VERGNÜGLICHES:

"Synode - Markt - Volksfest" ?????

3. Tagung der 9. Synode der EKD

Diese Überschrift, die man im Internet-Angebot von Münster lesen kann, mutet doch zunächst eher eigenartig an. Sollte da etwa die Synodaltagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 1. bis 6. November 1998 in Münster nicht ernstgenommen werden? Obwohl: Ein "Markt der Meinungen" ist die Synode der EKD ja eigentlich auch. Ein "Volksfest" ist sie vielleicht nicht, doch feiern können die Synodalen nach getaner Arbeit auch. Also ist die Überschrift möglicherweise doch ernster gemeint, als sie auf den ersten Blick scheint?

Ein Weiterblättern bringt schnell Aufklärung: Der "Send" ist mittlerweile ein Vergnügungsmarkt in Münster, hat aber eine lange Geschichte, die in der Tat mit "Synode" zusammenhängt. Der Name "Send" ist vom Begriff "Synode" abgeleitet, mit dem seit dem 9. Jahrhundert die zweimal jährlich gehaltene Versammlung der Geistlichen und führenden Vertreter des Bistums Münster bezeichnet wurde.

Vermutlich im 11. Jahrhundert schloß sich an die Synode ein Markt an, der sich von dem gewöhnlichen Wochenmarkt für die Stadtbewohner unterschied: Verkaufsbeschränkungen und Privilegien einheimischer Kaufleute und Handwerker wurden für den "Sendmarkt" aufgehoben, d.h. jeder durfte frei Waren anbieten. Zu diesen Märkten strömte die Landbevölkerung der weiteren Umgebung, um preiswert einzukaufen. Außerdem galt in der Marktzeit ein besonderer Marktfriede, der eine erhebliche Verschärfung des geltenden Stadtfriedens bedeutete. In Münster wurde bis 1578 jeder Bruch des Marktfriedens, der mit Blutvergießen verbunden war, mit dem Tode bestraft; nach 1578 durfte der Rat in weniger schweren Fällen das Urteil mildern.

Die Sendmärkte wurden durch ein öffentliches Zeichen angezeigt, zunächst wohl durch eine rote Fahne an einem der Domtürme, seit dem Herbstsend 1578 durch das Sendschwert am Rathaus, das noch heute zum Frühjahrssend am Rathaus ausgehängt wird. Immerhin beruhigend, daß der Marktfrieden heute nicht mehr durch den Henker gewahrt wird! Leider können die Teilnehmer an der EKD-Synode nichts mehr vom Herbstsend miterleben - er endete bereits am 27. Oktober 1998.

Weitere Informationen findet man auf dem Server
http://www.muenster.de/

zur Geschichte des Send auf
http://www.muenster.de/stadt/maerkte/historie.html

Münster, 31. Oktober 1998
Pressestelle der EKD