Empfang der aej-Delegierten und der Gäste der Preisverleihung des Jugendprojektpreises JUPP der aej

Grußwort

Anrede,

als der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union begrüße ich Sie in den Räumen unserer Dienststelle am Gendarmenmarkt sehr herzlich. Ich freue mich, dass wir heute die Evangelische Jugend bei uns zu Gast haben. Das ist ein gutes Zeichen in zweifacher Hinsicht: Die Jugend gibt die Kirche nicht auf, und die Kirche sieht die Potenziale, die in einer lebendigen evangelischen Jugendarbeit liegen!
Die Evangelische Jugend ist aus gutem Grund eigenständig und selbstbestimmt – sie ist aber gleichzeitig ein wichtiger Teil kirchlichen Handelns. Über die vielfältigen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit erreichen die evangelischen Kirchen Kinder und Jugendliche in besonderer Weise. Junge Menschen gestalten einen wesentlichen Teil des kirchlichen Lebens und ermöglichen unserer Kirche den Blick auf die spezifischen Lebenslagen und Vorstellungen junger Menschen. Aus meiner langjährigen Kindergottesdienstarbeit weiß ich: Wie leicht vergessen wir all die Befindlichkeiten, die wir so oder ähnlich doch selbst einmal durchlebt haben!

Jugendliche sind Expertinnen und Experten ihrer Umgebungs-Realität. Sie haben oft ein sensibles Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und Problemkonfigurationen. An den Projektideen, die bei JUPP!, - dem Evangelischen JugendProjektPreis, den Sie heute hier verleihen werden - eingereicht wurden, ist vieles abzulesen, wo Handlungsbedarf für Kirche insgesamt besteht – und zwar in Gesellschaft und Kirche. Man könnte vor dem Hintergrund des Themenschwerpunktes der vor wenigen Wochen durchgeführten Synode der EKD sogar so weit gehen, zu sagen: Die Projektideen der Jugendlichen zeigen, wo derzeit Akzente der ‚Mission Gottes‘ liegen könnten und sollten.

Meine Damen und Herren,

wir alle wissen und genießen es: Jugendliche handeln oft mit einem wunderbaren Überschuss an Ideen und Idealen. Theologisch gewendet könnte man auch von einem „Verheißungsüberschuss“ sprechen, der noch nicht durch die Lebensrealitäten abgefeilt und ernüchtert ist, und der auch noch nicht vollständig durch „erwachsene“ Motivationen wie Geld, Ruhm oder Macht überlagert ist.

Auch dies wird an JUPP! deutlich: Das preisgekrönte Projekt signalisiert - wie auch viele andere Projekte, die zur Wahl standen -, dass junge Menschen bereit sind, im Namen Gottes an zerstörerischen gesellschaftlichen Realitäten tatkräftig etwas zu ändern. Sie wollen zumindest ein „Zeichen des Reiches Gottes“ setzen. Und sie vertrauen hintergründig auf die Verheißungen Gottes für eine andere Welt und auf seinen wirkungsvollen Segen bei diesem Tun.

Die Würdigung dieser Initiativen ist wichtig. Denn es ist wichtig, jungen Menschen zu zeigen, dass sie und die Jugendarbeit wahrgenommen werden und geschätzt sind - als engagierte Mitchristen und als bedeutungsvolles Feld kirchlicher Arbeit in ihrer ganz speziellen biografischen Situation. Wir wollen und müssen das Veränderungspotenzial und den Veränderungswillen von jungen Menschen als produktiv und zukunftsbildend für die Kirche positiv aufnehmen. Dieser Empfang ist ein schönes Beispiel dafür und reiht sich in eine gute Linie der Zusammenarbeit ein:

Mit einem ersten jugendpolitischen Hearing haben wir 2010 zusammen mit der aej, der Diakonie, der Evangelischen Jugendsozialarbeit und der Evangelischen Trägergruppe die Anliegen junger Menschen authentisch und mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit in die Politik vermitteln können. Dass junge Menschen selbst zu Wort kommen und ihre Interessen vertreten, ist ein wichtiges Anliegen. Es geht uns darum, den Rahmen zu schaffen, in dem junge Menschen ihre Anliegen selbst vertreten können. Die Wiederholung eines solchen Hearings im November 2012 wird bereits vorbereitet.

Von einiger Bedeutung ist deshalb auch die Kooperation zwischen meiner Dienstelle in Brüssel und der aej. Die aej trägt auf diese Weise zu einer Stärkung von Jugendthemen bei, die auf der europäischen Ebene durch die Leitinitiative „Jugend in Bewegung“, durch die EU-Jugendstrategie, durch Diskussionen um die Bedeutung nicht-formaler Bildung und insbesondere im Blick auf den Fortbestand eines Jugendprogramms nach 2014 einen großen Stellenwert einnehmen. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die EU einen wachsenden Einfluss auf Bedingungen des Aufwachsens und Lebens von Kindern und Jugendlichen in Europa hat – den wollen wir mit gemeinsamen Kräften gestalten.

Nun aber freue ich mich zunächst mit Ihnen auf einen ereignisreichen Abend mit interessanten Gesprächen – und bin sehr auf das ausgezeichnete Projekt des JUPP gespannt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.