„Hamburg ist eine verwundete Stadt“
Die Kirchen haben mit einem Gottesdienst ein Zeichen gegen die Politik der G20-Staaten gesetzt
Mit einem gemeinsamen Gottesdienst haben die christlichen Kirchen in Hamburg am 8. Juli ihren Protest gegen die Politik der G20-Staaten zum Ausdruck gebracht. 116 Länder seien kritisch verschuldet, kritisierte Bischof Charles Jason Gordon von Barbados. Ein Prozent der Weltbevölkerung besitze mehr als die übrigen 99 Prozent. Es fehle an „moralischer Energie“. Sein Land habe auf Anraten des Internationalen Währungsfonds (IWF) 3.500 Bedienstete entlassen, die Steuern erhöht und damit die Armut vergrößert.
Gefeiert wurde der Gottesdienst unter anderem auf Englisch, Griechisch, Arabisch, Koreanisch und Kisuaheli. Gebetet wurde auch für diejenigen, die durch gewaltsame Proteste gegen den G20-Gipfel verletzt wurden. Hamburg sei eine „verwundete Stadt“, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs. Mit ihrem Gottesdienst würden Christen einen Kontrapunkt zu den Ausschreitungen setzen, ergänzte der katholische Erzbischof Stefan Heße.
EKD-Vertreter verurteilen gewaltsame Ausschreitungen
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat die gewaltsamen Proteste von G20-Gegnern verurteilt. „Ich reagiere mit Zorn und finde es unerträglich, dass Menschen, die sich vorgeblich für Humanität einsetzen, andere Menschen angreifen“, sagte Bedford-Strohm am 8. Juli bei der Eröffnungsveranstaltung des Ökumenischen Kirchentags Mannheim. Die randalierenden Krawallmacher sabotierten die wichtige Sache der Demonstranten.
Der Berliner Bischof Markus Dröge hat die gewalttätigen Ausschreitungen am Rande des G20-Gipfels in Hamburg scharf verurteilt. Es sei „beschämend, wie Randalierer und linksextreme Gruppierungen ihren Gewaltphantasien freien Lauf lassen“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am 9. Juli in seiner Predigt in der Berliner St. Marienkirche. Die gewaltsamen Proteste beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer hätten gezeigt, „dass diese Gewalttäter kein Interesse an einem gelingenden Zusammenleben haben“.
Zugleich äußerte Dröge Verständnis für Kritik am G20-Gipfel. Natürlich könne man und müsse man skeptisch sein, ob es wirklich die Bereitschaft gebe, Lasten zu teilen, „anstatt nur an den eigenen Vorteil zu denken und Schuld den jeweils anderen zuzuweisen“. Aber selbst mit dieser Skepsis im Hintergrund sei die Gewalteskalation nicht zu rechtfertigen.