Woche für das Leben 1998 "Worauf du dich verlassen kannst"
Einleitende Hinweise - Präses Manfred Kock / Bischof Dr. Karl Lehmann
Bereits zum fünften Mal veranstalten evangelische und katholische Christen gemeinsam die Woche für das Leben. Diese Initiative will ermutigen und anleiten, das Leben anzunehmen, zu fördern und zu schützen.
Die Woche für das Leben 1998 widmet sich thematisch dem Lebensraum von Ehe und Familie. Denn das Miteinander in Ehe und Familie entscheidet Tag für Tag über grundlegende Bedingungen für die Förderung und den Schutz des Lebens. Das gilt sowohl für die Beziehung zwischen Mann und Frau als auch für die Beziehung zwischen Eltern und Kindern.
Der Mensch lebt davon, daß andere ihm bezeugen: Es ist gut, daß es dich gibt. Eine Anerkennung, die den Menschen um seiner selbst willen meint, knüpft nicht an seine positiven Eigenschaften und Leistungen an. Eine solche Annahme ist auch nicht abhängig davon, wie der andere Mensch sich entwickelt oder was ihm widerfährt. Wirklich angenommen ist der Mensch nur dort, wo die Liebe auch durch Brüche hindurch und über Schwächen hinweg immer wieder einen neuen Anfang schafft. Das macht im Miteinander der Menschen die Bedeutung von Solidarität von Beständigkeit und von unkündbaren Beziehungen aus.
Für das Miteinander von Mann und Frau ist die Ehe die Grundform dauerhafter und verläßlicher Partnerschaft. Darum können evangelische Christen die Ehe als gute Gabe Gottes verstehen und katholische Christen die Ehe als Sakrament bezeichnen, d.h. als gottgegebenes wirksames Zeichen der Gnade. Die Ehe einzugehen heißt: unter der Verheißung Gottes gegenseitige Verläßlichkeit zu wagen.
Auch Kinder brauchen verläßliche Beziehungen. Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sind Beziehungen für das ganze Leben. Weder Elternschaft noch Kindschaft sind aufkündbar. Aber im Laufe der Zeit verändert sich der Charakter dieser Beziehungen. Mit zunehmendem Alter entwickeln Kinder ihre eigene Persönlichkeit. Sie sind Träger eigener Rechte und haben einen Anspruch auf Verständigung und altersgemäße Beteiligung an allen für sie wichtigen Angelegenheiten. Die Familie soll ihnen den Rahmen bieten, ihre wachsenden Bedürfnisse zu selbständigem, verantwortungsbewußtem Handeln zu leben.
Ehe und Familie bedürfen der Unterstützung und Stärkung. Staatliche Förderung, eine menschengerechte Gestaltung des wirtschaftlichen Lebens und Beiträge zu einer größeren Kinderfreundlichkeit der Gesellschaft können eine konkrete Ermutigung zur Familiengründung sein. Das Grundgesetz enthält in Artikel 6 die Verpflichtung, daß die staatliche Ordnung Ehe und Familie unter ihren besonderen Schutz stellt Die evangelische und katholische Kirche haben 1997 in ihrem gemeinsamen Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage an diese staatliche Aufgabe erinnert.
Aber auch die Kirchen und die christlichen Gemeinden tragen eine besondere Verantwortung für Ehe und Familie - vor allem dann, wenn die eigenen Kräfte in einer Familie zur Bewältigung der Probleme nicht aus reichen. In ihren Beratungsdiensten und durch konkrete, auch materielle Hilfen tragen die Kirchen dazu bei, daß Not gelindert und Krisenzeiten besser bewältigt werden können.
Die Woche für das Leben 1998 will denjenigen, die vor der Entscheidung zu einem Leben in Ehe und Familie stehen, Mut zu diesem Schritt machen. Sie will aber auch diejenigen mit Rat und Orientierung begleiten, die ihren Aufgaben in längst bestehenden Ehen und Familien gerecht werden wollen. Darum macht sie aufmerksam auf die vorhandenen Beratungs- und Hilfeangebote.
Ein aufrichtiger Dank gilt den vielen Christen, die sich in der Unterstützung von Ehe und Familie engagieren, vor allem den Frauen und Männern in den Beratungsstellen der caritativen und diakonischen Dienste. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leben ein Zeugnis christlicher Hoffnung vor Ihre Arbeit verleiht dem diesjährigen Motto der Woche für das Leben Glaubwürdigkeit:
Worauf du dich verlassen kannst: Miteinander leben in Ehe und Familie.
Bonn / Hannover im Februar 1998
Bischof Dr. Karl Lehmann
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Präses Manfred Kock
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland