Den Konflikt sprachlich und diplomatisch deeskalieren
EKD-Friedensbeauftragter Renke Brahms und Weltkirchenrat fordern im Konflikt zwischen Nordkorea und USA zur Vermittlung auf
Angesichts der Spannungen zwischen Nordkorea und den USA hat die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) andere Staaten zur Vermittlung aufgerufen, um eine weitere Eskalation des Konflikts zu vermeiden. Die derzeitige Rhetorik sei „besorgniserregend“, sagte der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Konflikt gehe von der nordkoreanischen Führung aus. Darauf mit „martialischen Bildern“ von „Zorn“ und „Feuer“ zu reagieren treibe ihn aber in eine Eigendynamik, die schwer zurückzuholen sei. „Komplizierte Weltlagen lassen sich eben nicht mit Twitter-Kommentaren oder Urlaubspressegesprächen lösen“, kritisierte Brahms mit Blick auf Äußerungen von US-Präsident Donald Trump.
Der leitende Geistliche der Landeskirche in Bremen sagte, die gesamte „waffenstarrende“ pazifische Region um Korea sei ein Pulverfass. „Wer hier die rhetorische Lunte legt, handelt unverantwortlich“, warnte Brahms. Es sei dringend notwendig, den Konflikt sprachlich und diplomatisch zu deeskalieren.
China, Russland und Europa müssten ihre Stimmen erheben und ihren Einfluss geltend machen, um zu einem politischen Weg zurückzukehren. Im Licht der Erinnerung an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 72 Jahren und dem damit verursachten Leid „ist es die Verpflichtung der Weltgemeinschaft und ihrer Mitgliedsstaaten, alles zu tun, um einen drohenden Konflikt in der Region zu vermeiden“, sagte Brahms.
Christen in Nordkorea haben Angst vor einem Angriff der USA
Die eskalierenden politischen Spannungen mit den USA erfüllen auch die christliche Minderheit in Nordkorea mit großer Sorge. Die Angst vor einem amerikanischen Angriff sei in der gesamten Bevölkerung groß, sagte der ehemalige Ostasienreferent der Evangelischen Mission in Solidarität, Lutz Drescher, in Stuttgart dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Hinter der Angst steckten Erinnerungen an den Koreakrieg (1950-1953), in dem der nördliche Teil des Landes massiven Bombardierungen ausgesetzt gewesen sei. Der Weltkirchenrat in Genf betonte unterdessen die Rolle der Kirchen im geteilten Korea beim Abbau von Spannungen.
Nordkorea differenzierter betrachten
Die rund 12.000 Christen im kommunistisch regierten Nordkorea stünden von zwei Seiten unter Druck, erläuterte Drescher: Als kleine Minderheit unter 25 Millionen Einwohnern müssten sie sich im eigenen Land rechtfertigen, warum sie einer „westlichen Religion“ angehörten. Von westlicher und südkoreanischer Seite werde ihnen wiederum vorgeworfen, sich nicht genug dem nordkoreanischen Regime zu widersetzten.
Die Christen selbst wünschten sich, dass Nordkorea nicht nur in Schwarz-Weiß-Farben wahrgenommen, sondern differenzierter betrachte werde, sagte Drescher. Der ehemalige Ostasienreferent engagiert sich im ökumenischen Forum für Korea und trifft regelmäßig nordkoreanische Christen.
„Dieser Kommunikationskanal ist einzigartig“
Nach Angaben des Weltkirchenrats unterhalten der Christenbund in Nordkorea und der Kirchenrat von Südkorea trotz der Krise einen engen Kontakt. „Dieser Kommunikationskanal ist einzigartig“, betonte der internationale Direktor beim Weltkirchenrat, Peter Prove. Die beiden christlichen Verbände hätten gemeinsam den internationalen Gebetssonntag für Nord- und Südkorea am 13. August vorbereitet, erklärte er. Er findet zwei Tage vor dem Jahrestag der Befreiung von japanischer Kolonialherrschaft am 15. August 1945 statt.
Prove glaubt, dass die Krise keine Auswirkungen auf die Christen im diktatorisch regierten Nordkorea habe. „Die Spannungen werden die Lage der Christen weder verbessern noch verschlechtern“, sagte er. Prove und andere Funktionäre des Weltkirchenrats reisten in den vergangenen Jahren mehrmals nach Nordkorea und Südkorea, um sich für einen friedlichen Dialog zwischen den verfeindeten Staaten auf der Halbinsel stark zu machen.
Weltkirchenrat kritisiert Sanktionen gegen Nordkorea
Der Weltkirchenrat hat außerdem die neuen UN-Sanktionen gegen Nordkorea am 9. August als nutzlos kritisiert. Es sei völlig unklar, wie die Ausfuhrverbote die Krise um das Atomwaffen-Programm des abgeschotteten Landes entschärfen sollten, erklärte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit, in Genf. Es habe sich stattdessen gezeigt, dass internationale Strafen die Lieferung humanitärer Güter an die Bevölkerung Nordkoreas erschwerten.
Die internationale Gemeinschaft sollte einen Dialog mit der Führung in Pjöngjang anstreben und nicht auf Konfrontation setzen, forderte Tveit. Der UN-Sicherheitsrat hatte vergangene Woche neue, schwere Sanktionen beschlossen. So darf Nordkorea keine Kohle, Eisen, Eisenerze und Fisch mehr ausführen.
Mit den Strafen reagierte der Sicherheitsrat auf die Raketentests des Regimes. Vorher hatte der Rat den Nordkoreanern untersagt, Raketen abzufeuern. Nordkorea droht den USA und Südkorea mit Angriffen, US-Präsident Donald Trump warnte das Land vor einem massiven Gegenschlag. Der Weltkirchenrat setzt sich seit längerem für ein Ende der Krise um Nordkoreas Atomaffenprogramm ein.