Magier, Himmelszeichen und ein Sternenkind
Am 6. Januar wird Epiphanias gefeiert
Der Stern gilt in der christlich geprägten Kultur bis heute als ein zentrales Weihnachtssymbol. Der leuchtende Himmel über der Krippe signalisiert, dass sich damals in Bethlehem etwas Weltbewegendes abgespielt hat, etwas, das die Geschichte veränderte. Der Evangelist Matthäus erzählt von sternkundigen Magiern aus dem Orient, die plötzlich in Jerusalem auftauchen und nach einem König fragen.
„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten“, sagen die drei Weisen bei ihrer Ankunft in Jerusalem. Damit sorgen sie für Verwirrung. Der Thron des kleinen Königreichs Judäa ist ja besetzt, von dem Politstrategen und Städtegründer Herodes.
Verschiedene Deutungen
Wer sind diese Magier überhaupt gewesen? „Weise Männer“ heißen sie in einigen Bibelübersetzungen, „Sterndeuter“ in anderen. Der Begriff „Magier“ bezeichnete damals oft einen persischen Priester oder Prinzenerzieher – mit Geheimwissen ausgestattet und in heiligen Offenbarungen bewandert.
Bibelwissenschaftler sehen die Sternkundigen eher in Babylon beheimatet, denn dort gab es vitale jüdische Exilgemeinden, und in Babylon blühte die Astrologie. Dass es drei Magier gewesen seien oder dass es sich gar um Könige gehandelt habe, wie unsere Krippendarstellungen vermuten lassen, davon steht kein Wort in der Bibel.
Was wollten die frühchristlichen Gemeinden, in denen die Geschichte von den Sterndeutern entstand und weiter erzählt wurde, eigentlich sagen? Der katholische Theologe Anton Vögtle fragte schon in den 70er Jahren, ob der „historische Kern“ dieser Erzählungen nicht „anderswo zu suchen ist als in den Tagen und Monaten nach der Geburt Jesu, nämlich im Schicksal der späteren Jesus- und Christusverkündigung“. Schon das Kind in der Krippe sollte als Friedenskönig und Erlöser vorgestellt werden. Hinzu kommt noch eine andere Deutung: Wie man an den Sternkundigen sehen kann, suchten auch die Heiden die Wahrheit und wurden von Gott geleitet.
Ein reales Himmelsphänomen
Die „eigentlich strukturbildende Vorlage“ sei die jüdische Erzählüberlieferung vom Schicksal des Kindes Mose gewesen, erklärte Vögtle. Die Geschichte von der wundersamen Rettung gefährdeter und verfolgter Königskinder folgt einem beliebten antiken Erzählmuster: Augustus, Alexander der Große, Mose – immer dieselbe Legende von einem um seinen Thron fürchtenden, gewalttätigen Machthaber und von himmlischen Mächten, die solche Pläne durchkreuzen und den künftigen Herrscher vor dem Tod bewahren. Auch Herodes wollte das Kind töten lassen und hatte den Weisen befohlen, ihm zu berichten, wo er es finden könnte – was diese aber nicht taten.
Theologen der frühen Kirche, aber auch Naturwissenschaftler späterer Jahrhunderte hielten den mit Jesu Geburt verbundenen Stern für ein ganz reales Himmelsphänomen. Eine gewisse Plausibilität könnte aber allenfalls die sogenannte große Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild Fische beanspruchen, die um das Jahr 7 oder 6 vor Christus dreimal nacheinander auftrat und erstmals von Johannes Kepler exakt berechnet wurde. Nur die Sternkundigen wussten einst von dieser Konjunktion. Davon kündeten babylonische Schriftzeichen.
Offene Fragen für Astronomen
Mit unserem Weihnachtsdatum hat dies nichts zu tun. Aber den wirklichen Geburtstag Jesu kennt man nicht, und der heutige Termin des Weihnachtsfestes verdankt sich vermutlich einem Versuch des römischen Kaisers Konstantin, im vierten Jahrhundert ein altes Fest des Sonnengottes christlich zu besetzen. Konstantin gilt als erster christlicher Kaiser, unter seiner Herrschaft breitete sich das Christentum im Römischen Reich aus.
Inwieweit die „große Konjunktion“ am Sternenhimmel von der Erde aus überhaupt wahrgenommen werden konnte, warum das gerade in Bethlehem so deutlich der Fall gewesen sein soll, darüber zerbrechen sich Astronomen bis heute die Köpfe.
Die kostbare Myrrhe, die einer der vom Stern geleiteten Magier dem Jesuskind darbringt, weist übrigens schon auf seinen späteren Tod am Kreuz hin: In der Antike wurde sie als Parfüm und Aphrodisiakum verwendet – aber auch zur Einbalsamierung von Leichen.
Christian Feldmann (epd)