Altbundespräsident Horst Köhler mit Staatsakt in Berlin verabschiedet
Berlin (epd). Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist am Dienstag mit einem Trauergottesdienst und Staatsakt gewürdigt worden. Im Berliner Dom nahmen die Familie Köhlers, die Spitzen des Staates sowie Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirchen Abschied von dem am 1. Februar im Alter von 81 Jahren verstorbenen Wirtschaftswissenschaftler und Politiker. Köhler sollte im Anschluss im Kreis von Familie und Freunden in Berlin beigesetzt werden.
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Bundeskanzler Olaf Scholz (r) und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (2.r.) am Sarg.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Köhler als engagierten Staatsdiener und großherzigen Menschen. Köhler sei anderen Menschen mit „großer Freundlichkeit und Zugewandtheit“ begegnet, sagte Steinmeier bei dem Staatsakt. Er empfinde beim Gedanken an Köhler „Dankbarkeit für einen tatkräftigen und bis in die letzten Tage seines Lebens unermüdlichen Diener unseres Gemeinwesens“. Steinmeier hob zudem das Engagement des früheren Bundespräsidenten für Afrika hervor - den Kontinent, „an dem sein Herz hing“.
Auch der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hob in seiner Predigt im Trauergottesdienst Köhlers Engagement für globale Zusammenarbeit hervor. Horst Köhler habe „besonders in Erinnerung gerufen, dass wir als Menschheit zusammenstehen müssen“, sagte Huber, der in der Amtszeit Köhlers als Bundespräsident EKD-Ratsvorsitzender war. Er erinnerte zudem an Köhlers Engagement für die Ökumene und übertrug dies auf die Politik: Man dürfe, „gerade in den heutigen, politisch angespannten Gegebenheiten“, nicht aus den Augen verlieren, was verbinde, sagte der Berliner Altbischof.
Köhler war von 2004 bis 2010 der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde 1943 als siebtes von acht Kindern im polnischen Skierbieszów geboren. 1944 floh seine Familie bis nach Leipzig, 1953 weiter von der DDR in die Bundesrepublik. Nach dem Wehrdienst studierte Köhler Wirtschaftswissenschaften und begann seine Berufslaufbahn in der Wissenschaft. Später wechselte er ins Bundeswirtschaftsministerium. Anfang 1990 wurde Köhler Staatssekretär in dem von Theo Waigel (CSU) geführten Bundesfinanzministerium. In den 1990er Jahren wechselte er in die Finanzwelt, wurde 2000 Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF).
2004 trat Köhler als Nachfolger von Johannes Rau das Amt des Bundespräsidenten an. Am 31. Mai 2010 trat er als erster Bundespräsident in der Geschichte der Bundesrepublik vom Amt zurück. Köhler war seit 1969 mit seiner Frau Eva Luise verheiratet, hatte mit ihr zwei Kinder und vier Enkel.
Zu den Trauerrednern gehörte auch Köhlers politischer Weggefährte Waigel. Köhler sei einer der wenigen Menschen gewesen, mit denen er über alles, auch Persönliches, habe sprechen können, sagte er. Mit Köhlers Begleitung im Amt habe er sich „sicher und geborgen“ gefühlt, sagte der CSU-Politiker.
Der frühere österreichische Bundespräsident Heinz Fischer, der im selben Jahr wie Köhler das Präsidentenamt antrat, würdigte Köhler als „klugen, verdienstvollen, redlichen und liebenswürdigen Menschen“. Der ehemalige kenianische Präsident Uhuru Kenyatta sagte, Köhler sei „sehr viel mehr“ gewesen als nur ein Kollege - „er war ein Freund“. Es gehe heute nicht nur darum, einen „herausragenden Präsidenten“ zu würdigen, sagte Kenyatta, sondern sich auch „seiner Herzenswärme und seiner Menschlichkeit zu erinnern“.
Neben den Spitzen von Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht waren auch frühere hochrangige Politiker unter den Gästen des Staatsaktes, darunter die Altbundespräsidenten Joachim Gauck und Christian Wulff. An den Staatsakt schloss sich vor dem Dom ein militärisches Abschiedszeremoniell an, mit dem besondere Persönlichkeiten geehrt werden.