Den Segen gibt es für alle

Die Jugendkirche in Leipzig ist auch für Jugendliche außerhalb der Kirche da

Was unterscheidet herkömmliche Gemeindearbeit mit Jugendlichen von der Arbeit einer Jugendkirche? Die Leipziger Jugendpfarrerin Grit Markert hat überraschende Antworten gefunden.

Von Sven Kriszio

Jugendliche beim Kerzengebet in der PAX - Jugendkirche in Leipzig

Leipzig. Für sie ist die Jugendkirche in Leipzig gedacht, und sie bringen sich ein. Denn es sind die Jugendlichen, die hinter den Kameras stehen und Töne mischen, die Blogeinträge und Facebook-Postings schreiben, mit denen über Veranstaltungen berichtet wird. „Es sind sehr engagierte Jugendliche, die wir hier haben“, sagt die Leipziger Stadtjugendpfarrerin Grit Markert über ihre ehrenamtlichen Mitarbeitenden. So entstehen regelmäßige Streaming-Gottesdienste, Videoclips und in der Passionszeit wird ein großes Passahmahl per Zoom übertragen. Was die Jugendlichen alles auf die Beine stellen, spiegelt die Internetseite der Jugendkirche wider.

Ausprobieren heißt die Devise. Neue Wege geht die Jugendkirche auch bei ihren Angeboten selbst. „Mich beschäftigt von Anfang an, was der Mehrwert unserer Jugendkirche ist“, so Markert weiter. Vor ein paar Monaten bot die Leipziger Jugendkirche neben den üblichen Gottesdiensten und Gesprächsabenden für Jugendliche zum ersten Mal die „Feier der Lebenswende“ an, eine Alternative zu Konfirmation und Jugendweihe. Auch sie kann jetzt digital stattfinden.

Besonders Jugendliche, die mit Kirche nichts zu tun hätten, seien an dem Angebot interessiert. Es umfasst nicht nur die Feiern, sondern auch zwei Elternabende und fünf Nachmittage mit den Jugendlichen. „Sie suchen nach etwas, das sie begleitet, aber nicht so kommerziell ist wie die Jugendweihe“, so Markert. Die Jugendkirche sei ein Ansprechpartner, sie genieße das Vertrauen der Menschen. „Wir missionieren nicht. Aber die Jugendlichen erleben bei uns nebenbei, was Glaube bedeuten kann und was in dieser schwierigen Phase Halt gibt.“ Dieses Angebot sei ein Mehrwert der Jugendkirche, betont Markert.

„Mit den Jugendlichen sprechen wir über die Themen, die sie beschäftigen“, sagt Markert, die seit sechs Jahren als Jugendpfarrerin arbeitet. Es gehe zum Beispiel um Freiheit und Verantwortung. Doch manche wünschen dann doch mehr: „Eine Mutter bat mich, bei der Feier einen Segen zu sprechen. Das habe ich natürlich liebend gerne gemacht.“

Als lebensnah und authentisch sieht sich die Jugendkirche in Leipzig ohnehin. „Ich bemühe mich um eine Sprache, die nicht so kirchenintern ist“, betont die 52-jährige Theologin, die unter anderem in Indien studiert hat und zuvor als Gemeindepfarrerin in und um Leipzig tätig war. Teilweise mehr als 100 Jugendliche würden die Angebote der Jugendkirche nutzen, insgesamt bis zu 8o Ehrenamtliche die einzelnen Projekte wie das Café oder die Spieleabende auf die Beine stellen. Unter anderem gibt es eine „PAX Media“-Gruppe für die Jugendlichen. Hier entstehen Clips und Postings, aber auch Plakate und Flyer.

Grit Markert - Theologin in der Jugendkirche Leipzig
Blick in die beleuchtete Jugendkirche PAX
Altar der Jugendkirche PAX

Unter Markerts Ägide, eng verknüpft mit den Mitarbeitenden des Jugendpfarramtes und all den Ehrenamtlichen, ist die Jugendkirche „PAX“ als Projekt des Kirchenbezirks Leipzig entstanden. „Wir brauchten einen Ort, wo Jugendliche zusammenkommen können.“ Seit Mai 2016 ist die Friedenskirche, ein etwa 150 Jahre alten Gotteshaus mit dunklem Gestühl und Kruzifix, zur Jugendkirche umgestaltet worden.

„Die alten Bänke wurden entfernt“, beschreibt Markert die Modernisierungen, „und Stühle aufgestellt.“ Auch neue Licht-, Ton- und Kameratechnik sei mit finanzieller Unterstützung des Kirchenbezirks und der EKD integriert worden. Für die Jugendlichen habe diese Förderung einen ideellen Wert. „Das darf man nicht unterschätzen.“

Jetzt finden in der Jugendkirche immer wieder Ausstellungen in Zusammenarbeit mit Schulen statt, feiern Jugendliche hier Gottesdienste, tanzen sogar unter dem Kruzifix, kommen zum Austausch über Glaubens- und Zeitfragen zusammen. „Es geht um Glauben, Bildung und Kultur“, fasst Markert die Kernanliegen zusammen.

Zu den Highlights gehört für die vielen jungen Besucher neben anderen Konzerten das Schlummerkonzert, das nachts in der Kirche stattfindet - auch wieder am 26. Juni, wenn die Jugendkirche ihren fünften Geburtstag feiert. So sei es jedenfalls geplant, sagt Markert. Die Kirche soll schön erleuchtet werden, und die Jugendlichen könnten Live-Musik aus allen Ecken der Kirche hören. Es soll ein Mitsingkonzert geben und Food-Trucks. Außerdem sollen Kleinkünstler auftreten. „Das wird etwas Feines“, verspricht Markert.


Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstützt innovative digitale Projekte und will damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten fördern. Dazu gibt es den Digital-Innovationsfonds, der eine Million Euro umfasst. Weitere innovative Projekte, aber auch Informationen zur Antragsstellung finden Sie auf der EKD-Seite zum Fonds.

Logo PAX-Jugendkirche Leipzig

PAX - Jugendkirche Leipzig

Weitere Informationen über die Arbeit mit Jugendlichen in Leipzig finden Sie auf der Homepage.