„Skepsis und Zuversicht“
Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD (SI) zur Flüchtlingssituation in Deutschland
In fünf repräsentativen telefonischen Befragungswellen zwischen November 2015 und April 2017 hat das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) die Stimmungslage in der Bevölkerung zur Flüchtlingssituation in Deutschland erkundet. Aktueller Schwerpunkt der jüngsten Befragung sind die Themen Abschiebung und Zuzug. Die Ergebnisse der ersten vier Befragungen liegen mit der Studie „Skepsis und Zuversicht“ kommentiert vor.
Die Stimmung ist geteilt – aber keineswegs ,gekippt'
Es wird deutlich, dass sich Skepsis und Zuversicht seit November 2015 in etwa die Waage halten: Die Stimmung in der Bevölkerung ist nach wie vor geteilt. Sie ist über den gesamten Zeitraum aber auch keineswegs ,gekippt': Deutlich mehr als vier Fünftel der Befragten bejahen die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland als humanitäre Hilfeleistung.
Im August 2016 hatten schon zwei Drittel aller Befragten eigene Erfahrungen im Umgang mit Geflüchteten gemacht. Es zeigt sich, dass positive Erfahrungen in der persönlichen Begegnung am stärksten zu einer zuversichtlichen Perspektive auf die Bewältigung der Herausforderungen beitragen. Gleichzeitig bleiben auch die möglichen negativen Folgen des Zuzugs im Blick: Die mehrheitlich gesehene Gefährdung der staatlichen Handlungsmacht geht mit einer skeptischeren Beurteilung der Lage einher. Hier bedarf es einer Stärkung der Zuversicht, wenn die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Weg zur gesellschaftlichen Integration der Geflüchteten mitgenommen werden soll.
Das Engagement für Flüchtlinge ist weiter gestiegen
Das Engagement für Flüchtlinge ist weiter gestiegen, von insgesamt 10,9 Prozent im November 2015 auf 11,9 Prozent im Mai 2016. In beiden Befragungswellen äußerten etwa drei Viertel der Befragten ihre Bereitschaft, sich zu engagieren.
Diese Ergebnisse unterstreichen, dass das beeindruckende Engagement der Bevölkerung keineswegs das Strohfeuer einer nur vorübergehenden ,Willkommenskultur' ist. Es bedarf aber der Würdigung und weiteren Förderung. Dies gilt ganz besonders im östlichen Bundesgebiet, wo die Engagierten weniger auf soziale Anerkennung ihrer Tätigkeit rechnen können.
Informationen zu den Befragungen
- Einschaltung in bundesweite telefonische Mehrthemenumfragen des Meinungsforschungsinstituts Kantar EMNID
- Stichprobe: Deutschsprachige Befragte ab 14 Jahren
- Durchführung: November 2015 (2.021 Befragte), Februar 2016 (Kurzauswahl von Fragen, 1.010 Befragte), Mai 2016 (2.033 Befragte), August 2016 (Kurzauswahl von Fragen und dazu das Thema: „Angst vor islamistischen Terroranschläge“ , 1.007 Befragte).
Erwartungen der Bevölkerung zur Aufnahme von Flüchtlingen zwischen November 2015 und April 2017