Erste Vorstellungsrunde der drei Kandidaten um das Bischofsamt in Sachsen
Die Bewerber beantworten Fragen der Öffentlichkeit in der voll besetzten evangelisch-lutherischen Himmelfahrtskirche in Dresden-Leuben
Dresden (epd). Voll besetzte Reihen in der evangelisch-lutherischen Himmelfahrtskirche in Dresden-Leuben: Die erste gemeinsame Vorstellungsrunde der drei Kandidaten für das Bischofsamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens hat am Abend des 3. Februars großen Zuspruch gefunden. Mehrere hundert Menschen waren gekommen, um die drei Bewerbern zu befragen. Um das Bischofsamt bewerben sich drei gebürtige Sachsen, die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46), der sächsische Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz (55) sowie der Meißener Superintendent Andreas Beuchel (56). Gewählt wird auf einer Sondersynode Ende Februar, Anfang März.
Kirche ist gesellschaftspolitisch gefragt
Alle drei Kandidaten betonten, dass Kirche gesellschaftspolitisch gefragt ist. „Wir haben eine Stimme, da sollten wir auch nicht leise sein“, sagte Weyer. Über Parteipolitik zu referieren, das sei aber nicht Aufgabe der Kirche. Ähnlich äußerte sich Beuchel. „Gesellschaftspolitisch sind wir immer gefragt, parteipolitisch werden wir nicht Stellung beziehen“, sagte der Meißener Superintendent: „Das müssen die Wähler entscheiden.“ Einig waren sich alle drei darin, dass jegliche Formen von Rechts- und Linksradikalismus sowie Antisemitismus abzulehnen seien.
Oberlandeskirchenrat Bilz sagte: „Als Christen sind wir universal und international aufgestellt. Der christliche Glaube und der Nationalismus – die gehen nicht zusammen.“ Ihm sei zudem wichtig, dass „die Kirche nicht immer nur mit einem Zeigefinger dasteht und aufpasst, sondern dass sie Politikerinnen und Politiker auch unterstützt“.
Weyer hatte sich bereits um das Bischofsamt bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland beworben. Bilz tritt zum zweiten Mal als Kandidat in Sachsen an. Bei der Bischofswahl 2015 unterlag er knapp dem damaligen Wahlsieger Carsten Rentzing. Dieser hatte aber nach nur gut vier Jahren im Herbst 2019 sein Amt aufgegeben. Zuvor waren antidemokratische Texte aus seiner Studienzeit bekanntgeworden, die das sächsische Landeskirchenamt als „elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich“ einstufte.
Kommunikation zwischen unterschiedlichen Gruppen der Kirche gefordert
Nach dem Rücktritt von Rentzing müsse es unbedingt Kommunikation geben – vor allem zwischen den sogenannten konservativen und liberalen Gruppen innerhalb der Kirche, betonten alle drei Kandidaten. Unterschiedliche Meinungen seine auszuhalten. Es müsse auch nach persönlichen Verletzungen gefragt werden.
Beuchel, der mehr als acht Jahre Rundfunkbeauftragter der sächsischen Landeskirche beim MDR war, ist es zudem wichtig, dass Christen „in die Welt hineinwirken“. Er wünsche sich mehr Gelassenheit und einen lebendigen Glauben. Wichtig sei, sich „den Menschen in vielfältigen Formen zuzuwenden“ – in Gottesdiensten, in Diakonie oder im Ehrenamt.
Mitkandidat Bilz leitet seit Anfang 2019 im Landeskirchenamt das Dezernat für Kirchliche Werke und Einrichtungen, Seelsorge, Gemeindeaufbau und Medien. Weyer ist seit 2015 Superintendentin im Kirchenbezirk Plauen. Sie wäre in Sachsen die erste Frau, die das Bischofsamt übernimmt.
Zu weiteren Vorstellungsrunden der Bewerberin und der beiden Bewerber wird am Dienstag in Chemnitz und am Donnerstag in Leipzig eingeladen. Die Bischofswahl findet auf einer Sondersynode am 29. Februar und 1. März in Dresden statt.