Berliner Hospiz lädt zum Sargbau-Workshop ein
Interview mit Sterbebegleiterin Lydia Röder vom Lazarus Hospiz Berlin
Berlin (epd). Ein Berliner Hospiz lädt für Mitte Oktober zu einem Sargbau-Workshop ein. Dabei hätten die Teilnehmer die Möglichkeit, den eigenen Sarg zu bauen und sich dabei mit dem eigenen Leben und dem eigenen Tod auseinanderzusetzen, teilte die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal in Bernau bei Berlin mit.
Die Teilnehmer können wählen, ob sie einen Sarg komplett anfertigen wollen oder ob ein vorhandener Sarg aus Kiefernholz umgebaut werden soll. Unterstützung erhalten sie von der bildenden Künstlerin Anna Adam und der Leiterin des Ambulanten Lazarus Hospizdienstes, Lydia Röder. Die Kosten für den zweitägigen Workshop betragen 300 Euro. Lukas Philippi (epd) sprach mit der Sterbebegleiterin Lydia Röder vom Lazarus Hospiz Berlin.
Haben Sie schon Reaktionen auf Ihre Einladung zum Sargbau-Workshop bekommen?
Lydia Röder: Einige haben reagiert. Es gab sehr unterschiedliche Reaktionen. Manche davon waren begeistert, weil es etwas ganz Neues ist und andere sagten: „Da haben Sie sich ja was Komisches ausgedacht.“ Es wird interessant, wer sich dann wirklich auf diesen Sarg-Workshop einlässt.
Warum soll ich denn meinen eigenen Sarg bauen?
Röder: Der Sargbau-Workshop soll ein Impuls sein, sich mit den Themen Krankheit, Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen - in der Theorie wie auch in der Praxis. Diese Themen haben viel mit unserem gesamten Leben zu tun. Es geht also neben dem eigentlichen Bau eines Sarges auch darum, sich selbst und seine Haltung dem eigenen Sterben und Tod gegenüber zu reflektieren. Wir machen dazu auch kleinere Übungen. Und im Anschluss daran kann dann beim Anfertigen, Sägen, Schmirgeln, Bemalen das Erfahrene aus der Übung in körperliche Aktivität umgesetzt werden. So werden Körper, Geist und Seele gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen berührt.
Gibt es gesetzliche Vorgaben darüber, wie ein Sarg gestaltet sein soll und aus welchem Material er bestehen muss?
Röder: Ja, es gibt Vorschriften. Hier in Berlin muss der Sarg aus natürlichem Material bestehen. In unserem Fall ist es Holz. Auch die Dekorationsmaterialien, die wir am oder im Sarg einsetzen, müssen diesem Kriterium entsprechen. Es soll alles leicht verrotten können, also Stoffe wie Baumwolle, Seide, Wolle, Leinen eignen sich dafür. Es dürfen außerdem wasserlösliche Farben oder Sarglack verwendet werden, aber keine normalen Lacke aus dem Baumarkt. Die Befestigungen sollten idealerweise aus Seil oder Metall bestehen, also Tackernadeln, Schrauben oder Nägel.
Was mache ich mit dem Sarg, wenn er fertig ist?
Röder: Meinen selbst gestaltenden Sarg kann ich vor dem Tod anders nutzen, zum Beispiel als Regal, Schrank, Truhe, Sitzbank oder Bett. Sie können ihn aber zu Lebzeiten auch einfach ohne Funktion als Kunstwerk betrachten. Der Sarg als Bücherregal zum Beispiel würde mich öfter daran erinnern, dass ich sterblich bin, um dann noch mehr die Kostbarkeit und Einzigartigkeit des Lebens zu spüren. Wer sich auf den Workshop einlässt, stellt sich den Fragen des Lebens und des Sterbens.
Interview: Lukas Philippi (epd)
Am Sonntag, 16. September, wird in Deutschland der „Tag des Friedhofs“ begangen. Er wurde vom Bund deutscher Friedhofsgärtner im Zentralverband Gartenbau gemeinsam mit den bundesweit tätigen Friedhofsgärtnern, Steinmetzen, Bestattern, Floristen, den Städten und Kommunen sowie Religionsgemeinschaften und Vereinen ins Leben gerufen.