EKD-Büro Brüssel feiert 25 jähriges Bestehen
OKR'in Katrin Hatzinger, Brüssel
Sehr geehrter Herr Kommissar,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,
ladies and gentlemen, dear colleages and friends,
mesdames, messieurs, chers amis,
ich freue mich, dass Sie heute Abend so zahlreich erschienen sind, um gemeinsam mit uns das 25-jährige Bestehen des EKD-Büros zu feiern. Soyez les bienvenus! Je vous présente les musiciens: Guillaume Gillain à la guitare et Abdel Jednak au saxophone qui vont assurer l´animation musicale de ce soir.
Besonders freue ich mich auch viele alte Weggefährten des Büros, ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Vikarinnen und Vikare und zahlreiche Kollegen aus Deutschland, aus dem Kirchenamt der EKD und von der Deutschen Bischofskonferenz hier zu sehen. Moreover it´s great to have many of our ecumenical and NGO partners present as well. A warm welcome!
Tonight should not be an occasion for long and boring speeches about state-church relations or religion in the public sphere, but it should be a celebration of fruitful cooperation and European friendship and therefore am I am very happy that pars pro toto we will hear greetings from Commissioner Günther Oettinger, the Anglican Bishop Robert Innes and our Berlin colleague, the deputy representative of the EKD Council, Dr. Stephan Iro and Dr. Gabriela Schneider from the Catholic Office in Berlin.
Eine weitere Sorge will ich gleichfalls zerstreuen: nein, ich werde Sie nicht mit einer detaillierten Chronik des Büros, mit Berichten über Wasserschäden, Betriebsausflüge, Veranstaltungen und Anekdoten aus 25 Jahren unterhalten, die können wir gern später bilateral austauschen.
Prädestiniert für diese Geschichten wären auch die Pioniere der EKD in Brüssel: der erste Leiter des Büros, Herr Hans-Joachim Kiderlen und seine Nachfolgerin, Frau Heidrun Tempel. Gern hätten beide ein Grußwort an Sie gerichtet und aus den Anfängen berichtet, als die EU noch die EG war und der Euro und Schengen Zukunftsmusik.
Die Arbeit in Brüssel scheint allerdings das Fernweh zu beflügeln. Herr Kiderlen kann heute leider nicht unter uns sein, da er als Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien unabkömmlich ist. Frau Tempel hat momentan den Posten der deutschen Botschafterin in Aserbeidschan inne, auch da war eine Stippvisite in Brüssel leider nicht machbar. Meine Vorgängerin, Frau von Zanthier schließlich genießt ihren Urlaub in Italien. Sie alle lassen herzlich grüßen.
Ich möchte den Anlass unseres Jubiläums nutzen, einen kurzen Blick zurück nach vorn zu werfen. Es war nicht unbedingt die Begeisterung für das geeinte Europa, die 1990 den Ausschlag dafür gegeben hat, in Brüssel einen Ableger des Bonner Büros des Bevollmächtigten des Rates der EKD zu installieren, nein, es war die Erkenntnis, dass die Gesetzgebung in Brüssel auch vor den Kirchen und ihrem Selbstbestimmungsrecht nicht halt macht. Dabei hatten sich bereits seit den 60er Jahren viele evangelische Laien, die selbst in den EU-Institutionen tätig waren, für eine intensivere Auseinandersetzung ihrer Kirchen mit Europa stark gemacht. Doch es bedurfte erst des Vorschlags für eine europäische Datenschutzrichtlinie, bevor die EKD aktiv wurde und sich entschloss, Brüssel stärker in den Blick zu nehmen. 1990 war es dann soweit, im September wurde der Kaufvertrag über das Gebäude auf dem Boulevard Charlemagne, Nummer 28 unterzeichnet.
Das Aufgabenspektrum des Büros und seine Ausstattung haben sich im Laufe der Jahre mit der Ausweitung der Kompetenzen der EU und der Relevanz der europäischen Entscheidungen verändert, von einem ein-Mann-Frühwarnsystem zu einer evangelischen Repräsentanz bei der EU in der Rue Joseph II, 166 mit neun festen Mitarbeitenden....der Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend sei Dank.
Stand in den Anfängen die Wahrung der institutionellen Interessen der EKD im Vordergrund sind mit den weiteren Integrationsschritten und nicht zuletzt mit der ökumenischen Errungenschaft des berühmten Kirchenartikels Nummer 17 im Vertrag von Lissabon 2009 weitere Aufgabenfelder hinzugekommen. Insbesondere mischen wir uns als Dialogpartner der EU-Politik „um Gottes willen“ politisch ein, wenn Fragen von Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung betroffen sind. Dazu gehört der Einsatz für eine humane und solidarische Flüchtlingspolitik in Europa mit hohen Standards und fairen Verfahren. Daneben bieten wird zahlreiche Serviceleistungen an, Unterstützung bei der Akquise von EU-Fördermitteln etwa, Informationsdienste, Zuarbeit an EKD-Gremien, die Erstellung von Besucherprogrammen und die Konzeption und Durchführung von Veranstaltungen.
When I myself started working here in Brussels as legal counsellor in 2003 the EU only comprised 15 Member States, Romano Prodi was Commission President, Germany had two Commissioners (what a luxury) and there was still much enthusiasm about a future European Constitution to make the EU more transparent, democratic and efficient. The Churches were active stakeholders in the debate within the European Convention on the future of Europe and generally the pace was slower than nowadays (also less receptions and evening events...so less competition)... but the direction was clear...more Europe.
Im Angesicht der anhaltenden Wirtschaftskrise und der unsicheren geopolitischen Lage in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ist die Idee der europäischen Integration in die Defensive geraten. Europa verliert an Strahlkraft, europäisches Denken und Fühlen erodiert. Plötzlich erscheint der europäische Einigungsprozess nicht mehr irreversibel. Nationalismen werden allenthalben wieder salonfähig.
Eine Quintessenz aus meinen 12 Jahren in Brüssel ist, dass Europas Vielfalt zwar anstrengend und gelegentlich nervig ist, dass sie aber vor allem bereichert und dass die Begegnung mit und die Reibung an dem Anderen lähmender Selbstgenügsamkeit vorbeugt...und diese Erfahrung kann auch den Kirchen gelegentlich nicht schaden.
In den letzten Jahren ist es uns deshalb zunehmend ein Anliegen geworden, mit unserer Arbeit den Europagedanken zu befördern und Europa als Querschnittsthema zu etablieren, über Synodenbeschlüsse, Besuchsprogramme, die Kooperation mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag, durch Veranstaltungen und Stellungnamen. Im ökumenischen Schulterschluss wollen wir deutlich machen, dass Europa Sache der Kirchen ist. Ein Zurück zum Nationalstaat ist nicht die Zukunft Europas, die wir uns wünschen, sondern in guter reformatorischer Tradition ein Zurück zu Christus.
So wie die beiden großen Kirchen das Reformationsjubiläum 2017 als gemeinsames Christusfest feiern und die Verbundenheit über Konfessionsgrenzen hinweg deutlich machen wollen, sollte auch in Europa die Botschaft lauten, dass Einheit in Vielfalt gelingen kann.
Als EKD-Vertretung wollen wir hier im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu beitragen, die Kluft zwischen Europa und den Bürgerinnen und Bürgern zu überwinden und die Stärke des gemeinsamen Handels in „versöhnter Verschiedenheit“ deutlich machen. Dieses ehrgeizige Unterfangen wäre nicht denkbar ohne ein gutes ökumenisches Miteinander und die fruchtbare Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen von Nichtregierungsorganisationen, politischen Stiftungen, Ländervertretungen und Gewerkschaften und nicht durch zuletzt die Zusammenarbeit mit den EU-Institutionen selbst.
Bevor ich nun das Wort an Kommissar Oettinger weitergebe, möchte ich abschließend noch ein paar Worte des Dankes loswerden: zunächst besonders herzlich an meine Mitarbeiter für das gute Teamwork, das kollegiale Miteinander und das große Engagement! Dann an die Kolleginnen und Kollegen aus unserer Berliner Dienststelle und dem Kirchenamt der EKD, vielen Dank dafür, dass sie unsere Arbeit unterstützen und trotz der Distanz Brüssel auf dem Schirm haben.
Ein großer Dank auch an Sie, sehr geehrte Damen und Herren Europaabgeordnete für Ihren täglichen politischen Einsatz zum Wohl der Menschen in Europa und darüber hinaus, aber auch für die vielen bereichernden Gespräche, den anregenden Gedankenaustausch und dass sie für kirchliche Anliegen ansprechbar sind.
Gleiches gilt für die Vertreter der EU-Kommission. Danke für Ihr Interesse an und ihre Offenheit für unsere Positionen. Zwar galt einst die Parole: „The Commission does not do religion“, aber über die Jahre hat sich -auch dank aktiver Christinnen und Christen im Kommissionsdienst- ein vertrauensvolles und partnerschaftliches Verhältnis etabliert. Besonders eng ist auch hier in Brüssel die Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche, v.a. mit dem Katholischen Büro in Berlin in Person der Europareferentin, Frau Dr. Gabriela Schneider. Über die genauen Verwandschaftsverhältnisse unserer Büros werden wir ganz am Schluss noch kurz etwas hören.
Mein Dank geht an die Vertreter der deutschen Institutionen in Brüssel. Ich denke, wir ziehen hier oft am selben Strang, wenn es darum geht, Europa nach Deutschland zu kommunizieren.
Finally I want to thank our European ecumenical friends and NGO partners, namely the secretary general of the Conference of European Churches, Guy Liagre, and the secretary general of COMECE, Patrick Daly, and all the collegeagues present tonight, Bishop Robert Innes from the Anglican Church who will adress us later, Bishop Porpylios from the Church of Cyprus and the other Orthodox representatives, Maram Stern from the World Jewish Congress and the many colleagues coming from other partner organisations like Eurodiaconia, Caritas, Bread for the World, Act Alliance, CCME and Solidar to name only a few. Thanks for the fruitful cooperation.
..und jetzt hoffe ich, dass ich niemanden vergessen habe.
Thank you, merci, vielen Dank!
Jetzt freue ich mich sehr, dass mit Kommissar Oettinger ein engagierter evangelischer Christ und ein überzeugter Europäer von der Warte der EU-Politik ein Grußwort zu uns sprechen wird. Bitte, Herr Kommissar, the floor is yours