Wozu noch Vergebung und Rechtfertigung? Lutherische Theologie nach der ForuM-Studie

Die im Januar 2024 vorgestellte ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche und Diakonie hat eine Reihe von theologischen Anfragen aufgeworfen. Die VELKD stellt jetzt Antwortvorschläge zur Diskussion.

Was, bitte schön, rechtfertigt der Glaube? Ist das Gebot der Nächstenliebe nicht eine religiöse Erpressung von Menschen mit Leiderfahrung? Vergebung für die Täter – im Ernst jetzt? – Schon die ForuM-Studie selbst hatte eine systematische Reflexion von theologischen Deutungsmustern angemahnt. In den Debatten danach sammelten sich weitere Anfragen: Verharmlost die Sündhaftigkeit aller Menschen nicht die einzelne Tat? Kann ein gnädiger Gott überhaupt gerecht sein?

Besonders im Fokus stand dabei die lutherische Theologie mit ihrer Sünden- und Rechtfertigungslehre. Der Amtsbereich der VELKD hat jetzt eine frei zugängliche Textsammlung herausgegeben, in der zehn zentrale Fragen von sieben Theologinnen und drei Theologen mit jeweils besonderer Expertise behandelt werden. „Unsere Absicht war es nicht“, so Amtsbereichsleiter und EKD-Vizepräsident Stephan Schaede, „die offenen Fragen letztgültig zu beantworten, sondern gerade umgekehrt eine dringend notwendige Diskussion anzustoßen.“ Nur so könne die stets zu reformierende Kirche sich entwickeln. Margot Käßmann schreibt in dem abschließenden Beitrag zur Frage „Ist die lutherische Kirche noch zu retten?“: „Sie kann Selbstherrlichkeit ablegen und voller Demut anerkennen, wo sie in die Irre gegangen ist. Das macht mir Hoffnung.“

Die Texte können hier heruntergeladen werden. Zu den Beitragenden gehören Petra Bahr, Thorsten Dietz, Tobias Graßmann, Claudia Jahnel, Margot Käßmann, Katharina von Kellenbach, Karin Krapp, Kristin Merle, Notger Slenczka und Claudia Welz.

Hannover, 4. Dezember 2024

Pressestelle der VELKD
Frank Hofmann
Pressesprecher