Markus Lüpertz stellt sein „Reformationsfenster“ vor

Künstler präsentiert seine Entwürfe für die Marktkirche Hannover

Kirchenvorstand Reinhard Scheibe, Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel- Liebermann und Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann (v.l.) mit dem Entwurf des „Reformationsfensters“.

Hannover (epd). Der Künstler Markus Lüpertz (77) hat in Hannover seinen Entwurf für das von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angeregte „Reformationsfenster“ erörtert. Bei einem Info-Abend in der Marktkirche bezeichnete Lüpertz die Arbeit als reizvolle Herausforderung. „Kirchenfenster sind für einen Künstler ein Glück“, sagte er. „Man kann sie nicht abhängen wie in einem Museum.“ Einmal eingebaut, blieben sie dort über Generationen. Lüpertz hatte im Frühjahr den Entwurf für das rund 13 Meter hohe Buntglasfenster vorgelegt. Das Werk setze sich mit dem Reformator Martin Luther (1483-1546) auseinander, erläuterte der Künstler.

Altkanzler Schröder hatte angekündigt, er wolle der evangelischen Marktkirche als Ehrenbürger von Hannover das Fenster schenken. Allein die Kosten für Material, Herstellung und Einbau werden auf rund 100.000 Euro geschätzt. Zur Finanzierung will Schröder Vortragshonorare von Verbänden und Unternehmen in Deutschland weitergeben.

Weiße Gestalt mit fünf Fliegen

Die meisten Fenster der spätgotischen Backsteinkirche haben bisher nur eine einfache Verglasung. Ohne weitere Buntfenster sei „dieses großartige Bauwerk“ unvollständig, betonte Lüpertz, der mit Schröder befreundet ist. Der Maler, Grafiker und Bildhauer gehört zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart. Er hat bereits mehrere Buntglasfenster für Kirchen entworfen, unter anderem in Köln, Lübeck und im französischen Nevers.

Sein Entwurf zeigt unter anderem eine weiße Gestalt und fünf Fliegen. Einer Legende zufolge habe Luther einst mit einem Tintenfass nach dem Teufel in Form einer Fliege geworfen, erklärte Lüpertz, der protestantisch aufwuchs und zum Katholizismus konvertierte. Das Fenster deute Luthers Kampf gegen das Böse, von dem der Mensch aus Sicht des Reformators umgeben sei.

Bevor das Fenster hergestellt und eingebaut wird, müssen Denkmalpfleger beurteilen, ob das moderne Kunstwerk in die mittelalterliche Kirche passt. Das letzte Wort hat die hannoversche Landeskirche.