„Erstaufnahme fördern, die gutes Ankommen ermöglicht"
Bevollmächtigter der EKD zieht drei Jahre nach Einführung der sogenannten AnkER-Zentren eine ernüchternde Bilanz
Seit August 2018 werden Asylsuchende in Deutschland in sogenannten Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückkehr-Zentren (kurz: „AnkER-Zentren“) und vergleichbaren Einrichtungen untergebracht. Schutzsuchende müssen bis zu anderthalb Jahre, mitunter sogar mehrere Jahre, in diesen Erstaufnahmeeinrichtungen der Bundesländer leben, Familien bis zu sechs Monate. In den Zentren wird dazu die Flüchtlingsaufnahme von Anfang an eng mit einer möglichen Ausreise oder Abschiebung verbunden.
Der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Martin Dutzmann, zieht zum dritten Jahrestag der Einführung der AnkER-Zentren und vergleichbarer Einrichtungen Bilanz: „Diese Massenquartiere zermürben die Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass niemand, ohne Schaden zu nehmen, über Monate oder sogar Jahre in solchen Unterkünften leben kann“, so Dutzmann. Oft seien die Unterkünfte sehr abgelegen und der Zugang für ehrenamtliche Helfer*innen, Beratungsstellen und Rechtsanwält*innen extrem schwierig. Viele Kinder und Jugendliche würden in den Zentren nur ungenügend beschult. „Als Kirche wollen wir, dass die schutzsuchenden Menschen gut ankommen können. Deswegen sollten sie so kurz wie möglich in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden und so schnell wie möglich menschenwürdig und dezentral leben können, unabhängig von der Schutzperspektive.“ Die AnkER-Zentren seien das Gegenteil dessen und verhinderten gesellschaftliche Teilhabe, so der Bevollmächtigte.
Eingeführt wurden die AnkER-Zentren im August 2018, um Asylverfahren zu beschleunigen und mehr Menschen zur Ausreise zu bewegen. Laut einer Evaluation des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge wurde die Verfahrensdauer durch die Zentren jedoch kaum beschleunigt. Prälat Dutzmann: „Die Bundesregierung sollte das Experiment AnkER-Zentren so bald als möglich beenden und eine Erstaufnahme fördern, die Geflüchteten ein gutes Ankommen ermöglicht.“
Auch die Diakonie Deutschland fordert gemeinsam mit zahlreichen anderen Wohlfahrtsverbänden und Organisationen ein Ende der AnkER-Zentren und eine zukunftsorientierte Erstaufnahme von Asylsuchenden in Deutschland.
Hannover, 28. Juli 2021
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt