Bedford-Strohm fordert mehr Impfstoff für arme Länder
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat vor einer humanitären Katastrophe gewarnt, sollten arme Länder nicht gerechter an der Verteilung der Corona-Impfungen beteiligt werden.
"Die Impfstoffe sind für die ärmeren Länder der Südhalbkugel schlicht unerschwinglich", schreibt der bayerische Landesbischof in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Mittwoch). Wenn es zutreffe, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung bis zu drei Jahre auf eine Impfung warten müssen, weil sich die entwickelten Länder 80 Prozent des Impfstoffs gesichert haben, sei "die humanitäre Katastrophe absehbar".
Alle politischen und finanziellen Kräfte müssten mobilisiert werden, um den finanzschwachen Ländern zu helfen, eine wirksame Impfstrategie aufzubauen, fordert Bedford-Strohm. Hilfe für diese Länder sei "noch lange nicht in Sicht", trotz der Covax-Initiative, die für eine gerechte weltweite Verteilung des Impfstoffs sorgen will. Man müsse rechtzeitig sehen, wo sich die reicheren Länder schuldig zu machen drohen. "Ein afrikanisches Menschenleben ist genauso viel wert wie ein europäisches oder amerikanisches", betont der Theologe.
Zudem ruft Bedford-Strohm dazu auf, sich impfen zu lassen. Die Bereitschaft dazu gehöre zum Solidarischsein, schreibt er: "Sosehr jeder Eingriff in den eigenen Körper auf der eigenen Entscheidung beruhen sollte, am Ende ist das Sich-Impfen-Lassen auch Ausdruck von Nächstenliebe." Mit geringer Impfbereitschaft steige das Risiko, dass das Virus sich wieder ausbreitet und Menschen gefährdet.
Bedford-Strohm mahnt auch nach einer Impfung die Einhaltung der Regeln an, solange nicht geklärt ist, ob auch von Geimpften noch eine Ansteckungsgefahr ausgeht. Die Debatte über die Rückgabe der Grundrechte trage solange "letztlich nur zu einer Entsolidarisierung bei", schreibt er.