Rote Linien für die AfD, Rückenwind für die Ökumene
Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm zum Rechtspopulismus und dem Stand der Ökumene in Deutschland
München (epd). Im Umgang mit der AfD sieht der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rote Linien. Dazu gehörten Antisemitismus, Rassismus und die „pauschale Abwertung ganzer Menschengruppen“, sagte der bayerische Landesbischof dem Evangelischen Pressedienst. Es gebe in der AfD führende Leute, die Gedankengut aus der Zeit des Nationalsozialismus wieder salonfähig zu machen versuchten. Diese Politiker bekämen auch von den Menschen Legitimation, die zwar nicht so dächten, sich aber in der AfD engagierten.
Die bayerische Landeskirche wolle bei den Wahlen zum Kirchenvorstand im Herbst nicht von vornherein Menschen ausgrenzen, ihr gehe es vielmehr um die Inhalte. Denn es könne nicht sein, „dass jemand im Sonntagsgottesdienst für unser christliches Menschenbild und die von Gott gegebene Ebenbildlichkeit jedes Menschen zu stehen meint, sich die restlichen sechs Tage der Woche aber für das genaue Gegenteil einsetzt“, sagte der bayerische Landesbischof und oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.
Deutliche Botschaft des Papstes
Trotz Irritationen um die Zulassung von Protestanten zur katholischen Kommunion sieht Bedford-Strohm die Ökumene auf einem guten Weg. Denn der Papst habe deutlich gemacht, dass es keine „ökumenische Bremse“ geben soll. Nach Auffassung des Papstes könne die Handreichung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zur Zulassung zum Abendmahl in manchem noch weiter gehen. „Das ist eine völlig andere Botschaft als das Gros der Zeitungsüberschriften, die es vorher gegeben hatte“, sagte der Ratsvorsitzende.
Zahlreiche Bistümer hatten in den vergangenen Tagen angekündigt, konfessionsverbindende Ehepaare bei einer gemeinsamen Gewissensentscheidung durch Geistliche zu begleiten und die katholische Kommunion dann für Protestanten im Einzelfall zu öffnen. Andere haben sich noch nicht dazu geäußert oder sind zurückhaltend. Nachdem der Vatikan die Veröffentlichung der entsprechenden Handreichung Anfang Juni überraschend zurückgehalten hatte, war das Papier wenig später als Orientierungshilfe für die einzelnen Bischöfe veröffentlicht worden, aber nicht als offizielle Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz, wie ursprünglich geplant.
Jubiläumsjahr gab Anstöße
Unter dem Strich bleibe, dass drei Viertel der deutschen katholischen Bischöfe die Handreichung beschlossen haben, sagte Bedford-Strohm. Dabei sei es besonders berührend, dass diese Handreichung mit einem klaren Bezug auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 beginne. „Auch das zeigt, wie richtig und wegweisend es
war, dass wir das Reformationsjubiläum ökumenisch gefeiert haben“,sagte der Ratsvorsitzende. Durch das Reformationsjubiläum und die katholische Handreichung habe die Ökumene „eine gehörige Portion
Rückenwind“ bekommen.
Die nun veröffentlichte Orientierungshilfe gilt als Hilfestellung für die Gespräche der Seelsorger. Danach soll evangelischen Gläubigen mit katholischem Ehepartner ein Weg pastoraler Begleitung offenstehen, bei dem im Einzelfall der Empfang der katholischen Kommunion möglich werden kann.