EKD-Ratsvorsitzender erschüttert über Flüchtlingssituation in Bosnien
„Diese Berichte dürfen nicht im Verborgenen bleiben“
EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm und „Brot für die Welt“-Präsidentin Pruin nach virtueller Bosnien-Reise erschüttert über Flüchtlingssituation
Im Anschluss an eine virtuelle Reise nach Bosnien und Kroatien haben sich der Vorsitzende des Rates der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, besorgt über offensichtliche Menschenrechtsverletzungen in der dortigen Grenzregion geäußert. Auf der von der Evangelischen Akademie zu Berlin veranstalteten virtuellen Reise mit mehr als 300 Teilnehmenden hatten sich beide am Donnerstagabend über die Situation von Geflüchteten informieren lassen, die an der EU-Grenze zwischen Bosnien und Kroatien gestrandet sind.
„Diese Berichte dürfen nicht im Verborgenen bleiben“, so Pruin und Bedford-Strohm nach der Reise. „Die Pfeiler Europas geraten ins Wanken, wenn wir die offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen, die dort geschehen weiter zulassen“, sagte Pruin. Es sei indiskutabel, wenn schutzsuchende Menschen – darunter viele Familien mit Kindern – an der bosnisch-kroatischen Grenze in bitterer Not leben müssten. „Diese Politik verletzt die Würde aller Menschen! Die Menschen müssen sofort Hilfe und eine Perspektive bekommen.“
Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm betonte, wer sich auf die christlichen Wurzeln Europas berufe, müsse auch die politische Anwaltschaft für den Schutz der Menschenrechte in der Region übernehmen. „Dass wir nun seit Jahren diese humanitäre Notsituation an den Grenzen Europas vor Augen haben und immer noch nichts Wirksames geschehen ist, um die Not zu beenden, ist eine Schande“, so Bedford-Strohm. „Die dortigen Zustände stehen im tiefen Widerspruch zu allem, wofür Europa und wofür das Christentum steht. Jeder Mensch ist geschaffen zum Bilde Gottes. Als Kirche bleiben wir an der Seite derjenigen, denen die grundlegendsten Rechte vorenthalten werden.“
Auf der rund 1,5-stündigen virtuellen Reise hatten die Journalistin Isabel Schayani und die Greifswalder Ärztin Kristina Hilz von Medical Volunteers International von illegalen Pushbacks berichtet, mit denen Schutzsuchende immer wieder aus der EU zurückgedrängt werden. Die Juristin Antonia Pindulić vom Centre for Peace Studies in Zagreb und Vedran Dzihic vom Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) in Wien unterstrichen, dass die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen weder verfolgt noch geahndet würden.
Die EKD setzt sich seit Jahren gemeinsam mit ihren ökumenischen Partnern für eine gerechte Verteilung von Geflüchteten in der EU, die Schaffung menschenwürdiger Aufnahmestandards und den Ausbau legaler und sicherer Wege für Schutzsuchende nach Europa ein.
Hannover, 2. April 2021
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Mitschnitt des virtuellen Besuchs
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