auseinandersetzung auch hervorgehoben, wie wichtig es sei, dass Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen ein solches Forum für Diskussion und Austausch geboten werde.

Prof. Dr. Notger Slenczka (Berlin) eröffnete mit grundsätzlichen hermeneutischen Überlegungen zur gegenwärtigen Lutherrezeption die Tagung. Eine römisch-katholische Sicht bot Dr. Daniela Blum (Tübingen), die die Lutherrezeption von Walter Kardinal Kasper vorstellte. Jan Kingreen (Berlin) rekonstruierte die freiheitstheoretisch motivierte Reformations- und Lutherdeutung Hegels. Wie die Reformation und die reformatorische Erkenntnis in gegenwärtigen Reformationstagspredigten gedeutet werden, war das Thema von Dr. Christina Costanza (Pullach). Arne Lademann (Halle/Saale) stellte die Leitgedanken der frühen Lutherrezeption Emanuel Hirschs vor. Eine kritische Auseinandersetzung mit Gerhard Ebelings Deutung Luthers als eines seelsorgerlichen Theologen bot Tabea Kraaz (Frankfurt a.M.). Dr. Claas Cordemann stellte Überlegungen zu einer resonanztheoretischen Umformung des Rechtfertigungsglaubens im Anschluss an Hartmut Rosa an. Der Frage der Entdogmatisierung und Ethisierung des Glaubens in den ethischen Debatten der 1970er und 1980er Jahren ging Anne Friedericke Hoffmann (München) nach. Abschließend bot Dr. Georg Raatz (Hannover) grundsätzliche methodische Überlegungen zu geschichtshermeneutischen Schemabildungen neuprotestantisch-liberaler Protestantismusdeutungen.

Die Publikation der Vorträge ist geplant.

13. September 2017

Henrike Müller
Pressesprecherin