Was ist eine evangelische Position?

Video der bayerischen Landeskirche erklärt die Meinungsvielfalt unter Protestanten

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Um es gleich vorweg zu sagen: Die evangelische Position gibt es gar nicht. Das liegt nicht etwa daran, dass sich evangelische Christinnen und Christen gar nicht auf eine Meinung einigen könnten.

Das liegt auch nicht daran, dass Protestanten keine Meinung haben. Die evangelische Position gibt es nicht, weil nach evangelischem Verständnis jeder Christ seinem eigenen Gewissen gegenüber verantwortlich ist. Die Erkenntnis der Reformatoren war: Nicht die Kirche oder der Pfarrer gibt vor, was zu glauben ist, sondern die Menschen sollen selber denken und sich ein eigenes Urteil bilden.

Aber dann ist doch alles beliebig? Nicht ganz. Die Reformatoren haben da eine nicht ganz leichte Orientierung gefunden. Nicht einzelne Sätze der Bibel dienen zur Antwortfindung, sondern alles was „Christum treibet“. Dieses Grundprinzip prägt die evangelische Kirche bis heute.

Nicht so leicht und eindeutig

Evangelische Positionen entstehen also immer dort, wo ernsthaft darum gerungen wird, heutige Fragestellungen im Sinne der christlichen Botschaft zu beantworten. Und da kann es natürlich passieren, dass es zu unterschiedlichen Einsichten und Akzenten kommt.

Nun sitzen evangelische Christen ja nicht jeder in seinem stillen Kämmerlein. Christen feiern Gottesdienst, engagieren sich in Projekten und sind heute Mitglied einer großen Kirche. Und so gibt es natürlich auch evangelische Positionen. Zu besonders strittigen Fragen, die nicht so leicht eindeutig zu beantworten sind, auch manchmal gleich mehrere.

Typisch evangelisch ist zum Beispiel, dass die eigene Meinungsbildung im Dialog geschieht. Taucht in einer Gemeinde eine Frage auf, wie mit den Flüchtlingen umgegangen werden soll, berät der gewählte Kirchenvorstand über die Frage oder es werden Gemeindeversammlungen abgehalten. Ist sich eine Synode in einem schwierigen Medizinthema nicht sicher, werden Experten befragt oder theologische Fakultäten um eine Einschätzung gebeten. Auch formulieren kirchliche Amtsträger in der Öffentlichkeit Positionen und regen damit gesellschaftliche Diskussionen im Namen ihrer Kirche an.

Kontrovers und leidenschaftlich werden manche Debatten geführt. Immer mit dem Ziel, dass sich evangelische Christinnen und Christen ihr eigenen Bild machen können und eine eigene Position vertreten können. Diskutieren Sie mit!

(ELKB)