Grußwort vor der Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen
Hans-Ulrich Anke
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Sehr geehrte Frau Präses, hohe Synode!
Gern überbringe ich Ihnen die herzlichsten Grüße aus der EKD, besonders vom Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider und von der Präses der Synode der EKD, Katrin Göring-Eckardt – ja, grüßen lassen von ihr, das geht auch jetzt noch –ganz in Ruhe versteht sich. Denn ihren Gruß bringe ich noch von der EKD-Synode in Timmendorfer Strand von vor gut einer Woche mit. Der Gruß weht zugleich mit frischer Brise von der Ostsee nach Westfalen die guten Wünsche der EKD in Ihre Synodaltagung!
Die EKD-Synode in Timmendorf hat sich von Strand und Meer nicht ablenken lassen. Sie hat intensiv an dem Schwerpunktthema „Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017“ gearbeitet, insbesondere im Hinblick auf theologische Fragen. Bei all dieser Arbeit war und ist der Ausgangspunkt wie der Zielpunkt Gottes Wort, das in Jesus Christus zu uns gekommen ist. Dieses bestimmt den Weg unseres Lebens, wie wir es in den Texten der Herrnhuter Losungen für den heutigen Tag aus Psalm 16 (V. 11) und dem Johannes-Evangelium (6, 68 f.) lesen: „Du tust mir kund den Weg zum Leben.“ „Du hast Worte des ewigen Lebens“. Mit dem Leitwort für die Lutherdekade aus dem Prolog des Johannes-Evangeliums (1,1) „Am Anfang war das Wort“ prägt dies auch unseren Weg auf das Reformationsjubiläum 2017 hin.
Denn so steht es am Anfang der Kundgebung der EKD-Synode, und damit endet die Kundgebung: Auf Gottes Wort vertrauen wir, auf Jesu Wort hin beginnen wir neu, hoffen, glauben und feiern. Wenn wir in diesem Geist einladen, werden viele kräftig und fröhlich mitfeiern - Zum Beispiel unsere Partnerkirchen aus der weltweiten Ökumene. So hörten wir vom Schweizerischen Kirchenbund – wenn auch mit einem Augenzwinkern: „Die ganze Bevölkerung (der Schweiz) fiebert in freudiger Erregung dem Reformationsjubiläum entgegen.“
In Deutschland – und wohl auch in Westfalen - sind wir da noch steigerungsfähig. Aber wir haben ja auch noch fast fünf Jahre Zeit. Und das bisher Erreichte macht Mut, gerade wenn wir das große Engagement auch des Bundes und der Länder auf „2017“ hin sehen. Auf der EKD-Synode in Timmendorfer Strand haben wir aus höchsten Regierungskreisen vielversprechende Signale erhalten: So wünschte sich die Frau Bundeskanzlerin von der Lutherdekade, dass Menschen ermutigt werden, über die eigene Religion zu sprechen und sich zu bekennen. Und sie verband das Engagement der Bundesregierung bei den Vorbereitungen auf Reformationsjubiläum ganz offen mit der Hoffnung auf eine „missionarische Komponente“.
Wo und wie kann dies gelingen? Lassen Sie mich ein Feld hervorheben, das mir persönlich besonders am Herzen liegt, auch weil es mich als Jugendlichen in der schwierigen Zeit nach der Konfirmation über das Mitspielen im Posaunenchor bei den Gottesdiensten gehalten hat - die Kirchenmusik: Über 500.000 Sänger und Bläser musizieren EKD-weit in über 30.000 Chören regelmäßig zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen. Sie lernen auf eingängige Weise, ihren Glauben auszudrücken und weiterzugeben. Das haben wir in dem zu Ende gehenden Themenjahr der Lutherdekade „Reformation und Musik“ wieder eindrucksvoll erfahren dürfen.
So reihte sich bei dem Projekt „366+1 – Kirche klingt!“ Tag für Tag ein Konzert an das andere. Und diese Kette, die die EKD zusammen mit den Gliedkirchen entwickelt hat, zog und zieht durch alle Landeskirchen. Am heutigen Donnerstagabend steht Konzert Nummer 320 in der Magarethenkirche in Gotha an – Motto des Konzertes: Kirche klingt mit Pfeifen und Trompeten. Bei Ihnen in Westfalen gab es mitreißende Höhepunkte. So hatten Sie das Glück, dass „366+1“ in der österlichen Freudenzeit bei Ihnen war. Und Mitte Dezember steht ihnen hier in Bielefeld im Rahmen dieser Reihe als Sonderfestival „Jazz erst recht“ auf dem Programm – also: von wegen „Westphalia non cantat“! Wer sich das ausgedacht hat, muss ein missgünstiger Friese gewesen sein!
Der tiefere Grund aber, warum wir 2017 so bewusst das 500. Reformationsjubiläum feiern wollen, liegt nicht in Konzerten, events und historischer Rückerinnerung. Nein, der Grund liegt darin, weil wir zutiefst glauben und hoffen, dass die befreiende Botschaft von der Rechtfertigung heute genauso aktuell ist wie vor 500 Jahren und zu allen Zeiten. Und wir sind alle unterwegs, diese Botschaft, das Evangelium Jesu Christi, diesen einzigen Trost im Leben und im Sterben, wie es im Heidelberger Katechismus heißt, für unsere Zeit, für das 21. Jahrhundert neu in die Herzen zu bringen.
Die EKD ist dankbar, dass dies in guter Gemeinschaft der Landeskirchen entwickelt wird. Ein besonderer Dank gilt dabei der Ev. Kirche von Westfalen. Die Ev. Kirche von Westfalen ist nah dran an der EKD, hat von Bielefeld aus Hannover gut im Blick. Und die Kolleginnen und Kollegen vom Landeskirchenamt in Bielefeld wollten es noch genauer wissen. Sie haben mit Frau Präses Kurschus ihren diesjährigen Betriebsausflug dazu genutzt, uns im Kirchenamt der EKD in Hannover-Herrenhausen näher kennen zu lernen. Ein solcher Austausch unter den Mitarbeitenden war auch für uns eine Premiere, an die wir gern anknüpfen nach dem Motto: Gesichter statt Briefköpfe.
Es tut uns in der EKD gut, wenn Landeskirchen klare Vorstellungen dazu haben, welche Aufgaben besser in der Gemeinschaft der Gliedkirchen in der EKD geleistet werden sollen und wo dann aber auch das Gemeinschaftliche seine Grenze in den Anliegen der Landeskirchen findet. In diesem Geist engagiert sich die Ev. Kirche von Westfalen in vielen Gemeinschaftsprozessen. Ich nenne nur den Weg zum neuen Werk für Diakonie und Entwicklung. Das traditionell hohe Engagement Westfalens für Diakonie und Entwicklung zeigt sich nun auch an wichtigen Leitungsstellen des neuen Werkes: Frau Weigt-Blätgen als Vorsitzende der Konferenz und Herr Winterhoff als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Es gibt noch viele andere Felder für Gemeinschaftsaufgaben, in denen wir uns über das Engagement der Evangelische Kirche von Westfalen und auf die Zusammenarbeit freuen. Als Landessynode stellen Sie dazu immer wieder die Weichen.
Zum guten Schluss nach gutem Brauch – praktisch schon außerhalb des offiziellen Grußwortes - habe ich ihnen noch eine Trouvaille vom sprichwörtlichen „Rande der Synode“ aus Timmendorf mitgebracht: ein Gedicht eines bekannten, wenn auch etwas speziellen Lyrikers des 20. Jahrhunderts (Heinz Erhardt). Das geht so:
Das Schloß
www.heinzerhardt.com/html/klassisches.html
Frau Präses, hohe Synode! Ich wünsche Ihnen eine gesegnete und segensreiche Tagung.