Bischöfin Fehrs: Seelsorge als Mittel gegen Angst und Ohnmacht

Berlin (epd). Kirchliche Seelsorge kann nach Ansicht der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Krieg, Klimakrise und geopolitische Umstürze lösten Ohnmachtsgefühle und Ängste aus, sagte die Hamburger Bischöfin dem in Berlin erscheinenden Newsletter der Evangelischen Akademien in Deutschland (Februar-Ausgabe). Seelsorge sei sehr wichtig, um Menschen bei diesen Problemen zu helfen.

Kirsten Fehrs

Bischöfin Kirsten Fehrs, amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Ev.- Luth. Kirche in Norddeutschland.

Mit Blick auf die Telefonseelsorge sowie Krankenhaus- und Notfallseelsorge von Kirche und Diakonie fragte Fehrs: „Wie können wir auch spirituell den Menschen Zuversicht geben, wie lässt sich die Friedenskraft unserer Kirche zum Tragen bringen, wie können wir also in der Nähe der Menschen bleiben mit ihren Bedürfnissen?“ Selbst wenn die Kirche ärmer und kleiner werde, „zurückziehen dürfen wir uns nicht“.

In der aktuellen gesellschaftlichen Spannungslage sehe sie die Aufgabe der Kirche vor allem darin, Dialogräume zu eröffnen, sagte Fehrs weiter. Das gelte für alle Menschen samt ihren „unterschiedlichen Meinungen, Lebensauffassungen, Glaubensüberzeugungen“. Sie warnte davor, sich an Polarisierungen zu beteiligen. Kirche könne ein „Verständigungsort sein, der gleichermaßen Schutzraum für Gespräche und Gebetsraum für Verzweiflung ist“.

Das gelte auch für ein koordiniertes und entschlossenes Vorgehen bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, fügte Fehrs hinzu: „Gemeinsam mit den Betroffenen, versteht sich. In jeder Einrichtung und Gemeinde der EKD und Diakonie müssen Schutzkonzepte verinnerlicht worden sein.“ Nur so, mit größerer Sensibilität hin zu einer Kulturveränderung, könne die Kirche glaubwürdig sein.

„Antisemitischem, rassistischem und nationalistischem Gedankengut entgegenwählen“
Bischöfin Kirsten Fehrs im Interview