Lutherische Geistliche trauern um Papst Franziskus

Die leitenden Geistlichen der VELKD trauern um Papst Franziskus und nehmen mit großem Respekt Abschied vom Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, der am Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren verstorben ist – ein Tag, nachdem er in Rom noch einmal den Segen „Urbi et Orbi“ gespendet hatte. „Franziskus war ein Vorbild an Bescheidenheit in Auftreten, Stil und Lehre“, sagt Ralf Meister, der Leitende Bischof der VELKD. „‚Theologischer Narzissmus‘ war ihm verhasst, er wollte eine Kirche Christi für die Armen, Schwachen und Benachteiligten. Er war in vieler Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung, die die römisch-katholische Kirche in schweren Zeiten immer wieder glänzen ließ.“ Meister drückte auch allen mittrauernden Christinnen und Christen sein Beileid aus: „Unser Mitgefühl gilt in diesen Tagen unseren Schwestern und Brüdern, für die der Tod dieses geistlichen Oberhauptes ein herber Verlust ist.“

Die stellvertretende leitende Bischöfin der VELKD, Kristina Kühnbaum-Schmidt, die mehrmals zu Audienzen in den Vatikan gereist ist, stellt die Besonderheiten seiner Botschaften heraus: „Papst Franziskus habe ich als zugewandt, aufmerksam und warmherzig erlebt – und genau davon war auch sein Pontifikat geprägt: den Menschen zugewandt, insbesondere denen in Armut, Leid und Not, aufmerksam für die bedrohte Schöpfung und die leidenden Mitgeschöpfe, klar die Botschaft des Evangeliums verkündend. Im tiefen Vertrauen auf Christus richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Wunden der Welt. Öffentlich prangerte er die alles Leben bedrohenden Folgen von Egoismus und Kapitalismus an. Noch vor wenigen Wochen kritisierte er die Flüchtlings- und Abschottungspolitik der neuen US-Regierung. Ein Prophet im Hirtenamt, dessen spirituelle Kraft und klare Stimme für Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit und einen achtsamen Umgang mit Gottes Schöpfung sehr fehlen wird.“

Der Catholica- und Ökumene-Beauftragte der VELKD, Christian Kopp, betont die Bedeutung des Verstorbenen für die Ökumene: „Papst Franziskus trieb die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begonnene Aussöhnung mit den Lutheranern voran. Unvergessen bleibt sein Auftritt beim gemeinsamen Gedenken an das Reformationsjubiläum 2016 in Lund, bei dem er seinen hohen Respekt vor Martin Luther bekannte. Er hat einen Weg bereitet, auf dem sein Nachfolger nun weitergehen mag.“

Kopps Vorgänger, der langjährige Catholica-Beauftragte der VELKD, Karl-Hinrich Manzke, erinnert sich: „Mit seinem Papstnamen hat Kardinal Jorge Mario Bergoglio von Anfang an Zeichen gesetzt. Ich habe ihn als eine beeindruckende Persönlichkeit vor Augen! Er hat in seiner Bescheidenheit, Zugewandtheit zu allen Menschen, die ihm begegneten, in seinem Humor und der ihm eigenen unkonventionellen Art, auf Menschen zuzugehen, in seiner Amtsführung Zeichen gesetzt – ganz im Sinne des Franz von Assisi. Franziskus war für mich ein überzeugender Repräsentant der ganzen Christenheit.“ Zur bleibenden Bedeutung des Papstes sagt er: „Es bleibt das Reformprogramm für seine Kirche, nämlich ihre synodale Verfassung neu zu entdecken und umzusetzen. Mehr Beteiligung des gesamten Gottesvolkes, mehr regionale Entscheidungskompetenz. Es wird deshalb aus seinem Pontifikat die Erkenntnis bleiben, dass die Reform der Kirche aus dem Geist Christi – in jeder konfessionellen Prägung – eine schwere, fordernde und zugleich wesentliche Aufgabe der Kirche ist.“

Eine ausführlichere Würdigung des verstorbenen Papstes als Ökumeniker sowie weitere persönliche Eindrücke von Begegnungen finden Sie auf www.velkd.de/franziskus.

Hannover, 21. April 2025

Pressestelle der VELKD

Frank Hofmann
Pressesprecher