Theologe Peter Dabrock kritisiert Genmanipulation an Babys
Vorsitzender des Deutschen Ethikrats sieht eine rote Linie überschritten – andere könnten folgen
München (epd). Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat die Genexperimente eines chinesischen Forschers scharf kritisiert. „Ich war geschockt und verärgert“, sagte der evangelische Erlanger Theologieprofessor dem Radiosender Bayern 2. „Die Versuche sind unverantwortlich.“ Die Rede von einem „Super-GAU“ sei angesichts von Berichten über die Geburt der ersten genmanipulierten Babys in verschiedener Hinsicht berechtigt: Denn die Risiken solcher Eingriffe seien unkalkulierbar.
Ein chinesischer Forscher hatte erklärt, mit Hilfe der sogenannten Gen-Schere (CRISPR-cas9-Methode) das Erbgut von Embryonen so verändert zu haben, dass sie nicht an Aids erkranken könnten. Die Zwillinge mit dem manipulierten Erbgut sollen vor einigen Wochen geboren sein. Bislang galten solche Experimente auf dem Weg zum „Designerbaby“ als Tabu.
Breite Diskussion nötig
Dabrock äußerte sich besorgt, dass nun andere ebenfalls die rote Linie überschreiten könnten. Doch nicht nur sei unklar, welche Neben- und Spätfolgen Experimente am Erbgut für die Kinder und deren Kindeskinder hätten; auch habe es sich nicht einmal um ein Heilexperiment gehandelt: „Es ging um einen Grundlagenversuch, den man anhand lebender Menschen durchgeführt hat – also klassisch das, was man als Würdeverletzung bezeichnet. Eine totale Instrumentalisierung der beteiligten Personen“, kritisierte der Ethikrat-Vorsitzende.
Gewiss hätten solche medizinischen Techniken auch vermeintliche Vorteile, sagte Dabrock. Doch es zeige sich, dass die meisten Vorteile nur mit Humanexperimenten mit embryonenverbrauchender Forschung erreicht werden könnten oder mit Nebenfolgen, die sonst bisher nicht akzeptiert werden. Daher sei es wichtig, die globale Zivilgesellschaft an Bord zu holen und das Ganze nicht nur in der Wissenschaft zu diskutieren, sagte der Theologe.