Mach in mir Deinem Geiste Raum
Robert Leicht
Predigt zum Sonntag Exaudi über „Geh aus mein Herz“ (EG 503, 13-15) in St. Matthäus zu Berlin
Hilf mir und segne meinem Geist
Mit Segen, der vom Himmel fleusst,
Dass ich dir stetig blühe!
Gib, dass der Sommer deiner Gnad
In meiner Seelen früh und spat
Viel Glaubensfrücht erziehe!
Mach in mir deinem Geiste Raum,
Dass ich dir werd ein guter Baum,
Und lass mich wohl bekleiben;
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
Ich deines Gartens schöne Blum
Und Pflanze möge bleiben!
Erwähle mich zum Paradeis
Und lass mich bis zur letzen Reis
An Leib und Seele grünen;
So will ich dir und deiner Ehr
Allein und sonsten keinem mehr
Hier und dort ewig dienen.
Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch…“ - so Adorno 1949, vier Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. – Bitte keine falschen Gleichsetzungen! Doch sofern Adornos Dictum wirklich Bestand haben sollte: Hätten dann die Zeitgenossen Paul Gerhardts aus ihrem damaligen Verstehenshorizont und auf dem Hintergrund dessen, was sie für sich als das Äußerste an Grausamkeit, Verheerung und Niedertracht erlebt hatten – hätten sie nicht ebenfalls fragen müssen: Wie kann man nach diesem Dreißigjährigen Krieg noch Gedichte schreiben? Trotzdem dichtet Paul Gerhardt, der die Verwüstungen dieses Krieges als unmittelbarer Zeitgenosse erlebt hat, im fünften Jahr nach dem Westfälischen Frieden unseren Sommer-Gesang, schreibt überhaupt Gedichte fast in einem fort. Der Gegensatz zwischen den harten Lebensumständen – auch den persönlichen dogmatischen Härten – Paul Gerhardts und der Anmutung seiner Lieder scheint irritierend zu sein..
Doch der faktizierende Vergleich zwischen der krassen Wirklichkeit des Dichters und der scheinbar naiven Schönheit seiner Dichtung hat seine engen Grenzen. Poesie ist eben keine Prosa. Sie sagt vielleicht nur zum geringeren Teil aus, was ist - sondern sie bringt auch zum Vorschein und zur Sprache, was nicht mehr ist, was einmal war, was doch sein sollte und vielleicht einmal auch, bitte, sein möge und wird: „Eia, wär’n wir da!“ Was dabei so naiv auf uns zuzutreten scheint, ist aber nicht eine Naivität der kurzsichtigen Beschreibung, sondern die trotz all des Unbeschreiblichen erhalten gebliebene Naivität der Hoffnung: Credo quia absurdum! Spero quia absurdum! – Obwohl ich es aus der rauen Faktenlage nicht beweisen kann, hoffe und glaube ich.
Als Klaus von Bismarck, an den sich noch viele erinnern werden, just übermorgen vor zehn Jahren starb und dann in Hamburg beigesetzt wurde, zog die Trauergemeinde zu der idyllisch gelegenen Grabstätte, indem sie auf dem längeren Weg Paul Gerhardts „Sommer-Gesang“ anstimmte. Aber auch damals sangen wir doch in jener gebrochenen Naivität – nicht, als ob wir auf einem netten Maienspaziergang waren, sondern eben kontrafaktisch zu dem Bewusstsein, dass wir an einer tieftraurigen Beerdigung teilnahmen. Und die meisten, die dann sangen: „O wär ich da! O stünd ich schon, ach süßer Gott, vor deinem Thron, und trüge meine Palmen…“, hatten ja nicht wirklich gehofft, dass ihr Leben flugs ein Ende nehmen möge, so wenig Paul Gerhardt das getan hatte, der nach der Verfertigung seines Sommer-Gesangs noch 23 Jahre zu leben hatte. Eben: Spero quia absurdum!
Wir werden also auch bei den Liedern Paul Gerhardts, wie bei aller Poesie, die Ober- und Untertöne, das Zerbrechliche und Gebrochene gerade dort genau herauszuhören versuchen, wo alles so schön klingt und zusammenstimmt.
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Bevor wir uns den drei Strophen des Sommer-Gesangs näher zuwenden, noch einige Vorbemerkungen zum Lied insgesamt:
Unzweifelhaft ist das Lied „Geh aus mein Herz“ eines der volkstümlichsten Lieder deutscher Sprache, ein regelrechtes Volkslied. Aber diese Popularität hat auch ihren Probleme. In den Volksliedsammlungen wird selten der volle Text mitgeteilt – oft nur die, wie es scheint, bloße Naturlyrik; immerhin wird dann zuweilen noch die 8. Strophe mitgeteilt, wo des großen Gottes großes Tun, gewissermaßen: zivilreligiös avant le mot, besungen wird; aber die fast gleich lange zweite Hälfte (wenn sie mir diese geometrische Ungenauigkeit gestatten) der Dichtung fällt häufig unter den Tisch.
Zu der Popularität des Liedes trägt natürlich seine eingängige Volkston-Melodie bei, obwohl sie uns dazu zwingt, den letzten Vers – entgegen der Dichtung – stets zweimal zu singen: sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.
Trotz der Beliebtheit des Liedes wurde es in unseren Gesangbüchern lange Zeit fast etwas stiefmütterlich behandelt. Noch 1950 stand es nicht im Stammteil, später im EKG zwar unter der Nummer 371, aber noch immer leisteten die Hymnologen harten Widerstand gegen die Populär-Melodie (die da und dort allenfalls im Anhang abgedruckt wurde), und auferlegten der Gemeinde die Melodie von Nikolaus Hermann (ursprünglich „Heut singt die liebe Christenheit“,1560) Was aber macht der Organist, wie es mir schon zugestoßen ist, wenn er die dort vorgeschriebene Melodie intoniert, die Gemeinde aber fröhlich unbekümmert lossingt, wie sie es schon im Kindergarten und auf Wanderungen gelernt hat? – War es die Melodie, war es der Verdacht des naturlyrischen Pantheismus? Aber „Herr, Deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ schlägt Paul Gerhardt rein pantheistisch um Längen – steht dafür aber auch heute nur in den Anhängen; in dieser Landeskirche nicht einmal dieses. Nun, die Gesangbuchmacher, die Ebelings Originalkomposition schon lange nicht mehr gefördert hatten, kapitulierten schließlich. Inzwischen steht das Lied mit der beliebten Melodie August Harders ganz offiziell ohne Alternativvorschlag im Evangelischen Gesangbuch. Und zum ökumenischen Gebrauch freigegeben ist es überdies.
Aber gestatten Sie bitte den kleinen Tropfen Wassers im Wein: Wenn Sie einmal in die Verlegenheit kommen sollten, das Lied nach der Harderschen Melodie auf der Orgel begleiten zu müssen, dann merken Sie: Das Liedlein hat seine Schwächen im harmonisch fast monotonen Prozess – Sie spüren das spätestens nach der fünften, sechsten Strophe…Man kann die Hymnologen auf ihrem verlorenen Posten schon ein wenig verstehen.
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Zu den Problemen der Popularität des Liedes zählt die oft abfälschende Wiedergabe schon der ersten beiden Zeilen, deren Richtigstellung uns fast medias in res führt. Es heißt eben nicht, wie es in vielen Volksliedsammlungen mitgeteilt wird: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit…“ Sondern Gerhardt dichtet: „in dieser lieben Sommerzeit.“ Es wird also nicht eine objektive Feststellung über die an und sich gegebene Schönheit der Sommerzeit getroffen – sondern der Dichter sagt etwas aus über sich selber und seine Beziehung zum Thema: Er liebt diesen Sommer und alles, wofür er ihm weiterweisend steht, es ist sein Sommer – und sein Gott, von dem hier die Rede ist. Von den Gaben her blickt er auf Gott – und von Gott zurück auf dessen Gaben. Nichts also von interesseloser Schönheit!
Weshalb aber wollen wir uns nun heute ausgerechnet über die letzten drei Strophen beugen?
Zunächst einmal, weil wir vom Ende her gesehen, die Dreiteilung der Dichtung besser überschauen: In den ersten sieben scheinbar nur säkularen Strophen tritt uns die Schönheit, aber eben die liebenswürdige und liebevolle Schönheit der Natur vor Augen. Von der achten Strophe an ein Perspektivenwechsel: Der Dichter wechselt von der Beschreibung zur Reflexion, zum Selbstgespräch darüber, was ihm eben dieses alles bedeutet.
In der neunten Strophe übrigens unterläuft dem Dichter ein, wie es scheint, logisch unzulässiger Schluss – nämlich der Schluss vom kleineren auf das größere:
Ach, denk ich, bist du hier so schön
Und lässst du uns so lieblich gehn
Auf dieser armen Erden.
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
Und güldnen Schlosse werden?
Doch anstatt in logische Beckmesserei zu verfallen, fügen wir an, dass diese in der Tat rein rational nicht tragfähige Schlussfolgerung eine starke Tradition in der Bibel und im rabbinischen Argumentenhaushalt hat, unter der Bezeichnung kal wahomer - vom Leichteren aufs Schwerere, eine Schlussweise, die sich auch im Neuen Testament findet, etwa Hebräer 9,13-14:
LUT Hebrews 9:13 Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, so daß sie äußerlich rein sind, 14 um wieviel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott?
Um wie viel mehr…Vom Kleineren zum Größeren – ist dies nicht überhaupt ein, ja. das Signum christlicher Erwartung, aus rationalen Gründen nicht zu beweisen, so wie ja ein rational zuverlässiger Gottesbeweis nur ein Irrtum sein kann – über Gott? Jedenfalls: Credo quia absurdum, spero quia absurdum.
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Doch nun in den letzten drei Strophen ein nochmaliger Perspektivenwechsel. Ohne Ankündigung, ohne spezifische Anrede – der Wechsel vom Selbstgespräch zum Gespräch mit Gott, zum Gebet, zu jenem Gebet, von dem der ganze Sommer-Gesang den Sinn bezieht, der dem kupierten Volkslied verborgen bleiben muss.
Im Mittelpunkt dieses Gebets steht gewissermaßen – der Baum! Der Baum ist ein biblisch stark beglaubigte Persönlichkeit. Schon in der Genesis: Baum des Lebens, der Erkenntnis, des Verstecks, der Gerechtigkeit – und nochmals deutlich in der Apokalypse: Baum des Lebens!
In Paul Gerhardts „Sommer-Gesang“ tritt der Baum erst auf, nachdem von den Glaubensfrüchten die Rede war. Aber Früchte des Glaubens sind etwas anderes als verdienstliche Werke, welche die Gnade herbeiarbeiten sollen – die Konsequenz des Glaubens ist eben nie seine Ursache. Die Früchte als Resultat – die Wurzel, wiederum die Wurzel im Glauben als Voraussetzung. Übrigens: Wo heute steht: und lass mich Wurzeln treiben, stand noch im 19. Jahrhundert: und lass mich wohl bekleiben – damals wussten die Leute noch, dass damit gemeint war: einwurzeln. Im alten Kieler Gesangbuch meiner längst verstorbenen Schwiegermutter hatte man diesen Wortverlust geradezu sinnentstellend aufzufangen versucht mit: an dem die Knospen treiben. Das aber war nun gerade nicht gemeint. Ich finde übrigens rein sinntragend „lass mich einwurzeln“ schöner, oder es ist mir lieber und sozusagen theologisch korrekter als „lass mich Wurzeln treiben“, als ob gerade ich es wäre, der da etwas Haltbares zu treiben hätte.
Nun aber der Baum! Der Baum, die größte aller Pflanzen und damit ihr höchster Vertreter, ist mir ein besonders liebes Geschöpf - und könnte uns allen ein Vorbild sein. Der Baum nämlich nimmt in seinem ganzen Leben nie mehr als er braucht – und gibt doch Früchte, wenn er gerade ein Obstbaum ist. Gewiss, vor allem die wild lebenden Tiere fressen auch nicht mehr, als sie brauchen – das Raubtier übrigens ganz anders als der Raubtier-Kapitalist. Aber bei den Tieren ist es wohl eher das Gebot der Knappheit der Ressourcen, die darauf hinwirkt. Sind Tiere erst einmal domestiziert, dann sticht der Hafer das Pferd, wenn er ihm zu reichlich verabreicht wird. Und falls Sie schon einmal Schafe gehütet haben sollten, dann wissen Sie, wie unvernünftig und lebensgefährend die sich vollfressen, wenn sie auf eine pralle Wiese geraten. Sie müssen sie dann wegtreiben – oder sie müssen die Nacht im Stall verbringen und den unklugen Tieren, Tier um Tier, die Mägen entlüften. Aber ein Baum nimmt nie mehr auf als er unbedingt braucht.
Wie wäre das, wenn wir alle Bäume wären? Wenn sich alle Menschen mit dem begnügten, was sie unbedingt brauchen – vielleicht ein bisschen mehr, ein bisschen Freude an Dingen, vorzugsweise an solchen, mit denen sie anderen auch eine Freude machen können, zum Beispiel mit Musikinstrumenten und anderen Künsten; und eine gewisse Sicherheit für unsichere Zeiten; dies aber nur deshalb, um nicht anderen zur Last zu fallen. Aber schon deshalb nicht mehr, damit andere besser zu dem Ihren kommen…
Ach, wenn wir alle Bäume wären: Wir bräuchten nicht mehr Gehalt, nur weil der andere mehr bekommt. Wir verbrauchten nicht nur deshalb mehr Erd-Öl, nur weil der andere nicht bereit ist, weniger zu verbrauchen. Wir rasten nicht auf der Autobahn, weil der andere auch nicht langsamer fährt. Wir wären nicht mehr so scharf auf öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung, nur weil der andere öfter im Fernsehen vorkommt. Wir erschlügen nicht unseren Bruder, nur weil dessen Rauchopfer-Qualm senkrechter gen Himmel steigt als der unsere.
Gewiss, wir werden uns auch hierin unserer doppelbödigen Naivität bewusst bleiben. Irgendein Forstmann wird sich finden, der uns beweist, dass unter bestimmten Bäumen nichts anderes wachsen kann. Wohl wahr – auch die Natur ist nicht mehr, oder: noch nicht paradiesisch Aber das ist immer noch etwas anderes als unser Verdrängungswettbewerb.
Ich lese übrigens mit dem Bild des Baumes im Sinn jenen scheinbar ganz weltfremden Abschnitt aus der Bergpredigt ganz neu, in dem es heißt:
Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
Dieser Satz steht in einem Abschnitt vom „Schätzesammeln und Sorgen“ – also dem baumwidrigen Anhäufen von „mehr als man braucht“. Es steht dort ja nicht, dass die Lilien sich selber willenlos verdorren lassen – und das auch so tun sollten.
Sondern sie verlangen eben, anders als wir Menschen, nicht mehr, als sie von Tag zu Tag brauchen.
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Und nun schauen wir uns einander an: Wollen wir das wirklich? Wollen wir wirklich sein wie ein Baum? Wollen wir wirklich, wie die 11. Strophe es insinuiert, baldmöglichst vor seinem Thron stehen?
Spero quia absurdum! Ich denke, es ist kein Argument gegen unsere Hoffnung, wenn wir einräumen müssen, dass wir in Wirklichkeit noch längst nicht so weit sind. Man darf durchaus gegen sich selber hoffen! Paul Gerhardt dichtet ja auch nicht: Ich habe mich entschlossen, wie ein Baum zu leben.
Sondern es heißt – und damit kommen wir zum offenen Geheimnis des gesamten Liedes: „Schaff in mir deinem Geiste Raum/dass ich dir wird ein guter Baum…/
Die Voraussetzung dieser Hoffnung quia absurdum ist nicht, dass wir dem Geiste Gottes Raum schaffen – das schafften wir selber auch nie. Sondern dass er sich selber Raum schafft in uns. Und hier schließt sich nun der Kreis des Liedes: Wie soll in mir Raum werden für den Geist Gottes, wenn ich nicht dem Initial-Imperativ des Gerhardt’schen „Sommer-Gesangs“ in etwa Folge leiste: „Geh aus mein Herz…“ Das ist ja nicht zu allererst ein Befehl, einen sommerlichen Spaziergang (sozusagen das Folgestück zu Goethes „Osterspaziergang“) anzutreten, sondern die Ermutigung – und zwar die Ermutigung durch die Anschauung
der Gaben Gottes, herauszutreten aus mir selber, auszutreten aus dem Teufelskreis des cor incurvatum in se ipsum – aus dem in sich selbst eingekrümmten Herz, so wie es Martin Luther von seinem Ordenspatron Augustinus gelernt hat: "Woran du nun dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott. ... Und dabei hat er Matthäus, den Patron dieser Kirche, als Urzeugen: »Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz« (Mt 6,21) Schlimm für den, dessen Herz – nur an sich selber hängt. Deshalb das ganze Lied gesungen: „Geh aus mein Herz – geh aus Dir heraus…“ Die Schönheit der besungenen Natur soll uns Mut machen, aus uns selber herauszutreten. Aber das nicht einfach als idyllisch grundierte, momentane, jahreszeitlich gestimmte Glückseeligkeit, sondern als eine förderliche Voraussetzung und Hilfe für jene ultimative Bitte, auf die das Lied hinzuläuft, und die dem Anfang am Ende seinen Sinn gibt:
Mach in mir deinem Geiste Raum…
denn da wird ja nun viel Platz, wenn mein Herz aus sich selbst herausgeht, es blockiert sich nicht mehr in seiner eigensüchtigen Eingekrümmtheit:
Mach in mir deinem Geiste Raum,
Dass ich dir werd ein guter Baum…
Meine Selbstbesessenheit gegen seinen Geist – das ist der „fröhliche Wechsel“, den Martin Luther in seiner Freiheitsschrift gepriesen hat; wobei er zurückgriff auf das altkirchliche Antiphon: „O admirabile commercium: Creator generis humani, animatum corpus sumens…
Wir wünschen uns das. Wir sind das noch nicht. Wir sind noch nicht so weit. Aber Hoffnung lebt immer wider die Fakten, so wie die Poesie sich nicht den Fakten unterwirft. Und Paul Gerhardt beschreibt nicht wie Grimmelshausen, sondern dichtet, gegen Adorno vor der Zeit, gegen die Wirklichkeit an. Falsch versteht dies, wer darin ein falsches Einverständnis mit der bedrückenden Wirklichkeit herausliest. Richtig versteht es, wer darin das oft noch uneingelöste Versprechen wiedererkennt, unter den Trümmern, den baulichen wie den moralischen: Credo et spero quia absurdum.