EKD-Ratsvorsitzender tauscht sich mit Roboter Pepper aus
Evangelische Unternehmer fordern von der Kirche eine Digitalisierungsdekade
Wuppertal (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat einen neuen Gesprächspartner für sich entdeckt: den humanoiden Roboter Pepper. Am Rande der EKD-Ratssitzung in Wuppertal tauschte er sich mit dem 1,20 Meter großen Roboter zur Digitalisierung aus. „Die Digitalisierung steht jetzt ganz oben auf unserer Agenda“, erklärte der Ratsvorsitzende. Zuvor war der freundlich aussehende Roboter mit großen schwarzen Augen an Bedford-Strohm herangetreten: „Ich möchte mit Ihnen über Digitalisierung sprechen.“
Hinter der Begegnung steckt der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer. Mit Pepper forderten die Unternehmer die Evangelische Kirche in Deutschland dazu auf, sich mit der Digitalisierung zu befassen. Nach der Reformationsdekade müsse nun die Digitalisierungsdekade kommen, mahnte der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises, Friedhelm Wachs, an. „Die Digitalisierung ist kein simpler Trend, sondern ein epochaler Veränderungsprozess“, heißt es in einem 20 Seiten umfassenden Papier des Arbeitskreises, das Roboter Pepper nun dem EKD-Ratsvorsitzenden übergab. Die Digitalisierung fordere „die Grundfesten unseres Zusammenlebens und Zusammenarbeitens in bislang ungekanntem Maße“ heraus, schreiben die Unternehmer.
Theologie für die digitale Welt
Ist die digitale Sphäre Teil der Schöpfung? Inwieweit verändert die Vernetzung die Gemeinde? Und sind selbstlernende Systeme Subjekte von Schuld und Vergebung? Fragen wie diese stellten sich der Theologie, heißt es in der Schrift mit dem Titel „Die digitale Revolution gestalten – eine evangelische Perspektive“.
Insbesondere die durch die Digitalisierung aufgeworfenen ethischen Aspekte bedürfen nach Ansicht der Unternehmer einer theologischen Diskussion durch die Kirche. „Es gibt in der neuen digitalen Welt eine Vielzahl offener theologischer Fragen, zu denen wir eine theologische und nicht nur eine sozialpolitische Antwort brauchen“, sagte Wachs. Wenn diese ausblieben, hätten neue religiöse Bewegungen es leicht, „künstliche Intelligenz“ zum Gott zu erklären.
Von der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihren Gliedkirchen erhofften sich die Unternehmer ein „beherztes und ergebnisoffenes Zugehen auf die neuen Entwicklungen“, so Wachs. Er ermahnte die Kirche, dabei Lehren aus der Industrialisierung zu ziehen, die sie einst als irrelevant abgetan habe. Bei der Digitalisierung gelte es, Sachkunde zu entwickeln und ihr auch in der Ausbildung von Geistlichen hohen Stellenwert einzuräumen.
Auch die Unternehmen seien angesichts von Entwicklungen wie der „Industrie 4.0“ oder dem „Internet der Dinge“ gefordert. Zum einen sollten sie Wachs zufolge Mitarbeiter ermutigen, Neues zu probieren. Zum anderen stellten sich Fragen zur Anwendung neuer Technologien – etwa beim autonomen Fahren. Zu klären sei dabei auch, so Wachs, wo die Grenze zwischen Mensch und Maschine verlaufe. Der Ratsvorsitzende sagte zu, die in dem Papier aufgeworfenen Fragen ergebnisoffen zu prüfen – frei nach dem Rat von Paulus an die Gemeinde: „Prüfet aber alles und das Gute behaltet.“