Evangelische Gemeinden anderer Sprache und Herkunft als ökumenische Herausforderung für die Evangelische Kirche in Deutschland
Manfred Kock
Anläßlich der Deutsch-Finnischen Konsultationen in Hannover
Verehrter Herr Erzbischof, Exzellenz Herr Botschafter,
meine Damen und Herren,
liebe Schwestern und Brüder!
In den letzten Jahren sind die Fragen des Zusammenlebens mit Menschen anderer Herkunft und Tradition, anderer Kultur und Religion verstärkt auf die Tagesordnung der Kirchen in Deutschland gekommen. Von unseren finnischen Gästen konnten wir während des intensiven Austauschs in den vergangenen Tagen erfahren, dass die zunehmende ethnische, kulturelle und religiöse Pluralisierung kein Sonderphänomen der deutschen Gesellschaft ist, sondern eine gesamteuropäische Entwicklung, die die Gesellschaft unseres Landes in gleicher Weise wie auch die Gesellschaften der nordischen Nachbarländer erfasst hat. Neben denen, die sich aus europäischen Nachbarländern in unserem Land niederlassen, leben auf Dauer und in großer Zahl neben und mit uns Migrantinnen und Migranten aus aller Welt. Sie sind geprägt von der Kultur ihrer Herkunftsländer, viele gehören anderen Religionen an. Wir sind in Deutschland dabei, uns endlich darüber klar zu werden, was es bedeutet, dass „die Anderen“ bei uns nicht nur vorübergehend „zu Gast“ sind. Zum ersten Mal in unserer Geschichte leben in unserem Land Muslime in großer Zahl. Mehr als drei Millionen sind es inzwischen.
Die Kirchen sind - in besonderer Weise als ökumenisch verpflichtete Kirchen - vor die Aufgabe gestellt, unseren einheimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus der Mitte der biblischen Botschaft heraus und auf dem Hintergrund unserer ökumenischen Erfahrungen Orientierung anzubieten, wie sie mit dem Anderssein der Anderen umgehen können. Dabei kommt den Auslandsgemeinden unserer Kirchen eine wichtige Rolle zu. Deutsche Gemeinden in Finnland und finnische Gemeinden in Deutschland, aber nicht nur sie, sondern auch alle anderen - sind Kristallisationspunkte für gelingende Integration. Christliche Gemeinden sind Orte, an denen „Ferne“ zu „Nahen“ werden, sie bieten Räume, in denen Fremde zu Nächsten werden, in denen Verschiedenheit im Geist der Geschwisterlichkeit und eben nicht als Konkurrenz gelebt und als Bereicherung und eben nicht als Bedrohung erlebt wird. Das gelingt nicht auf Anhieb und nicht mit allen in gleicher Weise. Gelingendes Miteinander braucht Visionen, Geduld und permanente Lernbereitschaft auf allen Seiten. Abschottung der Einheimischen und Ghettobildung unter den Fremden sind Alarmsignale, deren Ursachen wahrgenommen und ernstgenommen werden müssen. Dazu können und wollen die Kirchen ihren Beitrag leisten und ihre Erfahrungen einbringen. Hier verfügen sie über Kompetenzen, von denen die Gesellschaft als ganze profitiert.
Zunächst und vor allem sind die deutschen Kirchen an die christlichen Gemeinden ausländischer Sprache und Herkunft gewiesen. Doch zugleich und bisweilen mit größerer Dringlichkeit sind sie mit ihren Hilfsangeboten und Beratungsprogrammen Anlaufstellen für Menschen aus allen Regionen und Religionen dieser Welt, insbesondere für die, die durch Krieg, durch politische und religiöse Verfolgung aus ihrer Heimat weichen mußten.
Eine besondere Herausforderung stellen die größtenteils aus der Türkei stammenden Muslime dar. Nicht erst seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 liegt den Kirchen an einer Intensivierung der Kontakte zu den Muslimen und deren Organisationen. Dass es solche Bemühungen, zum Teil bereits über Jahrzehnte gab, hat sich in der Zeit der Erschütterung nach den schrecklichen Attentaten bewährt. Doch wir sind Anfänger im Dialog mit Muslimen und Menschen anderer Religion.
Besonders schwer wiegt in diesem Zusammenhang, dass Muslime in unserer Gesellschaft sich auf die in unserer Verfassung festgeschriebene Religionsfreiheit berufen können, während in islamischen Staaten diese Freiheit nicht gewährleistet ist. Wir sind unsicher, ob die bei uns lebenden Muslime, die unserer Verfassung anerkennen, diese auch für vorbildlich halten, wenn sie Staaten betrachten, in denen Muslime die Mehrheit bilden. Was uns in unserer Unsicherheit hilft, sind die langjährigen Erfahrungen mit ausländischen Gemeinden, insbesondere mit außereuropäischen Christinnen und Christen in Deutschland. Denn hier gelingt es ja noch am ehesten, im Horizont des gemeinsamen Glaubens, mit Unsicherheit und Irritationen umzugehen, die das Fremdsein begleiten. Wo es Christen gelingt, Verschiedenheit zu respektieren und das Anderssein der Anderen nach und nach anzunehmen und schließlich als Bereicherung zu begreifen, da machen sie Erfahrungen, die auch für die Begegnungen mit ganz anders geprägten Mitmenschen hilfreich sind.
Darum hängt für die EKD die Zusammenarbeit mit Christen anderer Sprache und Herkunft ganz eng mit den übrigen Arbeitsfeldern und Begegnungsbereichen zusammen, in denen es um Menschen anderer Sprache und Religion geht. Die Handreichung des Kirchenamtes der EKD "Zur ökumenischen Zusammenarbeit mit Gemeinden fremder Sprache oder Herkunft" von 1996 führt dazu erläuternd aus: "Die neue Herausforderung besteht darin, die immer vielfältiger werdende Präsenz von verschiedenen Konfessionen, Traditionen und Kulturen in Deutschland als eine Chance für eine noch umfassendere Ökumene zu begreifen. Sie ermöglicht ein intensiveres Zusammenleben und einen breiteren ökumenischen Lernprozeß am jeweiligen Ort." Ich möchte ergänzen, dass dieser Lernprozess hilft, die eigenen Glaubensgrundlagen besser zu verstehen. Zusammenleben auf Dauer wird nicht dadurch gelingen, dass man sich auf einen gemeinsamen allgemeinen Glaubensnenner verständigt, sondern nur so, dass man lernt, das Anderssein zu akzeptieren. Mit diesem Lernprozess wird zugleich ein wesentlicher kirchlicher Beitrag zu einem gesellschaftlichen Zusammenleben geleistet, das auf gleichberechtigte Teilhaberschaft zielt und den sozialen Frieden fördert.
Die Zahl der ausländischen Christen wird oft unterschätzt, doch sie steht der von Angehörigen anderer Religionen nicht nach. So leben in Deutschland über 2 Millionen römisch-katholische und etwa 1 Million orthodoxe Christen mit ausländischer Staatsangehörigkeit bzw. mit "Migrationshintergrund". Verlässliche statistische Unterlagen über evangelische Christen anderer Sprache und Herkunft in Deutschland liegen nicht vor. Die Zahl dieser zugewanderten protestantischen Christen dürfte sich zwischen 150.000 bis 200.000 bewegen.
Außerdem ist der Begriff "evangelisch", der aus Perspektive der EKD Christen sowohl lutherischen, als auch reformierten und unierten Bekenntnisses umfasst, nicht für alle Länder in dieser Definition verwendbar. Protestanten aus europäischen Staaten bilden die größte Gruppe unter den sog. "evangelischen Ausländern". Die Skandinavier dürften mit knapp 50.000 Gemeindegliedern die größte Gruppe stellen, gefolgt von den Niederländern mit etwa 23.500, den Ungarn mit etwa 12.500 und den Österreichern mit etwa 9.000. Evangelische Franzosen und Südeuropäer findet man nur sehr selten in Deutschland. Alle europäischen Christen gehören zu jenen Ausländergruppen, die in der Regel relativ gut in unsere Gesellschaft integriert sind. Viele von ihnen treten gar nicht als "Ausländer" in Erscheinung oder sind durch bi-nationale Ehen und Familien fest in der deutschen Gesellschaft verankert. Sie nehmen, sofern das ihrem Lebensstil entspricht, am kirchlichen Leben in den Gemeinden der EKD-Gliedkirchen teil. Die meisten Nationalitätengruppen verfügen aber auch über eigene gemeindliche Strukturen oder über muttersprachliche Angebote und pflegen gleichzeitig partnerschaftliche Kontakte und bewährte Formen ökumenischer Zusammenarbeit mit den deutschen Kirchen.
Gerade die finnische kirchliche Arbeit in Deutschland ist dafür das Paradebeispiel. Sie wahrt das stabile Gleichgewicht zwischen dem verständlichen Wunsch, "unter sich zu sein", also der Pflege der eigenen muttersprachlichen Traditionen, und dem ökumenischen Austausch mit den einheimischen, in der EKD zusammengeschlossenen Kirchen. 1986 wurde die 1977 abgeschlossene Vereinbarung über zwischenkirchliche Beziehungen zwischen der Ev.-luth. Kirche Finnlands und der Evangelischen Kirche in Deutschland durch das bis heute gültige Vertragswerk ersetzt. Damals konnte Pfr. Risto Marttunen in seinem Beitrag zur Broschüre "Evangelische Ausländergemeinden" über die "Finnenseelsorge in Deutschland" einen weiten historischen Bogen spannen. Er schrieb: "Die Verbindungen zwischen den evangelischen Kirchen in Deutschland und in Finnland haben schon lange Tradition. Sie gehen in die Reformationszeit zurück und haben die Arbeit beider Kirchen bereichert." Ein herausragendes Beispiel dafür ist das intensive und kontinuierliche Engagement der finnischen Gemeinden und ihrer Pastoren und Pastorinnen in der EKD-Konferenz der Ausländerpfarrerinnen und Ausländerpfarrer. Sichtbaren Ausdruck findet dieses Engagement in der ausgezeichneten Mitarbeit bei den Deutschen Evangelischen Kirchentagen und insbesondere auch in der evangelischen Jugendarbeit.
Ganz anders als der Bereich der europäischen fremdsprachigen Gemeinden stellt sich die Situation für evangelische Christen aus Afrika und Asien dar. Unter den Asiaten dürften die Koreaner mit ca. 7.000 Gemeindegliedern die größte Gruppe bilden, gefolgt von Christen von den Philippinen, aus Japan und aus Indonesien. Was Afrika anbetrifft, bestehen Schätzungen, dass Christen aus Ghana zahlenmäßig überwiegen gegenüber denen aus Nigeria, Togo, Kamerun und dem Kongo. Oft ist auch nicht das Herkunftsland entscheidend, sondern die Sprache und die geistliche Ausrichtung der jeweiligen Gruppe, in der sich Christen sammeln. Viele der afrikanischen Christen sind charismatisch oder durch die Pfingstbewegung geprägt. Sie haben an das geistliche und kirchliche Leben andere Erwartungen als es die deutschen volkskirchlichen Gemeinden in der Regel anbieten. Viele afrikanische Gemeinden, aber auch einige asiatische lassen sich nicht ohne weiteres den uns geläufigen Merkmalen christlicher Konfessionen zuordnen. Sie sind oft mehr durch einen Prediger, eine charismatische Person oder eine bestimmte geistliche Prägung verbunden als durch eine formale Mitgliedschaft zu einer der klassischen protestantischen Konfessionen. Etliche unter diesen Gemeinden wenden sich nicht nur mit missionarischen Aktivitäten an Landsleute ihres Herkunftslandes, sondern wollen mit ihrem Verständnis von Mission und Spiritualität auch kritische Fragen an die Lebensformen der etablierten Kirchen in Deutschland stellen. Manche afrikanischen und asiatischen Gemeinden bestehen zu erheblichen Teilen aus Asylsuchenden und Flüchtlingen, die große Probleme im Hinblick auf sozialen Integration und Anerkennung haben. Viele ihrer Gemeindeglieder sind arbeitslos oder auf Sozialhilfe angewiesen. Auch unter den Studierenden aus Afrika und Fernost gibt es viele, die durch Probleme in ihren Herkunftsländern in Not geraten. Die Studierendengemeinden wissen darüber eindrücklich zu berichten.
Es liegt auf der Hand, dass die theologischen und praktischen Herausforderungen für die EKD und ihre Gliedkirchen gegenüber den afrikanischen und asiatischen Christen aufgrund ihrer besonderen Lage noch einmal von gesteigerter Intensität sind. Wir dürfen auch nicht verschweigen, dass das Potential an Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit unter der deutschen Bevölkerung insgesamt, aber auch in unseren Gemeinden gegenüber Christen afrikanischer und asiatischer Herkunft, besonders wenn sie Asylsuchende und Flüchtlinge sind, Ängste auslöst und ihnen das Heimischwerden in der deutschen Gesellschaft zusätzlich erschwert. So gilt diesen zugewanderten Mitchristen gegenüber in besonderem Maße, was die bereits von mir zitierte Handreichung des Kirchenamtes "Zur ökumenischen Zusammenarbeit mit Gemeinden fremder Sprache oder Herkunft" von 1996 als grundsätzliche Aufgabe beschreibt: "Es ist eine wichtige Aufgabe der einheimischen Christen und Kirchen, auf die christlichen Geschwister aus der Ferne zuzugehen und sie willkommen zu heißen. Es ist unser besonderer Auftrag, ökumenische Gastfreundschaft zu praktizieren. `Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst Ferne wart, Nahe geworden durch das Blut Christi...´(Eph. 2,13) Das im Epheserbrief benutzte Bild von dem einen Leib mit vielen Gliedern, die wechselseitig aufeinander angewiesen sind, wird zum verpflichtenden ökumenischen Modell. Das schließt auch die Schlußfolgerung mit ein: `Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.´ (1. Kor. 12,26).“
Die Konferenz der Ausländerpfarrerinnen und -pfarrer hatte im vergangenen Jahr Wünsche und Erwartungen der Gemeinden anderer Sprache und Herkunft erfragt und darüber bei der Tagung der EKD-Synode 2001 in Amberg berichtet. Erfreulicherweise war dabei vor der teilweise sehr guten Zusammenarbeit mit Ortsgemeinden und anderen kirchlichen Partnern die Rede. Für viele Ausländergemeinden ist gerade die Frage der (Mit-)Nutzung von Kirchen und Räumen der heimischen Gemeinden von größter Bedeutung. Gemeinsame regelmäßig gefeierte Gottesdienste sind Ausdruck einer dauerhaften und verläßlichen Zusammenarbeit. Zugleich sind sie ein besonderes ökumenisches Lernfeld sowohl in theologischer wie auch in kultureller Hinsicht. Man wünscht sich Vereinbarungen, die auch über eine Kooperation bei ökumenischen Ereignissen im Kirchenjahr wie z.B. bei der Gebetswoche für die Einheit der Christen oder bei der Woche der ausländischen Mitbürger / Interkulturelle Woche. Durchgängig wünschen sich die Gemeinden ausländischer Sprache, in der Sache wie im Sprachgebrauch vom Status einer "Gastgemeinde" in die Rolle einer "Partnergemeinde" zu wechseln. Ein wichtiges positives Signal für eine solchen Statuswandel ist die Einladung an Auslandspfarrerinnen und Auslandspfarrer, im Gottesdienst einer deutschen Gemeinde zu predigen und damit ihre Gemeinden nicht nur als „Besucher“ oder „Gäste“ zu repräsentieren, sondern gleichberechtigt den gemeinsamen Verkündigungsauftrag mit zu erfüllen. Das gemeinsame Gebet verbindet tiefer als musikalische Folklore oder kulinarische Exotik dies vermag. Besonders afrikanische Gemeinden beklagen, dass sie nicht nur zur farblichen und musikalischen Ausschmückung deutscher Gottesdienste beitragen wollen. Ihnen liegt viel mehr daran, mit deutschen Christinnen und Christen geistliche Erfahrung zu teilen, mit ihnen an theologischen und entwicklungspolitischen Fragen zu arbeiten und mit ihnen zusammen Projekte durchzuführen, die dem gegenseitigen Verstehen und dem wechselseitigen Lernen dienen.
Liebe Schwestern und Brüder, die Kirchen in Deutschland haben sich in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten sehr stark für Migranten, Flüchtlinge und Asylsuchende engagiert. Sie haben sich sowohl in der Arbeit vor Ort, aber auch mit überregionalen Projekten, Aktionen und Initiativen wie in öffentlichen Erklärungen für ein Zusammenleben eingesetzt, das den sozialen Frieden fördert und die Menschenwürde respektiert. Sie haben immer wieder – durchaus auch an die Adresse der eigenen Gemeinden - ein Umdenken von der Abwehrhaltung gegenüber Menschen anderer Sprache und Herkunft gefordert und sich entschieden gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in allen Bereichen der Gesellschaft gewandt. Die Kirchen haben den Bericht der Unabhängigen Kommission "Zuwanderung" und das neue Zuwanderungsgesetz begrüßt, weil die politisch Verantwortlichen endlich die Notwendigkeit für einen grundlegenden Perspektivenwechsel erkannt haben und daraus wenigstens im Ansatz Konsequenzen gezogen haben. Migrationsfragen sind keine Randprobleme, sondern zentrale gesellschaftspolitische Aufgaben, die ein umfassendes und weitsichtiges Konzept verlangen. Dieses entspricht dem Grunderfordernis, wie es das Gemeinsame Wort der Kirchen zu den Herausforderungen durch Migration und Flucht "... und der Fremdling, der in deinen Toren ist" 1997 formuliert hat. Zwischen Zuwanderung und Integration besteht ein unaufgebbarer Zusammenhang. Integration ist nicht Assimilation. Integrationsförderung ist vielmehr die vorrangige Aufgabe, um Zuwanderern eine gleichberechtigte Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen. Unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen ist, der eingesessenen Bevölkerung Mut zur Akzeptanz der Zuwanderer zu machen. Integration hat um so mehr Aussicht auf Erfolg, wenn sie von beiden Seiten als sinnvoller und bereichernder Lernprozeß verstanden und angegangen wird.
Vor diesem Hintergrund kommt der Zusammenarbeit mit Gemeinden anderer Sprache und Herkunft eine besondere Bedeutung zu; ich greife das erneut auf. An ihr kann sich in exemplarischer Weise im Raum der EKD und ihrer Gliedkirchen die Bereitschaft zur Anerkennung, zur gleichberechtigten Zusammenarbeit und zur Teilhabe bewähren. Die Aussage in Epheser 2,19 "Ihr seid nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen" ist eine theologische Verpflichtung und eine praktische Herausforderung für den Alltag der Gemeinden zugleich.
Wir haben eben mit der Unterzeichnung eines Vertrages, die gelungene Zusammenarbeit zwischen der Kirche Finnlands und der EKD bekräftigt, die nicht nur historisch gewachsen ist, sondern auch das Ergebnis gemeinsamer theologischer Reflexion und spiritueller Praxis ist. Mit dieser Übereinkunft ist ein neues Niveau bilateraler ökumenischer Beziehungen erreicht. Ich bin überzeugt, dass dieses runderneuerte, umfassend reformierte "Finnische Modell" den wechselseitigen ökumenischen Kontakten zwischen den finnischen Gemeinden und den jeweiligen Gliedkirchen neue Impulse verleihen wird. Darüber hinaus stellt es eine beispielhafte Antwort dar auf die ökumenische Herausforderung der EKD durch die evangelischen Gemeinden anderer Sprache und Herkunft in unserem Land.
Für diese Gemeinschaft zwischen finnischen und deutschen Christinnen und Christen, die ihren Grund im Glauben an den Einen Herrn der Kirche hat, danken wir Gott von ganzem Herzen und bitten ihn um seinen reichen Segen –ad multos annos.
Hannover, den 19. Oktober 2002